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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Morgen macht man sich dann keine Gedanken. Wir erleben das immer wieder.« Shed nickte. Er wußte genau, wie das war. Als der Magistratsbeamte gegangen war, sagte Shed zu Lisa: »Ich gehe aus.« Er wollte noch eine letzte Sause machen, bevor er sich der öden Tätigkeit widmete, die Lilie am Laufen zu halten.
Er leistete sich die schönste geschickteste Frau, die er finden konnte. Sie war teuer, aber sie war jedes Kupferstück wert. Er kehrte zur Lilie zurück und wünschte sich, daß er so jeden Tag leben könnte. In der Nacht träumte er von dieser Frau. Lisa weckte ihn früh. »Da ist ein Mann, der dich sprechen will.« »Wer denn?«
»Das hat er nicht gesagt.«
Fluchend rollte sich Shed aus dem Bett. Er kümmerte sich nicht um seine Nacktheit. Mehr als einmal hatte er angedeutet, daß Lisa neben ihrer Schankmaidtätigkeit noch weitere Pflich- ten übernehmen könnte. Sie spielte aber nicht mit. Er mußte eine Schwachstelle finden… Er sollte besser auf sich aufpassen. Allmählich wurde er besessen vom Sex. Dann fanden viel- leicht andere eine Schwachstelle bei ihm. Er stieg in den Schrankraum hinunter. Lisa zeigte auf einen Mann. Es war niemand, den Shed kannte. »Du wolltest mich sprechen?« »Hast du einen ruhigen Platz zum Reden?« Ein harter Kunde. Und was jetzt? Er stand bei niemandem in der Kreide. Er hatte keine Feinde. »Worum geht es?«
»Reden wir mal über deinen Vetter. Über den, der nicht auf die Weise verschwunden ist, wie die Leute glauben.«
Sheds Magen krampfte sich zusammen. Er verbarg sein Unbehagen. »Ich verstehe nicht.« »Nehmen wir einmal an, daß jemand gesehen hat, was passiert ist?« »Komm mit in die Küche.«
Sheds Besucher lugte durch die Küchentür hinaus. »Dachte, daß die Schürze uns belauscht.« Dann gab er Shed eine exakte Schilderung von Wallys Tod. »Woher hast du denn das Märchen?«
    »Ich habe es gesehen.«
»Wohl eher zuviel geraucht.«
»Du bist kaltblütiger, als ich gehört hatte. So läuft die Sache, Freund. Ich habe ein komi- sches Gedächtnis. Manchmal vergesse ich was. Hängt davon ab, wie ich behandelt werde.« »Ah ja. Jetzt geht mir ein Licht auf. Es geht um Schweigegeld.« »Erraten.«
Sheds Gedanken rasten wie verängstigte Mäuse in seinem Hirn umher. Er konnte sich Schweigegeld nicht leisten. Er mußte einen anderen Ausweg finden. Aber jetzt konnte er nichts machen. Er war viel zu durcheinander. Er brauchte Zeit, um sich etwas zu sammeln. »Wieviel?«
»Eine Leva pro Woche würde dir einen erstklassigen Fall von Gedächtnisverlust erkaufen.« Shed riß die Augen auf. Er stammelte. Er würgte seinen Protest herunter. Der Erpresser machte eine entschuldigende Geste. »Ich habe auch Probleme. Ich habe Ko- sten. Eine Leva pro Woche. Oder laß es drauf ankommen.« Die Schwarze Burg huschte durch Sheds Gehirn. Primitive Schläue griff den Gedanken auf, wendete ihn hin und her, erforschte die Möglichkeiten. Mord machte ihm nichts mehr. Aber nicht jetzt. Nicht hier. »Wie bezahle ich dich?« Der Mann grinste. »Gib mir einfach eine Leva.« Shed brachte seinen Geldkasten in die Küche. »Du wirst Kupfer nehmen müssen. Ich habe kein Silber.«
Das Lächeln des Mannes wurde noch breiter. Er freute sich. Worüber? Der Mann ging. Shed sagte: »Lisa, ich habe eine Aufgabe für dich. Da ist ein Bonus für dich drin. Folge diesem Mann. Finde heraus, wohin er geht.« Er gab ihr fünf Gersh. »Noch mal fünf, wenn du zurückkommst, wenn es die Auskunft wert ist.« Lisa huschte mit wirbelnden Röcken davon.
    »Er ist eine ganze Weile herumgelaufen«, berichtete Lisa. »Wie um Zeit totzuschlagen. Dann ist er in die Segelmacherdiele gegangen. Traf sich dort mit dem einäugigen Geldverleiher.« »Gilbert?«
»Ja. Gilbert.«
»Danke«, sagte Shed nachdenklich. »Vielen Dank. Das bringt Licht in die Sache.« »Ist das fünf Gersh wert?«
    »Sicher. Du bist ein gutes Mädchen.« Während des Abzählens machte er einen eindeutigen
Vorschlag.
»So dringend brauche ich das Geld nicht, Meister Shed.« Er zog sich in die Küche zurück, begann mit der Zubereitung des Abendessens. Also steckte Gilbert hinter dem Erpresser. Wollte Gilbert ihn finanziell unter Druck setzen? Warum? Die Lilie. Weswegen sonst? Die Renovierungen machten die Kneipe zu einer noch attrakti- veren Beute.
Also. Geh davon aus, daß Gilbert einen Feldzug begonnen hat, um die Lilie einzukassieren. Er mußte sich wehren. Aber dieses Mal konnte ihm niemand helfen. Er war auf sich allein gestellt.
    Drei Tage später

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