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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und ihm saßen keine un- mittelbaren Bedrohungen im Nacken. Der Mann ihm gegenüber war dafür verantwortlich. Er war auch dafür verantwortlich, daß ihn das Gewissen schmerzhaft drückte, aber das konnte er ihm verzeihen. »Frag schon. Ich werde tun, was ich kann.« »Wenn sie die Burg untersuchen, wirst du dir damit auch selbst behilflich sein. Dir, mir und Asa. Wir haben einen Fehler gemacht, als wir die Katakomben ausplünderten. Nicht mehr wichtig. Ich will, daß du alles herausfindest, was in Duretile vor sich geht. Wenn du Schmier- gelder brauchst, dann sag es mir. Ich komme dafür auf.« Verdutzt sagte Shed: »Sicher. Kannst du mir ein wenig mehr darüber sagen?« »Erst wenn ich selbst ein bißchen mehr weiß. Darling, pack dein Zeug zusammen. Wir müs- sen verschwinden.«
    Zum ersten Mal begehrte Shed auf. »Hey! Was machst du denn? Wie soll ich denn diesen
Laden ohne sie führen?«
»Hol dieses Mädchen Lisa her. Hol deinen Vetter. Ist mir gleich. Wir müssen weg.« Shed runzelte die Stirn.
Raven sagte: »Sie sind mehr hinter ihr her als hinter mir.« »Sie ist doch bloß ein Kind.«
»Shed.«
»Jawohl, Sir. Wie setze ich mich mit Euch in Verbindung, Sir?« »Gar nicht. Ich setze mich mit dir in Verbindung. Darling, los. Das sind Unterworfene da oben.«
»Was sind Unterworfene?« fragte Shed.
»Wenn du Götter hast, Shed, dann bete, daß du das nie herausfindest. Bete mit Inbrunst.« Und als Darling mit ihren spärlichen Habseligkeiten zurückkehrte, sagte Raven: »Ich glaube, du solltest es dir noch einmal überlegen, ob du Juniper nicht doch zusammen mit mir verläßt. Hier braut sich etwas zusammen, und das wird dir nicht gefallen.« »Ich muß mich um meine Mutter kümmern.« »Denke trotzdem darüber nach, Shed. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe mal für diese Leu- te gearbeitet.«

ZWANZIGSTES KAPITEL
Juniper: Schattengespräche
    Raven löste sich in Luft auf. Selbst Goblin konnte keine Spur entdecken. Feder und Wisper bearbeiteten unsere Gefangenen, bis jeder von ihnen völlig ausgebrannt war, und erfuhren nichts über unseren alten Freund. Ich vermutete, daß Raven im Umgang mit ihnen einen fal- schen Namen benutzt hatte.
Warum hatte er dann im Stiefel keinen falschen Namen verwendet? Aus Dummheit? Aus Stolz? Ich erinnerte mich daran, daß Raven von letzterem zuviel hatte. Raven war ebensowenig sein wirklicher Name, wie Croaker der meinige ist. Aber das war der Name, unter dem wir ihn während des Jahres kannten, in dem er bei uns gedient hatte. Mit der möglichen Ausnahme des Hauptmanns kannte niemand von uns seinen wirklichen Na- men. Früher einmal war er in Opal ein Mann von hohem Rang gewesen. Soviel wußte ich. Er und der Hinker wurden zu erbitterten Feinden, als sich der Hinker seiner Frau und ihrer Lieb- haber bediente, um ihn seiner Privilegien und seiner Titel zu berauben. Soviel wußte ich. Aber nicht, wer er war, bevor er ein Soldat der Schwarzen Schar wurde. Ich fürchtete mich davor, dem Hauptmann zu berichten, was wir herausgefunden hatten. Er mochte Raven. Die beiden waren wie Brüder. Ich glaube, daß es den Hauptmann sehr verletzt hatte, als Raven desertierte. Es würde ihn noch tiefer verletzen, wenn er erfuhr, was sein Freund in Juniper getan hatte.
Wisper rief uns zu sich, um uns die Ergebnisse der Verhöre zu verkünden. Mit kratzender Stimme sagte sie: »Wir haben nicht gerade einen Triumph errungen, meine Herren. All diese Männer bis auf zwei waren kleine Fische. In Charm haben wir ihnen den Schneid herausge- prügelt. Aber wir haben erfahren, daß die Schwarze Burg tatsächlich Leichen angekauft hat. Ihre Bewohner kaufen sogar lebende Menschen. Zwei unserer Gefangenen haben an sie ver- kauft. Um Geld für die Rebellen aufzubringen.« Die Vorstellung, mit Leichen zu handeln, war abstoßend, aber nicht gerade das Böse an sich. Ich fragte mich, welche Verwendung die Leute in der Schwarzen Burg wohl für sie hatten. Wisper fuhr fort: »Für den Überfall auf die Katakomben waren sie nicht verantwortlich. Für uns sind sie uninteressant. Wir übergeben sie an die Wächter, und sie können mit ihnen tun, was ihnen beliebt. Ihr Herren werdet jetzt wieder in die Stadt gehen und weiter wühlen.« »Wie bitte?« fragte Elmo.
»Irgendwo in Juniper ist jemand, der die Schwarze Burg nährt. Findet ihn. Die Lady will ihn haben.«
Raven, dachte ich. Müßte Raven sein. Müßte es einfach sein. Wir müssen diesen Hurensohn finden, jawohl. Und ihn aus der Stadt oder unter die Erde

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