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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nicht nur ein gewöhnlicher Angestellter sein!«
    Er lächelte.
    »Ich hätte mich doch weiterhin im Schatten verbergen sollen, Annie. Ich hätte wissen müssen, daß du die Wahrheit herausfinden würdest.«
    »Was ist die Wahrheit?« Ich wartete und wagte kaum zu atmen.
    »Ich bin nicht Troy Tattertons Assistent; ich bin Troy Tatterton.«
    Es war eigenartig, aber Troys Enthüllung schockierte mich längst nicht so, wie man vielleicht hätte erwarten können.
    Immerhin hatte mir jeder von seinem Tod erzählt und von ihm gesprochen, als wäre er schon lange Zeit nicht mehr am Leben.
    Doch nun hatte ich das Gefühl, als hätte ich immer schon gewußt, daß er nicht tot war…
    »Wenn Rye Whiskey Sie sieht, hält er Sie wahrscheinlich für einen seiner Geister«, sagte ich.
    »Rye…« Er lächelte. »Wahrscheinlich hast du recht.
    Übrigens, Annie, wenn du schon weißt, daß ich zur Familie gehöre, kannst du mich eigentlich auch mit du anreden…«
    Ich tat es gerne und ohne Schwierigkeiten, denn ich hatte ohnehin das Gefühl, als würde mich mit diesem Mann mehr verbinden als dieses kurze Gespräch. »Jetzt, wo du mir erzählt hast, wer du wirklich bist, wirst du mir auch sagen, warum du jeden in dem Glauben gelassen hast, du seist tot?« fragte ich.
    »Hat dir irgend jemand etwas über die Umstände meines angeblichen Todes erzählt?« fragte er und betrachtete mich aufmerksam.
    »Ich habe hier und dort etwas darüber gehört. Rye Whiskey hat mir davon erzählt, aber ich weiß nie, wieviel von seinen Erzählungen wahr ist und wieviel seiner lebhaften Phantasie entsprungen ist. Ich weiß, daß du auf einem Pferd ins Meer geritten bist – auf Jillians Pferd –, und seither hat man nichts mehr von dir gesehen oder gehört.«
    »Ja, dieser Teil der Geschichte stimmt.«
    »Wie konnte das passieren?«
    Erneut schienen seine Augen zu lächeln.
    »Wenn du mich so ansiehst – so leidenschaftlich –, dann erinnerst du mich wirklich sehr an deine Mutter, als sie in deinem Alter war. Ich denke, du bist eine ebenso aufmerksame Zuhörerin, wie sie es war. Wirst du mir zuhören?« fragte er und lehnte sich wieder zurück.
    Ich nickte, verspürte jedoch eine gewisse Besorgnis, als ich diesen neuen ernsthaften Tonfall in seiner Stimme hörte.
    »Was ich dir vorhin erzählt habe, stimmt: Ich war ein kränkliches, melancholisches Kind. Auch während meiner Jugend suchten mich ständig düstere, traurige Gedanken heim.
    Mein Bruder Tony, der für mich mehr ein Vater war, tat sein Bestes, um aus mir einen hoffnungsvollen und heiteren Menschen zu machen. Doch es schien, als wäre seit meiner Geburt eine dunkle graue Wolke über mir gehangen, die größer und immer größer wurde. Und schließlich sah ich nur mehr dieses elende Grau, auch wenn der Tag in Wirklichkeit hell und strahlend war. Kannst du das verstehen?«
    Ich schüttelte den Kopf, denn ich verstand es wirklich nicht.
    Ich konnte nicht nachvollziehen, wie jemand sein ganzes Leben unter einer dunklen Wolke verbringen konnte. Das Licht der Sonne war so wichtig für die Blumen und Bäume und das Gras und die Vögel und besonders für junge Menschen: sie mußten einfach hin und wieder in seiner zärtlichen Wärme baden! Ohne Licht konnte nichts gedeihen.
    Troy erriet meine Gedanken.
    »Ich konnte mich nicht zu einem gesunden jungen Mann entwickeln, nicht, solange mich diese
    Weltuntergangsstimmung in ihrem Griff hatte. Je schlechter es mir ging, desto mehr kümmerte sich Tony um mich, desto mehr Zeit und Energie opferte er mir. Seine Frau Jillian war völlig egozentrisch. Das einzige, was sie wirklich liebte, war ihr eigenes Spiegelbild; und sie erwartete von allen Menschen in ihrer Umgebung, daß sie sich ebenso von ihrer Schönheit bezaubern ließen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie eifersüchtig sie auf alles war, was Tonys Aufmerksamkeit von ihr ablenkte, und wenn es nur für einen winzigen Augenblick war!
    So zog ich schließlich in diese Hütte, um mein Leben und meine Arbeit dem Tatterton-Spielzeug zu widmen. Es war ein sehr einsames Leben. Die meisten Menschen wären dabei verrückt geworden, ich weiß, aber ich war doch nicht so allein, wie du vielleicht denkst… die Spielsachen wurden meine Welt, die winzigen Figuren waren meine Freunde, und ich dachte mir Geschichten über ihr Leben aus.«
    Er blickte sich im Zimmer um, sah einige der Spielsachen an und lachte.
    »Vielleicht war ich verrückt. Wer kann das schon beurteilen?
    Aber wenn, dann war es eine

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