Nacht über Eden
was ich fühle. Drake hatte recht, ich habe dich wirklich all diese Jahre voll Leidenschaft und Verlangen angesehen. Kein anderes Mädchen konnte mich glücklich machen. Darum hatte ich auch nie wirklich eine Freundin, denn ich habe die ganze Zeit nur von dir geträumt. Ich weiß, daß es falsch ist, aber ich kann es nicht ändern. Darum bin ich auch weggelaufen. Es ist so schmerzlich, Annie!«
»Luke, ich verstehe dich.« Ich setzte mich auf, so daß unsere Gesichter sich fast berührten.
»Wirklich?« fragte er, und sein Blick brachte zum Ausdruck, daß er es schon immer geahnt hatte.
»Ich empfinde die gleichen Gefühle wie du… und mir scheint es sogar, als wären sie stärker geworden, seit du mich aus Farthy zurückgeholt hast«, bekannte ich. Für einen Augenblick schien die Luft zwischen uns wie ein Fenster, durch das der eine in die Augen des anderen sah und gegen das wir unsere Lippen preßten…
»Das habe ich vermutet«, flüsterte Luke, und seine Hände wanderten über meine Arme, hinauf zu meinen Schultern.
»Schon in den letzten Tagen war ich ständig versucht, es dir zu sagen. Und im Pavillon habe ich es ja auch fast getan.«
»Ich auch.«
Mein Nachthemd glitt über meine Schultern und lag nur noch lose auf meinen Oberarmen, so daß meine Brust halb entblößt war. Lukes Finger strichen über meinen Brustansatz. Er seufzte.
»O Annie, die Natur hat uns einen so grausamen Streich gespielt. Ich hasse mich dafür, daß ich dich so liebe, aber ich kann es nicht ändern, ich will es nicht einmal ändern!«
»Luke, du darfst dich nicht dafür hassen. Auch ich kann es nicht ändern, aber ich hasse mich deswegen nicht.«
»Annie…«
Wir konnten uns nicht mehr beherrschen. Wir schlüpften durch das imaginäre Fenster, und als seine Lippen die meinen berührten, glitt mein Nachthemd vollständig herab… Seine Finger wanderten abwärts, um mich zu liebkosen; ich stöhnte und suchte erneut seine Lippen. Doch plötzlich fuhr Luke zurück.
»Nein, Annie… nein, nein! Wir dürfen es nicht tun.
Drake hatte ganz recht. Ich gehöre nicht hierher, ich darf nicht hierbleiben. Was auch immer das Blut der Casteel vergiftet haben mag, jetzt hat es auch von mir Besitz ergriffen.
Wenn ich hier bei dir bleibe, kann ich mich nicht beherrschen, und wir werden so wie einige meiner hinterwäldlerischen Vorfahren… wie Tiere!«
»Luke, wir können nichts Schmutziges tun. Es kann nicht Unrecht sein. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle es.«
»Du bist zu gut für jemanden wie mich. Du hast es nicht verdient, daß auch dich der böse Fluch ereilt… nur weil ich meine wahnsinnige Leidenschaft nicht beherrschen kann. Ich bin auch nicht besser, als meine Mutter es früher war. Drake hat in dieser Hinsicht völlig recht.
Ich muß mich für eine Weile von dir fernhalten, Annie, du mußt zuerst gesünder und stärker werden, sowohl physisch, als auch psychisch.« Er erhob sich von meinem Bett.
»Nein Luke, ich brauche dich, bitte geh nicht!« Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich noch weiter vor mir zurück.
»Ich muß. Gott schütze dich, Annie. Werde gesund.«
Er wandte sich abrupt ab und lief hinaus.
»Luke!« Ich versuchte, aus meinem Bett zu kommen. Meine Knie zitterten, doch ich schaffte es schließlich, meine Gehhilfe zu erreichen, die auf der anderen Seite des Bettes stand. Mit ihrer Hilfe durchquerte ich mein Schlafzimmer und erreichte die Tür. Ich kam gerade rechtzeitig, um zu hören, wie die Haustür geöffnet wurde und dann wieder ins Schloß fiel.
»Luke!«
»Annie, was ist los?«
Tante Fanny kam über den Flur auf mich zugeeilt.
»O Tante Fanny, schnell! Luke ist davongelaufen. Halt ihn auf! Er macht sich Vorwürfe wegen allem, was geschehen ist, wegen der Auseinandersetzung zwischen Drake und mir und wegen… wegen allem.«
Sie nickte, und ich erkannte, daß sie mehr wußte, als ich angenommen hatte.
»Das mußte eines Tages passieren, mein Kind. Hab’s kommen sehen, aber was hätt ich machen sollen?« Sie legte den Arm um mich und führte mich sanft, aber entschlossen zurück zu meinem Bett.
»Du hast es kommen sehen?« Hatte denn jeder schon gewußt, was wir so tief in unseren Herzen verschlossen glaubten?
»Ich hab schließlich Augen im Kopf. Natürlich hab ich gewußt, was sich da zwischen euch entwickelt.«
»O Tante Fanny, ich habe es nicht absichtlich getan. Ich…«
Ich saß auf meinem Bett, die Hände im Schoß, und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, mein
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