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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Polizeigewalt.«
    »Die Bewährungsfrist läuft noch?«
    »Ja.«
    »Ihrem Superintendent sind diese Umstände und Ihre Teilnahme an dem Rodeo hier bekannt?«
    »Ja.«
    »Der Name des Superintendent?«
    »Hawley.«
    »Des Richters?«
    »Elgin.«
    »Das Urteil wurde in New City gesprochen?«
    »Ja.«
    »Wir hoffen, daß Sie hier keine Schwierigkeiten machen werden. Sie wissen, daß Sie auch nach den Gesetzen unseres Landes keinen Alkohol trinken dürfen?«
    »Ich weiß.«
    »Sie werden sich daran halten. Es wird auch gut sein, wenn Sie überhaupt nicht an irgendwelchen Veranstaltungen teilnehmen, auf denen getrunken wird. Wir möchten Ihnen ersparen, Sie da herausholen zu müssen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich wünsche Ihnen dann den besten Erfolg über Ihre Schlußrunde ›Bronc-sattellos‹!«
    Joe erhob sich und ging.
    Während er die Tür leise schloß, sah er noch, daß der Kriminalbeamte zum Telefon griff.
    Er wird die Kollegen von seiner Branche anrufen, dachte er, und dabei noch etwas mehr über Joe King erfahren. Die Herren sind dafür verantwortlich, daß auf dem Rodeo nichts passiert, daß es auch nicht als Treffpunkt dient, und wenn, daß sie die Gelegenheit für sich ausnützen, um vielleicht einen Fang zu machen.
    Es ist alles ganz natürlich. Auch daß ein Indianer beiseite stehen muß, während die andern nach Herzenslust saufen. Sie würden nie begreifen, daß es mir nicht um den Alkohol geht, sondern darum, von einem Tisch ausgeschlossen zu sein. Weil ich ein Indianer bin.
    Joe schlenderte zu dem Indianerdorf und streckte sich bei Queenie und den beiden Zwillingen auf die Decken.
    Die meisten Zeltbewohner waren zu dem Wagenrennen gegangen, für das sie als Rodeo-Teilnehmer Freikarten erhielten. Joe zeigte keine Lust, das Schauspiel zu genießen. Queenie merkte ihm wohl an, daß er verstimmt war, aber sie fragte nichts, und Stonehorn sprach sich nicht aus.
    Die Pferde waren schon ausgelost. Joe hatte die Nummer des Schecken gezogen und wurde unruhig. Wenn er sein eigenes Pferd ritt, konnte man ihm den Sieg vergällen. Seine Bedenken wurden jedoch abgewiesen, nicht ohne merklichen Spott im Ton – ob er nach dem Ergebnis der Vorrunden vor seinem eigenen Hengst Angst bekommen habe? Da dieser Pferdeteufel alle anderen Rodeo-Cowboys abgeworfen habe, sei es wohl nicht mehr als recht und billig, wenn das Los Joe verdammt habe, sich nun selbst an dem Tier zu versuchen. Wie ausgezeichnet sei es ihm damit in New City gelungen! Also Glück auf und Hals- und Beinbruch. Es könne in Wahrheit gar nichts schiefgehen. Entweder werde der Schecke das Pferd des Jahres oder Joe werde Champion.
    Joe King sagte nichts mehr. Der Nachmittag kam heran, an dem er den entscheidenden Ritt vor sich hatte. Er begab sich frühzeitig zu dem Arena-Gelände und beobachtete, wie der schon sehr aufgeregte Schecke in seine Box gebracht wurde.
    Die Teilnehmer fanden sich alle ein, um den Kampf ihrer Kollegen und Konkurrenten von Anfang an mitzuerleben und jederzeit zum Einsatz zur Verfügung zu stehen, wenn an der Reihenfolge etwas geändert werden mußte. Die Tribüne war bis auf den letzten Platz besetzt und bunt von hellen Sommerkleidern. Menschenstimmen schwirrten. Die Temperatur war über Mittag auf 85 Grad Fahrenheit gestiegen; der trockene Wind brachte Kühlung, dorrte aber auch noch weiter aus.
    Joe trug ein dunkles Hemd und sein gelbes Halstuch. Um den schwarzen Cowboyhut lag das Band mit dem Symbol des Donnervogels. Von der Tribüne winkte jemand, das waren aber nicht Queenie, Untschida und Okute, die Joe sogleich herausgefunden hatte, sondern Caroline und dann auch Jerome.
    Die Gruppe der Indianer aus dem Dorf hatte sich geschlossen auf den Stehplätzen zusammengefunden.
     
    Die erste Box öffnete sich, und der Sieger des Vorjahres wurde von seinem Pferd hinausgestürmt. Er verlor sofort den Hut, und sein Fuchs dachte auch ihn als Reiter auf alle Weise loszuwerden. Es warf ihn dreimal wie einen Ball in die Luft, schlug einmal kurz aus, um den Reiter über den Kopf rutschen zu lassen, und ging dann wieder zu der Katzenbuckelmethode über. Aber die Zeit verging, und der Reiter hatte gesiegt, er war oben geblieben. Die Helfer kamen, um ihn von dem noch immer bockenden Pferd zu nehmen. Beifall klang auf. Nach allgemeiner Meinung der Sachverständigen war es ein guter Ritt gewesen, aber nicht mehr die erste Klasse des Vorjahres. Die Zeit und nicht ganz zwei Drittel der möglichen Punkte waren gewonnen.
    Box nach Box wurde geöffnet,

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