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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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sondern stand am Fenster, schob die Gardine ein wenig beiseite und hielt Ausschau. Der Regen hatte schon wieder aufgehört, aber jeder Farmer und jeder Rancher freute sich noch über die Feuchtigkeit, die dem dürren Land wenigstens wieder für kurze Zeit gespendet war. Harold Booth ging vom Fenster weg. Er hatte den Arzt und Stonehorn erkannt, die im Wagen zusammen zurückkamen.
    Man hörte das Klappen der Wagentür, das Schließen der Haustür hinter den Eintretenden. Nach der kurzen Spanne, die ein Hutablegen in der Garderobe beanspruchte, traten Eivie und Stonehorn in das Wohnzimmer ein.
    »Ein Lob für die Ladies«, grüßte Eivie und überblickte mit Befriedigung das Resultat der Vorbereitungen für das leibliche Wohl. Am Seitentisch hatten Bessie und Kate die Speisen aufgebaut, Margot hatte die Teller auf einem Stoß bereitgestellt, die Bestecke auf einem Tablett zurechtgelegt, die Gläser und die Flaschen aufgestellt, und jeder konnte sich aus der vorhandenen Auswahl, die Eivies Geschmack ein gutes Zeugnis ausstellte, seine Mahlzeit kombinieren. Zu trinken gab es Martini dry, echten Cognac, schottischen Whisky, Mineralwasser und Orange-Juice.
    Queenie hatte die Decke zusammengelegt und das Kissen in die Couchecke geschoben. Sie setzte sich auf.
    »Appetit?« fragte Eivie zu ihr hinüber.
    »Ja.«
    Margot stellte für Queenie zunächst einen bunten Teller aus verschiedenen mild zubereiteten Salaten zusammen und brachte ihn ihr selbst.
    »Joe«, erklärte Eivie, »Sie sind Selbstversorger! Essen Sie, soviel Sie können. Sie müssen nicht nur einen Bärenhunger haben, Sie sind einfach unterernährt.«
    Stonehorn überprüfte, was unter dem Guten für ihn das Beste war, und hielt sich an kalten Büffelbraten.
    »Der Naturschutzpark hat geliefert«, erklärte Eivie mit einem Blick auf diese wiederkehrende Art des Prärieleckerbissens.
    »Büffelzucht wäre auch für uns hier etwas.«
    Haverman hatte den Fernsehapparat angestellt. Da es nicht dunkel im Zimmer war, wirkten die Bilder blaß und unruhig, aber Haverman trachtete, Informationen zu erhalten.
    Die anderen achteten nicht sonderlich darauf, sondern machten sich vorläufig an die Getränke. Bessie teilte die Eisstückchen in die Gläser aus.
    »Mister King, was nehmen Sie?«
    »Wasser mit Eis, bitte.«
    »So enthaltsam?«
    »Ja.« Er trank aus und gestattete Bessie, ihm auch das zweite Glas zu kühlen. »Ich muß nachher fahren.«
    »Das könnte Ihre Frau Ihnen abnehmen.«
    Harold Booth wußte, daß er jetzt etwas Unvernünftiges startete, aber sein Teufel ritt ihn. Er trat zu Bessie und Joe King.
    »Wie soll denn das nun mit dem Einsatz werden… für den Bronc-Ritt?«
    Bessie Fox versenkte Harold mit einem einzigen Blick wie in einem Schnellfahrstuhl in den untersten Keller jener Art von Verachtung, die sich auf gesellschaftlich unmögliches Benehmen bezieht.
    »Dieser Bronc-Einsatz ist mit der Freude an einer herrlichen, einer geradezu unvergleichlichen Leistung doppelt und dreifach bezahlt.«
    Für Stonehorn war Harold Luft. Er war weniger als Luft, denn Luft braucht man immerhin zum Atmen, wenn man sie auch nicht sehen kann.
    »Hallo«, rief Haverman, »nun passen Sie doch mal auf!«
    Aller Augen wandten sich dem Bildschirm zu.
    »… der Massenmörder Jenny wurde verkohlt gefunden. Auf seiner Flucht mit dem Buick des Gangster-Bosses Mike wurde sein Wagen aus der Bahn geschleudert und verbrannte.«
    »Himmlische Gerechtigkeit.« Haverman war erleichtert.
    »Joe«, rief Kate Carson, »wissen Sie schon, daß Sie ein berühmter Mann werden? Die Presse war nach dem Rodeo bei Hawley, da man Sie selbst nirgends auffinden konnte. Er hat Informationen gegeben, daß Sie von dieser Reservation hier stammen und ein Beispiel für das Wiederaufleben des Indianers unter unserem neuen Kurs sind. Die Leute haben prächtige Aufnahmen von Ihrem Kampf mit dem Bronc gemacht. Das erscheint. Sie werden berühmt, Sie werden Angebote für die großen Rodeos erhalten!«
    Joe konnte nicht verhindern, daß sich der Ausdruck einer gewissen Überraschung und Befriedigung über seine Züge breitete. Er hob sein Glas Wasser zu Queenie, und diese dankte auf die gleiche Weise.
    »Also, das muß allgemein begossen werden«, bestimmte Kate. Man machte sich aus neuem Anlaß mit neuer Kraft an Whisky, Martini und Cognac.
    »Hallo, ihr Leute«, warnte Eivie. »Ich muß die Fahrer aussondern, sonst habe ich heute nacht zu viele von euch auf der Unfallstation.«
    »Haverman trinkt nicht

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