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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gebraten werden. Ich glaube, der Typ war nicht sehr gesellig. Ich kann mich nicht erinnern, dass er bei der Party sehr aus sich herausgegangen wäre.«
    Grazia sammelte ihre Erbsenschalen ein und stopfte sie in eine Plastiktüte. »Macht nichts. Es ist ein guter Vorwand, um mit meinen Nachbarn Spaß zu haben. Bel, bleiben Sie inzwischen hier unten, oder wollen Sie mit hochfahren?«
    Jetzt, da Bel die Aussicht hatte, mit der ganzen Gemeinde tratschen zu können, ließ das Gefühl der Dringlichkeit nach. »Ich fahre mit zurück und sehe euch Mädels dann später«, sagte sie und trank ihren Wein aus.
    »Wollen Sie nichts über das Blut wissen?«, fragte Giulia.
    Bel war gerade dabei, aufzustehen, und fiel fast vornüber. »Das Blut auf dem Boden, meinen Sie?«
    »Ach, Sie wissen es schon.« Giulia klang enttäuscht.
    »Ich weiß, dass ein Blutfleck auf dem Küchenboden ist«, sagte Bel. »Aber das ist alles, was ich weiß.«
    »Wir sind hingegangen und haben mal nachgeschaut, nachdem die Carabinieri am Freitag weg waren«, erzählte Giulia. »Und der Blutfleck war anders als damals, als ich ihn zuerst gesehen habe. Am Tag nachdem sie weggegangen sind.«
    »Wie anders?«
    »Jetzt ist er ganz braun und rostfarben und in den Stein gesickert. Aber damals war er noch rot und glänzend, als wäre er frisch.«
    »Und Sie haben nicht die Polizei angerufen?« Bel versuchte nicht zu zeigen, dass sie ihr nicht glaubte.
    »Wir hatten das nicht zu entscheiden«, erwiderte Renata. »Wenn die BurEst-Leute gedacht hätten, es sei etwas für die Polizei, hätten sie sie doch gerufen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, es kommt Ihnen komisch vor, und wenn es in Holland passiert wäre, hätte ich bestimmt etwas getan. Aber hier ist alles anders. Niemand, der links steht, traut ihnen. Sie haben ja gesehen, wie die italienische Polizei bei dem G-8-Gipfel in Genua reagiert hat und wie die Demonstranten behandelt wurden. Giulia fragte einige von uns, ob sie die Polizei rufen solle, und wir waren alle der Meinung, das würde den Bullen doch nur einen Vorwand liefern, den Puppenspielern die Schuld zu geben, egal, was passiert war.«
    »Sie haben es also einfach ausgeblendet?«
    Renata zuckte mit den Schultern. »Es war ja in der Küche. Wer kann sagen, ob es nicht vielleicht Tierblut war? Es ging uns nichts an.«

[home]
Kirkcaldy
    K aren fuhr langsam die Straße entlang und studierte die Hausnummern. Dies war das erste Mal, dass sie Phil Parhatka in seiner neuen Wohnung mitten in Kirkcaldy besuchte. Er war drei Monate zuvor umgezogen, hatte immer wieder eine Einweihungsparty versprochen, aber bis jetzt war nichts daraus geworden. Vor langer Zeit hatte Karen einmal davon geträumt, dass sie eines Tages zusammen ein Haus kaufen könnten. Aber sie war darüber weggekommen. Ein Typ wie Phil würde sich nie zu einem plumpen kleinen Ding wie ihr hingezogen fühlen, besonders seit sie nach ihrer letzten Beförderung seine Vorgesetzte war. Manche Männer mochten vielleicht den Gedanken, mit der Chefin zu schlafen. Aber Karen wusste instinktiv, dass sie in Phils Träumen keine Rolle spielte. So hatte sie der Erhaltung ihrer Freundschaft und engen Arbeitsbeziehung den Vorzug gegeben vor dem, was sie als jugendliches romantisches Sehnen einstufte. Aber wenn sie sich schon damit zufriedengeben musste, eine karrieregeile allein lebende Frau zu sein, dann konnte sie zumindest dafür sorgen, dass die Karriere so zufriedenstellend wie möglich war.
    Ein Teil des Rezepts für berufliche Zufriedenheit war es, jemanden zu haben, mit dem man Ideen besprechen und durchspielen konnte. Kein einziger Kriminalist war so schlau, dass er eine komplexe Ermittlung vollständig erfassen konnte. Jeder brauchte einen Gesprächspartner, der die Dinge anders sah und aufgeweckt genug war, seine eigene Sicht zur Sprache zu bringen. Bei ungelösten Fällen, bei denen dem leitenden Ermittler nur ein oder zwei Helfer zur Verfügung standen, statt dass er ein beträchtliches Team anführte, war dies besonders wichtig. Und diese Fußsoldaten hatten gewöhnlich nicht genug Erfahrung, um einen so brauchbaren Beitrag leisten zu können, wie sie es sich wünschte. Phil, so fand Karen, vereinte alle wichtigen Eigenschaften in sich. Und wenn man danach ging, wie oft er seine eigenen Fälle mit ihr besprach, beruhte diese Einschätzung auf Gegenseitigkeit.
    Gewöhnlich setzten sie sich in ihrem Büro oder in einer ruhigen Ecke einer Kneipe auf halbem Weg zwischen ihrem Haus und

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