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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Bestie macht vielleicht einmal eine passable Figur – ich habe das Bild in New City gesehen –, aber wenn sie erst ein bißchen trainiert ist und herausgefunden hat, was alles drinsteckt für einen Vierbeiner, dann können Sie damit nichts mehr anfangen. – Also wie ist das jetzt mit Ihnen selbst?«
    Joe zuckte mit keiner Miene. »Was soll sein?«
    »Der Ritt hat nicht stattgefunden, da die Regeln nicht eingehalten worden sind. Sie losen noch einmal, und man wird die Box diesmal schnell genug öffnen, so wahr ich Donald senior bin. Gehen Sie ein zweites Mal heran?«
    Joe konnte nicht verhindern, daß sich sein Körper straffte und seine Augen aufblitzten. »Ja.«
    Der alte Donald lachte sein Baßlachen. »O. k. Sie sind doch ein Verwandter von Collins, was? Großartige Zucht!«
    Joe zog das neue Los und lief zu den Boxen zurück. Durch Lautsprecher wurde angesagt: »Nr. 11, Joe King, erhält noch einmal ein Pferd. Er reitet ›Born to buck‹. Champion-Bronc des letzten Jahres.«
    Auf den Tribünen und Stehplätzen wurde lebhaft geklatscht. Die Wetter atmeten auf. Die Kollegen lachten, je nach Temperament gutmütig oder boshaft. »Indian-Boy, du steigst von einem Teufel auf den andern um!«
    Joe hockte sich wieder auf die Bretterwand und musterte von oben den Hengst, mit dem er es jetzt aufnehmen sollte. Das Pferd war mager und geschmeidig, hatte feste Sehnenstränge, großes Temperament und Kampferfahrung. Es bedeutete ein harte Probe für den Reiter.
    Joe sprang herab, der Verschlag wurde in demselben Bruchteil der Sekunde aufgerissen, und der Braune sprengte mit zwei Sätzen vor, um dann mit allen vieren in die Luft zu gehen. Joe spielte in hervorragender Gleichgewichtshaltung den Ball auf dem Pferderücken. Das erste bewundernde »Ah« kam aus den Reihen der Zuschauer. Der Braune paradierte. Er war mit den Hufen wieder auf den Boden gegangen, schlug hoch nach hinten aus, während der Reiter sich weit zurückbeugte und balancierte. Schließlich versuchte der Hengst es mit schlangengleichem Buckeln. Die Zuschauer waren nicht einen Augenblick darum besorgt, daß der Reiter stürzen werde. Es schien sich um ein Scherzspiel von Reiter und Pferd zu handeln, trotz der Kampfspannung voller Harmonie der menschlichen Kraft und Kühnheit. Als schon abgepfiffen wurde, blieb der Reiter noch einen Augenblick in Kampfhaltung, dann erst ließ er los und sprang hinüber auf das Pferd des Helfers.
    Als die Pferde die Arena verließen, hörte Joe noch das Brausen und Toben des Beifalls hinter sich, aber er sah nicht mehr viel und kam nur bei scharfer Anspannung aller Nerven mit Anstand vom Pferd und auf die Beine.
    »Time für Joe King!« Wieviel Punkte, das wurde noch nicht angesagt. Stonehorn verließ das Rodeo-Gelände und ging in die Stallungen zu seinem Schecken, der ihn lebhafter begrüßte, als der abgekämpfte Reiter in diesem Augenblick wünschen mochte. Joe kehrte dann zum Rodeo zurück. Nr. 14 war bereits an der Reihe. Es gab noch einen Sturz, der einigermaßen glimpflich verlief, und einen zweiten, bei dem der Unfallarzt einzugreifen hatte. Erfolgreiche Leistungen lagen wieder am Schluß, bei Nr. 19 und Nr. 20.
    Das Gesamtergebnis im Wettbewerb Bronc ohne Sattel wurde verkündet. Joe glaubte Nebel um sich zu haben, als er hörte: Sieger, 1. Platz – Joe King – Zeit und alle Punkte…
    2. Platz…, 3. Platz…
    Er nahm die Namen nur noch undeutlich in sein Bewußtsein auf, machte sich so schnell wie möglich unsichtbar und verschwand in dem Indianerzelt, in dem er mit seiner Familie Quartier hatte.
    Queenie lachte und weinte durcheinander aus nachträglicher Aufregung und aus Freude. Untschida standen auch die Tränen in den Augen. Okute lächelte.
    Stonehorn sprach nur das Wort »Verdammt« und suchte zu ergründen, was in seinem Körper noch normal funktionierte und was etwa nicht.
    »Als Zuchthengst kannst du den Schecken brauchen«, bemerkte Okute. »Der Rodeo-Stall gibt dir den Beißer zurück; sie wollen ihn nicht haben.«
    Stonehorn brütete einige Zeit auf dem Bärenfell vor sich hin und gab endlich seinen Entschluß bekannt: »Zu der Preisverteilung gehe ich nicht. Ich kann immer behaupten, daß ich zu sehr angeschlagen sei. Für das Geld bekommst du meine Vollmacht, Queenie. Ich will nicht ein dutzendmal zu hören bekommen, daß ich, ein Indianer, einen ersten Preis errungen habe und unter was für Umständen! Ich will nicht zehn- oder zwanzigmal mitteilen, daß ich nicht trinke, auch nicht trinken darf,

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