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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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fragte er, und ein schlimmes Vorgefühl schnürte ihm die Brust ein.
    »Ja, Sir.«
    Warum sah sie nur so unglücklich aus? Sie hatte aufgrund einer vagen Vorahnung gehandelt, und es war gut ausgegangen. An ihrer Stelle würde er sich riesig freuen. Na ja, er tat es sogar. Dies war im Grunde genommen seine Untersuchung, und die Ergebnisse würden ihm genauso Ansehen bringen wie seinen Mitarbeitern. Dieses eine Mal hatte sie ihm etwas Freudiges statt eines Desasters berichtet. »Gut gemacht«, lobte er munter und schob seinen Stuhl zurück. »Ich glaube, wir sollten gleich nach Rotheswell fahren und Sir Broderick die gute Nachricht überbringen.« Auf ihrem Puddinggesicht zeichnete sich eine ganze Reihe verschiedener Ausdrücke ab, und am Ende zeigte sich etwas, das sehr nach Bestürzung aussah. »Was ist los? Sie haben es ihm doch nicht schon gesagt?«
    »Nein, noch nicht«, antwortete sie langsam »Und zwar weil ich nicht wirklich überzeugt bin, dass dies etwas mit Adam Grants Verschwinden zu tun hat.«
    Er verstand die Worte, aber sie ergaben keinen Sinn. Sie hatte diese ganze Operation auf der Voraussetzung aufgebaut, dass der Einsturz der Höhle kurz nach der Katastrophe der misslungenen Lösegeldübergabe entdeckt worden war. Sie hatte angedeutet, dass einer der Entführer unter dem Geröll liegen könnte. Andernfalls hätte er seine Einwilligung nicht gegeben. Aber jetzt schien sie anzudeuten, dass diese Leiche nichts mit dem Fall zu tun hatte, in dem sie ermitteln sollte. Es war so verwirrend wie bei
Alice hinter den Spiegeln
. »Ich verstehe nicht«, beklagte er sich in leidendem Ton. »Sie sagten doch, ein Boot hätte beteiligt sein können. Deuteten an, es könnte eine Leiche geben. Und Sie finden eine Leiche. Aber statt sich zu freuen, dass Sie recht haben, erzählen Sie mir, es sei die falsche Leiche.«
    »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, erklärte sie und wagte ein Lächeln.
    »Aber warum?« Er bemerkte, dass er fast heulte, und räusperte sich geräuschvoll. »Warum?«, wiederholte er eine Oktave tiefer.
    Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum und schlug die Beine übereinander. »Es ist etwas schwer zu erklären.«
    »Das interessiert mich nicht. Fangen Sie irgendwo an. Am besten am Anfang.« Lees konnte nicht aufhören, die Hände zu Fäusten zu ballen und sie wieder zu lösen. Er wünschte, er hätte noch den Stressball, den ihm seine Kinder einmal zu Weihnachten geschenkt hatten, den Stressball, den er in den Müll geworfen hatte, weil er so etwas doch nicht brauchte, schließlich hatte er alles gut unter Kontrolle.
    »Wir bekamen neulich einen sehr ungewöhnlichen Fall herein«, begann sie. Sie klang zögernd, so hatte er sie noch nie erlebt. Wenn die Sache ihn nicht so wütend machen würde, könnte er die Situation fast genießen. »Ein Mann wurde von seiner Tochter als vermisst gemeldet.«
    »Das ist wohl kaum ungewöhnlich«, schnauzte er.
    »Insofern schon, als er im Jahr 1984 verschwand, auf der Höhe des Bergarbeiterstreiks«, schoss Karen sofort zurück, und das Zögern war vorbei. »Ich habe mir den Fall kurz angesehen und entdeckt, dass es zwei Leute gab, die einen guten Grund hatten, diesen Mann zu beseitigen. Beide arbeiteten in der Bergbauindustrie. Beide kannten sich mit dem Sprengen von Felsen aus. Es wäre für beide nicht allzu schwer gewesen, sich Sprengstoff zu verschaffen. Und ich habe Ihnen ja schon zu erklären versucht, Sir, dass alle hier die Höhlen kennen.« Sie hielt einen Moment inne und starrte ihn mit einem Blick an, der schon fast aufmüpfig wirkte. »Ich wusste, dass Sie niemals Ihre Zustimmung geben würden, wegen eines vermissten streikenden Bergarbeiters die Felsmassen zu beseitigen.«
    »Sie haben also gelogen?«, brüllte Lees. Er würde sich diese ungenierte Aufsässigkeit nicht länger gefallen lassen.
    »Nein, ich habe nicht gelogen«, entgegnete sie ruhig. »Ich war nur ein bisschen kreativ bei der Wahrheitsbeschreibung. Der Höhleneinsturz wurde wirklich entdeckt, nachdem Catriona Maclennan Grant starb. Und der Hubschrauber konnte das Boot nicht finden, in dem die Kidnapper flüchteten. Was ich Ihnen vorschlug, war eine vernünftige Theorie. Aber wenn man alles in allem die Wahrscheinlichkeit bedenkt, sage ich, es ist vermutlich eher die Leiche von Mick Prentice als die eines unbekannten Entführers.«
    Lees spürte, wie ihm das Blut zu Kopfe stieg. »Unglaublich.«
    »Sir, Sie müssen aber doch zugeben, dass wir ein Ergebnis haben. Und es ist

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