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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nicht, wenn man an die Biester oben in Duretile dachte. »Erzähl schnel- ler«, sagte ich. »Er wird sich schon fragen, wo ich bleibe.« »Raven hat einen Wagen und ein eigenes Gespann. Das stellt er auf der anderen Seite der Stadt unter. Für gewöhnlich holt er es nur spät nachts heraus.« Ich nickte. Wir hatten bereits festgestellt, daß die Leichendiebe in der Nachtschicht arbeiteten. »Aber…«, sagte er, »und dieses Aber wird dir gefallen, Croaker. Einmal, vor einiger Zeit, hat er es am Tage abgeholt. Zufälligerweise an dem Tag, als jemand in die Katakomben eingestiegen ist.« »O Mann.«
»Ich habe mir diesen Wagen mal angesehen, Croaker. Da war Blut drin. Ziemlich frisch. Ich schätze mal, daß es aus der Zeit stammt, als der Geldverleiher und seine Kumpels ver- schwunden sind.«
»O Mann. Scheiße. Jetzt sind wir dran. Hau lieber ab. Ich muß mir noch eine Geschichte für
    Bullock ausdenken.«
»Bis später.«
»Ja.«
In dem Augenblick wollte ich schon alles aufgeben. Die Verzweiflung übermannte mich. Dieser verdammte Idiot Raven – ich wußte genau, was er tat. Raffte sich einen dicken Batzen Fluchtgeld zusammen, indem er Leichen verkaufte und Gräber ausplünderte. Sein Gewissen würde ihm dabei keine Probleme bereiten. Dort, wo er herkam, waren solche Dinge weit we- niger wichtig. Und er hatte einen guten Grund: Darling. Von Bullock konnte ich noch nicht weg. Ich wollte unbedingt zu Elmo, aber ich mußte hier- hin und dorthin latschen und Fragen stellen. Ich sah den Nordhang hinauf zur schwarzen Burg und dachte von ihr als dem Haus, das Ra- ven erbaut hatte.
Allmählich drehte ich durch. Jedenfalls sagte ich mir das. Die Beweislage war noch nicht schlüssig. Aber sie war es doch. Sie reichte aus. Meine Arbeitgeber hielten sich nicht lange mit Formalismen oder vollständigen Beweisketten auf. Elmo war ebenfalls schwer erschüttert. »Wir könnten ihn umbringen. Dann besteht kein Ri- siko mehr, daß er irgend etwas verrät.« »Nun aber wirklich, Elmo!«
»Ich hab’s ja nicht so gemeint. Aber du weißt, daß ich es tun würde, wenn es hart auf hart käme.«
»Ja.« Das würden wir alle. Oder wir würden es zumindest versuchen. Raven würde viel- leicht nicht mitspielen. Er war der härteste Hurensohn, den ich je kennengelernt hatte. »Wenn du mich fragst, sollten wir ihn suchen und ihm bloß sagen, daß er verdammt rasch aus Juniper verschwinden sollte.«
Elmo warf mir einen angewiderten Blick zu. »Hast du denn nicht aufgepaßt? Im Augenblick ist der einzige Weg rein oder raus derjenige, auf dem wir gekommen sind. Der Hafen ist zuge- froren. Die Pässe sind zugeschneit. Glaubst du, daß wir Wisper dazu kriegen, daß sie für uns einen Zivilisten ausfliegt?«
»Zivilisten, Mehrzahl. Goblin sagt, daß Darling immer noch bei ihm ist.« Elmo sah nachdenklich aus. Ich wollte etwas sagen. Er winkte ab; ich sollte den Mund hal- ten. Ich wartete ab. Schließlich fragte er: »Was würde er tun, wenn er dich zu Gesicht be- kommt? Wenn er mit der Craterbande zusammenhängt?« Ich schnalzte mit der Zunge. »Ja. Daran habe ich nicht gedacht. Ich muß das mal überprü- fen.«
Ich spürte Bullock auf. »Habt ihr oder der Herzog jemanden in der Craterbande?« Er machte ein verdutztes Gesicht. »Vielleicht. Warum?«
    »Wir sollten uns die einmal vornehmen. Eine Idee. Vielleicht knacken wir damit die andere
Geschichte.«
Er sah mich einen langen Augenblick lang an. Vielleicht war er schlauer, als er vorgab. »In Ordnung. Nicht, daß sie besonders viel gelernt hätten. Der einzige Grund, weswegen sie unse- re Jungens nicht abgeschüttelt haben, ist der, daß wir sie in Ruhe lassen. Sie treffen sich nur ab und zu und reden von den alten Zeiten. Zum Kämpfen taugen sie nichts mehr.« »Schauen wir sie uns trotzdem einmal an. Vielleicht sind sie nicht ganz so unschuldig, wie sie aussehen.«
»Gib mir eine halbe Stunde.«
Das tat ich. Und nach Ablauf dieser Frist setzten er und ich uns mit zwei Geheimpolizisten zusammen. Wir wechselten uns dabei ab, sie zu befragen, und jeder stellte die Fragen mit eigener Bedeutung.
Keiner der beiden kannte Raven, jedenfalls nicht unter diesem Namen. Das erleichterte mich. Aber da war etwas, und Bullock spürte es sofort. Er blieb dran, bis er etwas zum Kauen hatte.
»Ich geh zu meiner Chefin«, sagte ich zu ihm. »Sie wird das wissen wollen.« Mir war ein Ablenkungsmanöver eingefallen. Offenbar paßte Bullock das ganz gut. Er sagte: »Ich sage Hargadon Bescheid. Ich bin gar nicht

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