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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mit meinem trübsinnigen, düsteren Zustand abfinden müssen.
    So hingegen fiel ich niemandem mehr zur Last und hatte meine Ruhe. Eines Tages jedoch entdeckte mich mein Bruder.
    Er war nach meinem Tod in tiefe Trauer versunken, und so hätte ich ohnehin nicht länger vor ihm verbergen können, daß ich lebte. Wir trafen ein Abkommen… Ich sollte hier leben, ohne daß jemand wußte, wer ich war, und er wollte weiterhin so tun, als wäre ich tot. Als einige Jahre vergangen waren und die meisten Menschen, die mich gekannt hatten, weggezogen oder gestorben waren, erzählten wir den Leuten, daß ich ein neuer Künstler sei, der Spielsachen im Stil von Troy schuf.
    Und so belästigt mich niemand, und ich kann ungestört der Mensch sein, der ich nun einmal bin. Wie ich schon sagte: Ich arbeite, lebe mit meinen Erinnerungen und meiner friedvollen Einsamkeit.
    Jetzt kennst du die Wahrheit, und ich verlasse mich darauf, daß du dein Versprechen hältst und sie in deinem Herzen bewahrst.«
    »Ich werde niemandem etwas erzählen, aber ich wünschte, du würdest zurückkommen in die Welt auf der anderen Seite des Labyrinths. Ich weiß nicht genau warum, aber ich würde dich gerne dorthin mitnehmen.«
    »Du bist so entzückend, wie du in deinem Rollstuhl sitzt und erzählst, daß du jemand anderem helfen möchtest.«
    Wir blickten einander lange an. In seinen Augenwinkeln standen Tränen, doch er hielt sie zurück. Er wußte, wenn er ihnen freien Lauf lassen würde, dann würden auch meine Tränen fließen.
    »Nun«, sagte er plötzlich und klatschte in die Hände. »Du hast gesagt, du hättest es gestern geschafft, ohne Hilfe zu stehen?«
    »Ja.«
    »Nun, dann solltest du jeden Tag ein bißchen länger stehen und versuchen, die ersten Schritte zu machen.«
    »Genau das dachte ich auch, aber der Arzt sagte – «
    »Ärzte mögen sich mit dem Körper des Menschen auskennen, aber sie wissen oft nicht genug über das Herz.«
    Troy stand auf und stellte sich in einer gewissen Entfernung, aber dennoch so nahe vor mich hin, daß er mich nötigenfalls auffangen konnte. »Ich möchte, daß du noch einmal stehst und daß du diesmal versuchst, einen Schritt auf mich zuzumachen.«
    »Oh, ich weiß nicht… Ich…«
    »Unsinn, Annie Stonewall. Du schaffst das schon. Du bist Heavens Tochter, und Heaven würde auch nicht hier sitzen und sich selbst bemitleiden. Und sie würde bestimmt nicht lange auf die Hilfe anderer Leute angewiesen bleiben.«
    Seine Worte hatten eine magische Wirkung auf mich. Ich schluckte und biß mir leicht auf die Unterlippe. Dann stützte ich mich fest auf die Armlehnen und befahl meinen Füßen, sich von den Fußstützen auf den Boden zu bewegen. Langsam, wie in Zeitlupe taten sie es. Troy nickte mir ermutigend zu. Ich schloß die Augen und konzentrierte mich angestrengt darauf, meine Beine durchzudrücken.
    »Laß deine Füße eins werden mit dem Boden«, flüsterte er mit beschwörender Stimme. »Deine Fußsohlen kleben auf der Erde. Sie kleben…«
    Ich fühlte, wie ich Druck ausübte. Ja, ich preßte meine Füße auf den Boden. Meine Beine strafften sich, die unsicheren Muskeln spannten sich an, und ich drückte meine Arme von den Stuhllehnen ab. Langsam, aber in einer fließenderen Bewegung als am Tag zuvor, erhob ich mich. Und schließlich stand ich. Ich öffnete die Augen und sah, daß Troy lächelte.
    »Gut. Jetzt hab keine Angst. Mach einen Schritt. Nimm die Arme weg vom Stuhl.«
    »Ich glaube, das traue ich mich noch nicht. Wenn ich falle…«
    »Du wirst nicht fallen. Ich werde dafür sorgen, Annie. Geh auf mich zu, geh auf mich zu«, forderte er mich in beschwörendem Tonfall auf und streckte mir die Arme entgegen, so daß ich nur ein oder zwei Schritte machen mußte, um ihn zu erreichen. »Geh auf mich zu… komm zu mir, Annie.«
    War es dieses drängende Bitten oder war es die Tatsache, daß seine Stimme jener glich, die mich im Traum aus der Dunkelheit ins Licht gerufen hatte? Irgend etwas gab mir den Willen und die Kraft, es zu versuchen. Ich spürte, wie sich mein zitterndes rechtes Bein ein ganz klein wenig vorwärts bewegte, wobei sich mein Fuß kaum vom Boden abhob. Mein linkes Bein folgte.
    Es war ein Schritt! Ein Schritt!
    Ich schaffte noch einen, dann aber ließ mich mein Körper im Stich. Nach der ganzen Anspannung wurde er plötzlich schlaff, und meine Beine versagten. Ich hatte jedoch nur für einen winzigen Moment das Gefühl zu fallen; dann fingen mich Troys Arme sicher auf, und ich sank

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