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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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deines…«
    »Die Sünden deines Vaters?« half er mir.
    »Ja.«
    »Luke muß sich zu einem außergewöhnlichen jungen Mann entwickelt haben, wenn du dir so viele Gedanken um ihn machst.«
    »Oh, das hat er. Er ist so klug. Er wurde von seiner Schule sogar dazu auserwählt, die Abschlußrede zu halten! Und er ist so zuvorkommend und höflich. Jeder, der halbwegs gerecht ist, liebt und achtet ihn! Mammi hat ihn auch geliebt. Es war hart für sie, aber sie kümmerte sich immer um ihn wie um ihren eigenen Sohn«, erklärte ich mit fester Stimme.
    »Ich würde gerne etwas über dein Haar wissen. Warum hast du es gefärbt? Du hast es doch gefärbt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen. Tony brachte einen Friseur mit nach Farthy und sagte mir, ich sollte es tun. Er meinte, mit hellerem Haar würde ich mich wieder besser fühlen.«
    »Tony hat dich dazu veranlaßt?« Ich sah die Besorgnis in seinem Blick.
    »Ja. Warum fragen Sie?«
    »Wie ging es Tony… Mr. Tatterton in der letzten Zeit? Ich habe ihn eine ganze Weile nicht gesehen.«
    »Eigenartig. Er ist vergeßlich und bringt alles durcheinander.«
    »Bringt alles durcheinander? Was denn zum Beispiel?«
    »Er verwechselt mich oft mit meiner Mutter und mit meiner Großmutter… sogar mit meiner Urgroßmutter Jillian.«
    »Wie meinst du das?« Er beugte sich in seinem Stuhl vor und faltete seine schmalen Hände, während er sich mit den Ellbogen auf seinen Knien aufstützte.
    »Er redet mit mir, als wäre ich eine von ihnen und bezieht sich auf Dinge, die ich gar nicht wissen kann.«
    Er starrte mich mit besorgtem Blick an. »Wie lange wirst du hier in Farthy bleiben?«
    »Eigentlich war vorgesehen, daß ich bleibe, bis ich wieder ganz gesund bin; aber ich habe Drake heute schon gesagt, daß ich nach Hause möchte!« Plötzlich überfluteten mich all die Gefühle, die sich in mir aufgestaut hatten – daß man mich eingesperrt hatte, daß ich von einer grausamen Krankenschwester gequält worden war, daß ich nun mit Tony lebte, der sich ständig von einer Welt in die andere bewegte.
    »Und ich werde nach Hause gehen!« sagte ich.
    »Ja, das solltest du tun. Wenn du hier nicht glücklich bist und dich nicht richtig wohl fühlst, dann ist es besser, du gehst«, erklärte er. Er sagte es mit so viel Überzeugung, und seine Augen blickten so entschieden, daß ich plötzlich Furcht verspürte.
    »Wer sind Sie… wer sind Sie wirklich? Sie wissen zu viel über diese Familie, als daß Sie ein gewöhnlicher Angestellter sein könnten!«
    Er lehnte sich wieder zurück und starrte mich lange an. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust.
    »Die Frage ist, ob du es für dich behalten kannst, wenn ich es dir sage. Es ist wichtig für mich, daß niemand oder höchstens nur ganz wenige Menschen über mich Bescheid wissen. Ich liebe mein anonymes Leben hinter dem Labyrinth. Es macht mich glücklich, hier mit meinen Erinnerungen und meiner Arbeit zu leben, die, wie du siehst, einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nimmt.« Er hielt inne und sagte dann mit sehr trauriger Stimme: »Es ist das Leben, das ich selbst gewählt habe. Ich hatte allerdings nie gedacht, daß ich so lange leben würde.«
    »Warum nicht? So alt sind Sie doch gar nicht?«
    »Nein, aber als ich jünger war, war ich häufig krank, und ich träumte, ich würde sehr jung sterben… Ich dachte, ich würde nicht älter als dreißig werden. Doch ich lebe immer noch. Der Tod weigert sich, mich anzunehmen. Ich frage nicht nach dem Warum; ich lebe eben weiter, mache meine Arbeit, lebe dieses friedvolle Leben und bin zufrieden mit dem, was ich habe. Auf gewisse Weise habe ich mit mir selbst Frieden geschlossen, mit all meinen Ängsten und Problemen. Meine Vergangenheit ist für mich wie eine verheilte Wunde; ich will auf keinen Fall etwas tun, was sie je wieder aufbrechen lassen könnte.« Er richtete seine Augen auf mein Gesicht; sanfte, warme Augen, die mich baten, ihm Vertrauen zu schenken…
    »Also… kannst du ein Geheimnis für dich behalten, das so wichtig ist wie dieses?«
    »O ja«, versicherte ich ihm.
    »Ja, ich glaube, du kannst es. Ich weiß nicht, warum ich es tue, aber ich vertraue dir… so wie ich… wie ich meiner eigenen Tochter vertrauen würde, wenn ich eine hätte.«
    »Meine Mutter hat mir immer ans Herz gelegt, das zu achten, was anderen Menschen wertvoll ist; auch wenn es mir selbst nicht so wertvoll erscheint.«
    »Ja, das klingt nach ihr.«
    »Da, sehen Sie. Sie kennen sie so gut! Sie können

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