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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Rauch, der von innen erleuchtet wurde, waberte um sie herum. Schwankend kam
sie daraus hervor. Waamm! Und wieder Waamm! Und noch dreimal. Und den letzten über- stand sie nicht mehr. Sie stand in Flammen; raste wie ein Komet in die Höhe, dann weiter und hinab in die Stadt. Dort, wo sie aufschlug, ereignete sich eine heftige Explosion. Innerhalb von Sekunden wütete ein Flammenmeer am Hafen. Das Feuer breitete sich rasch auf die dichtgedrängten Häuser aus.
Innerhalb von Minuten kam Wisper aus Duretile hervorgeschossen und kam mit dem Schmelzstaub und dem Feuer, das den Festungsstoff selbst verzehrte, über die Schwarze Burg. An ihren Flugmanövern war etwas Heftiges, das ihren Zorn über Feders Untergang zeigte.
Derweil brach der Hinker seine Jagd auf die Flüchtlinge ab, um bei der Bekämpfung des Feuers im Stiefel mitzuhelfen. Mit seiner Unterstützung war es innerhalb weniger Stunden unter Kontrolle. Ohne ihn wäre der gesamte Stadtteil abgebrannt. Elmo erwischte zwei der Flüchtlinge. Der dritte verschwand spurlos. Als die Jagd mit Hilfe der Unterworfenen wieder aufgenommen wurde, war keine Spur mehr von ihm zu finden. Wisper setzte ihren Angriff fort, bis sie ihre Möglichkeiten erschöpft hatte. Das war lange nach Sonnenaufgang. Die Festung sah eher aus wie ein riesiger Schlackehaufen als wie eine Burg, dennoch hatte sie sie nicht bezwungen. Als Einauge bei mir vorbeikam, um weitere Werkzeuge abzuholen, sagte er mir, daß sich drinnen rege Tätigkeit entfaltete.

SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL
Juniper: Die Ruhe
    Ich legte mich zwei Stunden aufs Ohr. Der Leutnant gestattete der einen Hälfte der Truppe und der Arbeiter dasselbe, dann der anderen Hälfte. Als ich erwachte, stellte ich nur wenige Veränderungen fest; allerdings hatte der Hauptmann Tasche hergeschickt, um ein Feldlazarett einzurichten. Tasche war im Stiefel gewesen und hatte dort gut Wetter zu machen versucht, indem er medizinische Gratisversorgung anbot. Ich schaute bei ihm rein, fand nur eine Hand- voll Patienten, sah, daß die Lage unter Kontrolle war, und ging los, um nach den Belage- rungsarbeiten zu sehen.
Der Leutnant hatte die Bresche in der Palisade und dem Graben repariert. Beide waren er- weitert worden und sollten nun trotz der Schwierigkeiten am Steilhang um die ganze Burg herumgehen. Neue schwerere Schleuderwaffen befanden sich bereits im Bau. Er verließ sich nicht nur darauf, daß die Unterworfenen den Ort in Schutt und Asche legten. Er traute es ihnen nicht zu, zu tun, was dafür nötig war. Irgendwann während meines Nickerchens waren Scharen von Candys Gefangenen herauf- gekommen. Aber der Leutnant ließ die Zivilisten nicht gehen. Er teilte sie zum Erdesammeln ein, während er nach einer Stelle suchte, an der sich eine Rampe errichten ließ. »Sieh lieber zu, daß du etwas Schlaf kriegst«, meinte ich. »Ich hab hier mit dem Viehtrieb zu tun«, sagte er. Er hatte eine Vision. Seine Begabung hat- te seit Jahren brachgelegen. Er wollte diese Chance. Ich vermute, daß er die Unterworfenen trotz der formidablen Schwarzen Burg als Störung betrachtete. »Ist deine Schau«, sagte ich. »Aber du bist nicht viel wert, wenn sie zurückschlagen und du dann zu erschöpft bist, um klar denken zu können.« Wir verständigten uns auf einer Ebene, die über bloße Worte hinausging. Die Müdigkeit hat- te uns schon derart zerfranst, daß weder unsere Gedanken noch unsere Handlungen oder unse- re Sprache sich in logischen oder geradlinigen Bahnen bewegten. Er nickte kurz. »Hast recht.« Er überflog den Hang. »Scheint zu funktionieren. Ich gehe ins Lazarett. Schick jeman- den vorbei, der mich holt, falls was passiert.« Das Lazarett war der nächstgelegene Ort mit Sonnenschutz. Der Tag war hell und klar, die Sonne schien kräftig, und für die Jahreszeit würde es recht warm werden. Ich freute mich dar- auf. Ich hatte es satt, zu zittern. »Mach ich.« Damit, daß es gerade gut lief, hatte er recht. Das tut es für gewöhnlich, sobald die Männer wissen, was getan werden muß.
Von der Perspektive des Hinkers, der wieder einmal die Luftstreife übernommen hatte, muß- te der Hang wie ein umgedrehter Ameisenhügel ausgesehen haben. Sechshundert Männer der Schar beaufsichtigten die Anstrengungen von zehnmal so vielen Stadtbewohnern. Die Straße, die den Hügel hinaufführte, war derart befahren, daß sie regelrecht zerstört wurde. Trotz den Aufregungen der Nacht und des allgemeinen Schlafmangels stellte ich fest, daß die Moral der
    Männer

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