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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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beharrte Raven. »Ich bin zu dem Treffen gegangen. Ich hatte mich verspätet. Glücklicherweise. Als ich dort ankam, hatte es schon angefangen. Die Männer des Herzogs. Die Wächter. Und die Schar. Ich habe Croaker und Elmo und Goblin gesehen. Ich habe ge- hört, wie sie sich gegenseitig mit Namen anredeten. Ich hörte, wie sie Wisper und Feder er- wähnten. Die Schar ist in Juniper, und die Unterworfenen sind bei ihnen. Wir müssen fort.« Shed hatte nicht die geringste Ahnung, worum es hier eigentlich ging. Wer waren diese Leu- te? Warum hatte Raven solche Angst? »Wie willst du denn überhaupt von hier wegkommen, Raven? Du kommst doch gar nicht aus der Stadt raus. Der Hafen ist immer noch zugefroren.« Raven sah ihn an, als sei er ein Ketzer. »Beruhige dich, Raven. Benutze deinen Kopf. Ich weiß nicht, was verdammt noch mal ei- gentlich los ist, aber das eine kann ich dir sagen. Im Augenblick benimmst du dich eher wie Marron Shed als wie Raven. Der alte Shed ist derjenige, der immer in Panik gerät. Weißt du noch?«
Raven brachte ein schwaches Grinsen zustande. »Du hast recht. Ja. Raven benutzt seinen Verstand.« Er lachte säuerlich. »Danke, Shed.« »Was ist passiert?«
»Sagen wir mal, daß die Vergangenheit wieder auferstanden ist. Eine Vergangenheit, die ich nicht wiederzusehen erwartet hatte. Erzähl mir mal von diesem Begleiter, den Bullock in letz- ter Zeit angeblich mit sich herumschleppt. Nach allem, was ich gehört habe, ist Bullock doch sonst ein Einzelgänger.«
Shed beschrieb den Mann, obwohl er sich nicht besonders gut an ihn erinnern konnte. Er hatte mehr auf Bullock geachtet. Darling stellte sich so auf, daß sie seine Lippen lesen konnte. Mit ihren eigenen Lippen formte sie ein Wort. Raven nickte. »Croaker.«
Shed erschauerte. Der Name klang unheimlich, als Raven ihn für ihn übersetzte. Kaltma- cher. »Ist er eine Art bezahlter Killer?« Raven lachte leise. »Nein. Eigentlich ist er ein Feldscher, ein Wundarzt. Versteht sogar eini- germaßen etwas von seinem Fach. Aber er hat auch noch andere Begabungen. Zum Beispiel ist er schlau genug, um in Bullocks Schatten nach mir Ausschau zu halten. Wer würde denn schon groß auf ihn achten? Über den verdammten Inquisitor würde man sich viel mehr Sor- gen machen.«
Darlings Finger machten blitzschnelle Zeichen. Für Shed gestikulierte sie viel zu schnell,
    aber er glaubte, daß sie Raven zurechtwies und ihm sagte, daß Croaker sein Freund war und
nicht Jagd auf ihn machen würde. Es war Zufall, daß sich ihre Wege gekreuzt hatten. »Das ist überhaupt kein Zufall«, entgegnete Raven sowohl in Worten als auch mit Zeichen. »Wenn sie nicht hinter mir her sind, warum sind sie dann in Juniper? Warum sind zwei Un- terworfene hier?«
Darling gab wieder so rasch Antwort, daß Shed nicht ganz folgen konnte. Sie schien der An- sicht zu sein, daß, wenn jemand namens die Lady an diesen Croaker oder einen anderen Kerl namens Schweiger herangekommen wäre, Croaker dann gar nicht hier sein würde. Reglos wie ein Stein starrte Raven sie gute fünfzehn Sekunden lang an. Er stürzte einen wei- teren Becher Wein herunter. Dann sagte er: »Du hast recht. Du hast vollkommen recht. Wenn sie nach mir gesucht hätten, dann hätten sie mich erwischt. Und dich auch. Die Unterworfe- nen wären persönlich über uns hergefallen. Also. Doch ein Zufall. Aber Zufall oder nicht, die besten Schläger der Lady halten sich in Juniper auf. Und sie suchen nach etwas. Wonach? Und warum?«
Das war wieder ganz der alte Raven. Kalt und hart und mit scharfem Verstand. Darling signalisierte Schwarze Burg.
Sheds gute Laune schwand. Raven sah das Mädchen einige Sekunden lang an, warf einen Blick in die ungefähre Richtung der Schwarzen Burg. Dann schaute er wieder Darling an. »Warum?«
Darling zuckte die Achseln. Sie meinte: Es gibt nichts anderes in Juniper, das sie hierher locken könnte.
Raven dachte einige weitere Minuten lang nach. Dann wandte er sich zu Shed. »Shed, habe ich dich reich gemacht? Habe ich deinen Hintern weit genug aus dem Feuer gezerrt?« »Sicher, Raven.«
»Dann bist du jetzt dran, mir zu helfen. Einige sehr mächtige Feinde von mir sind in Juniper. Sie arbeiten mit den Wächtern und dem Herzog zusammen und sind vermutlich wegen der Schwarzen Burg hier. Wenn sie mich entdecken, kriege ich üble Schwierigkeiten.« Marron Shed hatte einen vollen Bauch. Er hatte einen warmen Ort, an dem er schlafen konn- te. Seine Mutter war in Sicherheit. Er hatte keine Schulden,

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