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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Zeitpunkt, als wir herausfanden, was er wirklich trieb, weißt du? Aber die Sachen, die er mir heute erzählt hat … ich weiß nicht. Es kam mir fast vor, als hätte er die Gelegenheit genutzt, sich zu rächen.«
    »Was meinst du damit? Was hat er dir gesagt?«
    Karen hielt eine Hand hoch. »Dazu komme ich gleich. Ich will nur erst etwas Dampf ablassen. Ich hatte das Gefühl, dass er das, was er sagte, aus Bosheit äußerte. Weil er wusste, dass es den Ruf der Polizei schädigen würde, nicht weil er uns helfen will herauszufinden, was mit Cat und Adam Grant passiert ist.«
    Während sie sprach, griff Phil nach seiner Packung Zigarillos und zündete sich einen an. In letzter Zeit rauchte er kaum noch, wenn sie dabei war, dachte sie. Es gab so wenig Orte, wo es erlaubt war. Das vertraute, bittersüße Aroma stieg Karen in die Nase und war merkwürdig tröstlich nach dem Tag, den sie hinter sich hatte. »Ist es wichtig, was seine Motive sind?«, fragte er. »Solange das stimmt, was er uns sagt?«
    »Vielleicht nicht. Und er hatte uns tatsächlich etwas sehr Interessantes zu sagen. Etwas, das ein ganz neues Licht auf die Nacht wirft, in der Cat Grant starb. Anscheinend waren damals nicht nur die Polizisten und die Kidnapper bewaffnet. Unsere Säule der Gesellschaft, Sir Broderick Maclennan Grant, hatte eine Schusswaffe. Und er setzte sie ein.«
    Phil fiel die Kinnlade herunter, und Rauch trat aus seinem Mund aus. »Grant hatte eine Knarre? Das ist wohl ’n Witz. Wie kommt es, dass wir erst jetzt davon hören?«
    »Lawson sagt, dass von ganz oben angeordnet wurde, es geheim zu halten. Grant war ein Opfer, es wäre nichts gewonnen gewesen, wenn man ihn belangt hätte. Schlechte PR , all so was. Aber ich glaube, diese Entscheidung hat bewirkt, dass die Sache dann total anders weiterging.« Karen zog einen Aktenordner aus ihrer Tasche, nahm eine Zeichnung des Tatorts vom damaligen kriminaltechnischen Team heraus und breitete sie auf dem Tisch zwischen ihnen aus. Sie zeigte, wo alle Beteiligten gestanden hatten. »Ist das klar?«, fragte sie.
    Phil nickte.
    »Was ist also passiert?«, ermunterte Karen ihren Kollegen.
    »Das Licht ging aus, unser Mann schoss daneben, dann kam noch ein Schuss aus der Richtung hinter Cat. Der Schuss, der sie tötete.«
    Karen schüttelte den Kopf. »Nach dem, was Lawson sagt, war es nicht so. Er berichtet jetzt, dass es zwischen Cat und ihrer Mutter eine Rangelei um die Tasche mit dem Geld gab. Cat gelang es, die Tasche an sich zu bringen, und sie begann, sich umzudrehen. Dann zog Grant seine Waffe und verlangte, Adam zu sehen. Das Licht ging aus, und Grant schoss. Es kam ein zweiter Schuss von einem Standort jenseits von Cat. Dann schoss PC Armstrong daneben.«
    Phil runzelte die Stirn und verdaute erst einmal, was sie gesagt hatte. »Okay«, meinte er langsam. »Ich verstehe nicht ganz, wie das die Sache ändern würde.«
    »Die Kugel, die Cat tötete, traf sie in den Rücken, trat durch die Brust wieder aus und landete im Sand. Sie fanden die Kugel aber nie. Die Wunde passte nicht zu Armstrongs Pistole, und da Grants Waffe nie erwähnt wurde, gab es nur eine mögliche Erklärung für die Öffentlichkeit. Dass die Entführer Cat umbrachten. Dadurch wurde die Sache zu einer Mörderjagd.«
    »O Mist«, stöhnte Phil. »Und natürlich schließt das jede Möglichkeit aus, Adam zurückzubekommen. Die Kerle wissen, jetzt da Cat tot ist, droht ihnen zweifellos lebenslänglich. Sie haben eine Tasche voll Geld und das Kind und werden sich auf keinen Fall auf eine zweite Konfrontation mit Grant einlassen. Sie werden einfach in die Nacht hinaus verschwinden. Und Adam ist von nun an nur noch eine Belastung. Lebendig oder tot ist er wertlos für sie.«
    »Genau. Und wir wissen beide, welche Seite der Waage sich nach unten neigt. Aber da ist noch etwas. Das Argument war immer, dass die Art der Wunde und die Tatsache, dass Cat in den Rücken geschossen wurde, unvermeidlich auf die Entführer hinweisen. Aber laut Lawson hätte Grants Waffe ihr die tödliche Verwundung beibringen können. Er sagt, Cat drehte sich gerade zu den Kidnappern um, als das Licht ausging.« Sie sah Phil betrübt an. »Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Grant seine eigene Tochter erschossen.«
    »Und die Vertuschungsaktion hat ihn seinen Enkel gekostet.« Phil nahm einen langen Zug von seinem Zigarillo. »Wirst du mit Brodie Grant darüber sprechen?«
    Karen seufzte. »Ich glaube, ich kann es nicht vermeiden.«
    »Vielleicht

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