Nacht unter Tag
Ich würde wetten, dass Andy bei der Verschwörung mit von der Partie war.«
»Und Cat? Gehörte auch sie zum Plan, oder war sie das Opfer? Waren sie und Mick noch ein Paar, oder wollte er sein Kind und genug von Brodie Grants Geld, damit die beiden sich niederlassen und einrichten konnten?«
Phil kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, sie war daran beteiligt«, antwortete er. »Wenn sie sich getrennt hätten und er hätte sie beide entführt, hätte sie Adam niemals hergegeben. Sie hätte zu große Angst gehabt, dass er ihr das Kind wegnehmen würde.«
»Ich kann’s nicht fassen, dass sie damit durchgekommen sind«, wunderte sie sich.
Phil sammelte die Bilder zusammen und legte sie ordentlich aufeinander. »Lawson suchte in der falschen Richtung, und mit gutem Grund.«
»Nein, nein. Ich meine nicht die Entführung. Ich meine das Verhältnis. In einem Ort wie Newton weiß jeder alles über jeden anderen. Ich würde sagen, es ist leichter, einen Mord zu begehen, ohne dass einer etwas mitbekommt, als eine Affäre zu haben.«
»Scheint, als hätten wir geschafft, was Lawson nicht gelungen ist. Wir haben den Entführungsfall gelöst und Adam Maclennan Grant gefunden.«
»Nicht ganz«, schränkte Karen ein. »Wir wissen nicht wirklich, wo er ist. Und dann ist da das kleine Problem, dass in der Toskana eine Menge Blut geflossen ist. Es könnte sein Blut sein.«
»Oder er hätte derjenige sein können, der es vergoss. In dem Fall wird er nicht sehr erpicht sein, aufgespürt zu werden.«
»Eine Sache haben wir noch nicht einkalkuliert«, sagte Karen und reichte Phil das Ergebnis der Suche, die der Minzdrops durchgeführt hatte. »Es sieht aus, als sei Matthias, der Puppenspieler, tatsächlich ein Freund Cats von der Kunsthochschule her. Die Beschreibung von Toby Inglis passt mit etwas Phantasie auf Matthias, den Anführer der bunten Truppe. Wie fügt sich der ins Bild?«
Phil betrachtete das Blatt. »Interessant. Wenn er an der Entführung beteiligt war, hätte er neben seiner wenig glanzvollen Karriere noch einen Grund gehabt, verlegen zu sein. Vielleicht ist er deshalb untergetaucht.«
Er trank sein Glas aus und hielt es Karen hin. »Gibt’s noch mehr davon?«
Sie holte die Flasche und goss ihm nach. »Hast du irgendwelche schlauen Ideen?«
Phil nahm gedankenverloren einen Schluck. »Na ja, wenn dieser Toby Matthias ist, dann war er ein alter Freund von Cat. Es könnte sein, dass er auf diese Weise Mick kennengelernt hat. Es musste nicht geplant sein, er hätte einfach so auftauchen können, als Mick dort war. Du weißt ja, wie Künstler sind.«
»Eigentlich nicht. Ich glaube, ich habe niemals jemanden von der Kunsthochschule gekannt.«
»Die Freundin meines Bruders studiert dort. Die, die meine Wohnung neu gestaltet.«
»Und neigt sie zur Unzuverlässigkeit?«, wollte Karen wissen.
»Nein«, gab Phil zu. »Aber sie ist unberechenbar. Ich weiß nie, was sie mir als Nächstes aufdrängen wird. Vielleicht hätte ich lieber dich das machen lassen sollen. Deine Wohnung hier ist auf jeden Fall ein viel angenehmerer Anblick.«
»Genau das ist es, wofür ich lebe«, meinte Karen. »Ein angenehmer Anblick.« Es herrschte eine kurze, bedeutungsschwere Stille zwischen ihnen, dann räusperte sie sich schnell und sagte: »Aber es ist doch so, Phil. Wenn sie sich kennenlernten, als Mick mit Cat zusammen war, und dann in Italien wieder zufällig aufeinandertrafen, wie zum Teufel hat Mick dann erklären können, was mit Cat passiert und wie er zu dem Kind gekommen ist?«
»Du willst damit also sagen, dass er auch an der Entführung beteiligt war?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht. Was ich aber weiß, ist, dass wir die italienische Polizei dazu bringen müssen, den zu finden, dessen Blut nicht auf dem Boden der Villa vergossen wurde, damit wir ihm einige entsprechende Fragen stellen können.«
»Eine weitere Herausforderung für die Frau, die Jimmy Lawson hinter Gitter brachte.« Er hob sein Glas und trank ihr zu.
»Das werde ich wohl nie wieder los, was?«
»Warum willst du es denn loswerden?«
Karen wandte den Blick ab. »Manchmal fühlt es sich an wie ein Mühlstein, der mir am Hals hängt. Wie der Mann, der Liberty Valance erschoss.«
»Es ist aber anders«, widersprach Phil. »Du hast Lawson anständig und ehrlich überführt.«
»Nachdem jemand anders die ganze Arbeit erledigt hatte. Genau wie dieses Mal, wo Bel die Kleinarbeit geleistet hat.«
»Du hast beide Male
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