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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte ich und heftete meine Augen fest auf ihr Gesicht.
    »Was? Wer hat Ihnen denn das erzählt?« Sie sah nicht einmal ärgerlich aus, eher amüsiert, als hätte sie es mit einem hoffnungslosen Idioten zu tun. Das verkniffene, zynische Lächeln auf ihren Lippen brachte mich zur Weißglut.
    »Rye hat es mir erzählt«, zischte ich. »Er kam herauf, um sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen, und dann sagte er mir, daß er gesehen hat, wie Sie etwas in meinen Kartoffelbrei gaben.«
    »Mein liebes Kind, er versucht doch nur, von seiner eigenen Schuld an dem, was passiert ist, abzulenken. Schon an dem Tag, als wir hier angekommen sind, ging ich zu ihm in die Küche und erklärte ihm ausdrücklich, daß pikant zubereitete Gerichte nichts in Ihrer Diät verloren hätten. Sie erinnern sich sicher, daß ich ihm auch untersagte, Ihnen schwere, süße Sachen zu machen, und daß er Ihnen trotzdem diese Schokoladentorte bringen ließ. Er ist entweder stur oder dumm. Ich bin mir sicher, Mr. Tatterton hat sich sehr über ihn geärgert. Vielleicht hat er ihn sogar vor die Tür gesetzt.«
    »Rye vor die Tür gesetzt?« Nun war ich an der Reihe zu lachen. »Rye gehört zur Familie, und er wird hier bleiben bis zu seinem letzten Tag. Und er ist ein wunderbarer Koch. Von seinem Essen wird man bestimmt nicht krank«, sagte ich herausfordernd und durchbohrte sie mit meinem Blick. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Das bestätigte meinen Verdacht.
    »Nun, Mr. Tatterton war jedenfalls sehr verärgert über ihn.
    Und nun, warum essen Sie nicht fertig, bevor alles kalt wird?«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
    Kurz darauf erschien Tony.
    »Wie geht es Dir, Annie? Ich habe Mrs. Broadfield im Laufe des Tages zweimal angerufen, und sie sagte, du würdest recht gute Fortschritte machen.«
    »Sie hat dich angelogen«, stieß ich hervor. Eines wußte ich: Entweder würde diese Geschichte mit Mrs. Broadfield ein Ende haben, oder ich würde unverzüglich abreisen.
    »Was? Gelogen?«
    »Mir ist nicht wegen Ryes Essen übel geworden, Tony. Das Essen war nicht zu stark gewürzt, es war vergiftet!« erklärte ich. Er starrte mich einen Moment lang mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Vergiftet? Ist dir klar, was du da sagst? Vielleicht bist du nur – «
    »Nein, Tony, hör zu. Wenn dir wirklich etwas an mir liegt, dann hör mir zu«, sagte ich. Besorgt trat er einige Schritte auf mich zu. »Mrs. Broadfield ist sicher eine ausgezeichnete Krankenschwester, das heißt, sie ist fachlich kompetent, aber sie hat keinen guten Charakter und haßt reiche Leute. Ihrer Ansicht nach sind reiche Leute verzogen, verdorben und schwach. Du solltest einmal ihr Gesicht sehen, wenn sie darüber spricht – sie sieht dann noch häßlicher aus, wie ein Ungeheuer!«
    »Ich hatte keine Ahnung«, rief Tony erstaunt.
    Ich erzählte ihm was geschehen war, und seine Augen weiteten sich vor Bestürzung.
    Schließlich nickte er langsam. »Ich verstehe. Nun, ich denke, dann ist es wohl an der Zeit, ihren Dienst hier zu beenden, meinst du nicht auch?«
    »Ja, Tony. Ich würde keinen einzigen Tag länger hierbleiben, wenn diese Frau in meiner Nähe ist.«
    »Mach dir keine Sorgen deswegen. Noch heute abend wird sie gehen. Wir werden einige Zeit brauchen, um einen passenden Ersatz zu finden, aber ich bin sicher, es wird nicht allzu lange dauern«, fügte er zuversichtlich hinzu.
    »Danke, Tony. Ich wollte dir wirklich keine Umstände machen, aber – «
    »Unsinn. Wenn du mit deiner Krankenschwester nicht zufrieden bist, wirst du dich auch nicht erholen. Und ich will nicht, daß du eine so sadistische Person ertragen mußt, die diese Frau anscheinend ist.« Seine Augen blickten zornig.
    Dann aber beruhigte er sich wieder und strich mir sanft über die Wange. »Jetzt denke nicht mehr daran. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit anderen, schöneren und freundlicheren Dingen zu.« Er blickte sich um. »Mir ist klar geworden, daß hier manches geändert werden muß. Du sitzt und liegst hier herum und bist viel zu sehr mit deiner Krankheit beschäftigt.
    Sieh dir nur diesen Raum an… eine Atmosphäre wie im Krankenhaus… Rollstühle, Medizinfläschchen, Schüsseln…
    deprimierend«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Aber ich habe da eine Medizin mit Zauberkraft für dich.« Seine blauen Augen zwinkerten mich übermütig an wie die eines kleinen Jungen, der etwas Unartiges im Schilde führte.
    »Eine Medizin mit Zauberkraft? Was ist es?«
    Er hob die

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