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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich ihn gesehen habe, hatte er sich offensichtlich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert. Seine Kleidung sah teuer aus, aber sein Jackett und seine Hose hätten aufgebügelt werden müssen, und seine Krawatte war voller Flecken. Meiner Ansicht nach ist der Butler, er heißt Curtis, nicht mehr zu viel nutze. Er sieht offensichtlich nicht sehr gut und braucht eine Ewigkeit, um sich von einem Zimmer ins andere zu bewegen.«
    »Gab es keine Dienstmädchen?« fragte ich erstaunt. Ich hatte angenommen, daß ein Mann, der so reich war wie Tony Tatterton, von einem ganzen Stab von Bediensteten umgeben wäre.
    »Ich habe keine gesehen, aber ich nehme an, daß es zumindest jemanden geben muß, der die Räume, die er bewohnt, sauber hält. Aber ich habe den Koch kennengelernt, denn er half beim Auftragen des Essens. Sein Name ist… nun halte dich fest… Rye Whiskey.«
    »Oh, ich erinnere mich, daß Mammi diesen Namen erwähnt hat«, flüsterte ich aufgeregt. Als ich diesen Namen hörte, lebten die wenigen Geschichten, die ich aus unserer verbotenen Vergangenheit kannte, wieder auf. »Auch er muß mittlerweile sehr alt sein.«
    »Wahrscheinlich, aber ihm sieht man das Alter nicht so sehr an wie dem Butler. Er war offensichtlich froh darüber, einen weiteren Esser am Tisch zu haben, und die Portion, die er auf meinen Teller häufte, hätte für drei gereicht. Ich mochte ihn.
    Er hat Sinn für Humor, und er kümmert sich anscheinend gut um Tony.«
    »Oh, ich wünschte mir, ich wäre auch dort gewesen!« Jeder Augenblick hätte mir ein Geheimnis enthüllt und mir erlaubt, die Vergangenheit der Familie besser zu verstehen, dachte ich.
    Jene Treppen hinauf zu gehen und das Zimmer meiner Urgroßmutter und meiner Mutter zu betreten! Vielleicht hätte ich etwas gesehen, das sofort das Rätsel gelöst hätte, warum meine Mutter Tony Tatterton nicht mochte.
    Aber vor allem wäre ich in Lukes und meine Traumwelt eingetreten. Würde sie unseren Vorstellungen entsprechen?
    Würde Farthinggale der Ort sein, an dem wir frei und offen miteinander sein konnten? Wären wir dort abgeschirmt und geschützt vor all den häßlichen, grausamen und störenden Dingen, die das Leben manchmal zu solch einer Last machten?
    Das Haus so zu malen, wie es wirklich war! Wie aufregend das wäre! In Gedanken ließ ich mich auf der großen Rasenfläche am Eingang nieder, und das mächtige Gebäude lag vor mir.
    »Du würdest nicht dort bleiben wollen«, sagte Drake in entmutigendem Ton, »es war traurig. Ich habe Tony versprochen, in Kontakt mit ihm zu bleiben, und ich denke, daß ich ihn in einigen Tagen anrufen werde. Mir gefällt die Vorstellung, in seinem Unternehmen zu arbeiten, in leitender Stellung natürlich. Aber erzähle Heaven nicht, daß ich das gesagt habe.«
    »Natürlich nicht.« Und wieder war ich über Drakes Absicht erstaunt, dies alles nicht nur vor meiner Mutter geheimzuhalten, sondern auch seine Verbindung mit Tony Tatterton aufrechtzuerhalten, eine Tatsache, die ihr zutiefst mißfallen würde. Ich fragte mich, was für ein Mann Tony Tatterton wohl war, da er einen so nachhaltigen Eindruck auf Drake gemacht hatte.
    »Nun gut, ich werde dich in einigen Wochen wiedersehen.
    Ich fürchte, ich werde nicht zu Fannys großer Geburtstagsparty kommen können. Es tut mir aufrichtig leid. Sie schrieb mir, daß sie schon eine Band engagiert habe. Sie hat Unmengen von Leuten eingeladen, auch einige Freunde unserer Eltern.
    Und sie hat sogar eine Firma beauftragt, ihr Haus und ihr Grundstück zu dekorieren. Könntest du dir vorstellen, dich selbst auf so pompöse Weise zu feiern? Ich bin sicher, daß sie nur Publikum für einen ihrer extravaganten Auftritte haben will. Du mußt mir nachher genau erzählen, welche lächerlichen und peinlichen Sachen sie sich diesmal wieder hat einfallen lassen. Ich denke, sie wird all ihre jugendlichen Liebhaber einladen, die sich um sie scharen werden wie Höflinge zu Füßen einer Königin.«
    »Für Luke wird das alles sicher nicht sehr komisch«, sagte ich und war traurig, daß selbst Drake sich über Tante Fanny lustig machte. »Er will nicht einmal hingehen, er fürchtet sich richtig davor!« rief ich.
    »So?« sagte Drake erstaunlich gleichgültig und kalt. »Sag ihm, er soll sich in seinem Zimmer verstecken. Ich rufe dich an, sobald ich wieder mit Tony gesprochen habe, und werde dir alles erzählen.«
    Ich mußte immer daran denken, was er gesehen und erlebt hatte.
    »O Drake, du bist der einzige von uns, der dort

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