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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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entdeckte ich, dass ich zu spät kam.« Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, und sie warf ihm ein kurzes mitfühlendes Lächeln zu. »Es tut mir so leid. Um all diese Bilder gemalt zu haben, muss er ein bemerkenswerter Mann gewesen sein.«
    »Das war er«, bestätigte Gabriel. Es klang, als gönne er ihr nicht einmal diese drei Silben. Sein Gesicht blieb undurchdringlich.
    »Ich dachte, es wäre vielleicht doch noch möglich, etwas zu schreiben?«
    »Es hat doch keinen Sinn, oder? Er ist nicht mehr da.«
    Bel sah ihn prüfend an. Ansehen oder Geld, das war jetzt die Frage. Sie kannte den Jungen nicht gut genug, um zu wissen, was ihr den Zutritt ermöglichen würde. Und sie wollte es ins Haus schaffen, bevor sie damit herausrückte, was sie wirklich über ihn und seinen Vater wusste. »Es würde sein Ansehen heben«, versuchte sie es. »Würde sicherstellen, dass sein Name bekannter wird. Und das würde bestimmt auch den Wert seines Werks erhöhen.«
    »Ich habe kein Interesse an Publicity.« Er zog sich zurück, und die Tür begann sich langsam zu schließen.
    Zeit, es zu wagen
. »Ich verstehe die Gründe dafür, Adam.« Nach dem Schock zu urteilen, der schnell über sein Gesicht zuckte und wieder verschwand, hatte sie ins Schwarze getroffen. »Verstehen Sie, ich weiß viel mehr, als ich Andrea gesagt habe. Genug, um einen Artikel zu schreiben, das steht fest. Möchten Sie darüber reden, oder soll ich einfach gehen und das veröffentlichen, was ich weiß, ohne dass Sie Einfluss darauf haben, wie die Welt Sie und Ihren Vater sieht?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, erwiderte er.
    Bel hatte schon so oft miterlebt, dass Menschen sich verstellten, dass sie es leicht durchschauen konnte. »Ach, bitte«, meinte sie. »Verschwenden Sie doch nicht meine Zeit.« Sie wandte sich ab und begann, zum Wagen zu gehen.
    »Warten Sie«, rief er hinter ihr her. »Hören Sie, ich glaube Sie haben da etwas missverstanden. Aber kommen Sie doch trotzdem rein und trinken Sie ein Glas Wein.« Bel drehte sich ohne zu zögern um und ging auf ihn zu. Er zuckte mit den Achseln und grinste sie naiv wie ein kleiner Welpe an. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn Sie schon den ganzen Weg hier rausgekommen sind.«
    Sie folgte ihm in den dunklen, klassisch toskanischen Raum, der als Wohnzimmer, Esszimmer und Küche diente. Auf der anderen Seite des Kamins war sogar eine Nische für ein Bett, aber statt einer schmalen Matratze bot sie einem Flachbildfernseher und einer Stereoanlage Platz, die Bel selbst gern in ihrer Wohnung gehabt hätte.
    Ein ramponierter, aber sauber geschrubbter Tisch aus Pinienholz stand neben dem Herd. Ein Päckchen Marlboro Lights und ein Einwegfeuerzeug lagen neben einem überquellenden Aschenbecher. Gabriel zog an der anderen Seite einen Stuhl für Bel hervor und brachte dann zwei Gläser mit einer Flasche Rotwein ohne Etikett herüber. Als er ihr den Rücken zuwandte, nahm sie eine Zigarettenkippe aus dem Aschenbecher und steckte sie in ihre Tasche. Jetzt konnte sie jederzeit gehen, denn sie hatte, was sie brauchte, um zu beweisen, dass dieser junge Mann wirklich Adam Maclennan Grant war. Gabriel setzte sich ans Tischende, goss den Wein ein und hob sein Glas. »Zum Wohl.«
    Bel stieß mit ihm an. »Es ist schön, Sie endlich kennenzulernen, Adam«, sagte sie.
    »Warum nennen Sie mich dauernd Adam?«, fragte er, anscheinend verwirrt. Er war gut, das musste sie zugeben. Ein besserer Heuchler als Harry, der immer rot wurde, wenn er log. »Ich heiße Gabriel.« Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an.
    »Jetzt schon«, räumte Bel ein. »Aber das ist nicht Ihr wirklicher Name, genauso wie Daniel Porteous nicht der wirkliche Name Ihres Vaters war.«
    Er lachte leise und machte eine Handbewegung, die Unverständnis bedeuten sollte. »Das ist doch alles absurd. Sie kommen hierher in mein Haus, ich habe Sie noch nie gesehen, und Sie erzählen all diesen … ich will nicht unhöflich klingen, aber es gibt wirklich kein anderes Wort dafür als Schwachsinn. Als wüsste ich meinen eigenen Namen nicht.«
    »Ich glaube, Sie kennen durchaus Ihren eigenen Namen. Ich denke, Sie wissen genau, wovon ich spreche. Wer immer Ihr Vater war, Daniel Porteous hieß er nicht. Und Sie sind nicht Gabriel Porteous. Sie sind Adam Maclennan Grant.« Bel griff nach ihrer Tasche und zog einen Hefter heraus. »Das ist Ihre Mutter.« Sie wählte ein Foto von Cat Grant auf der Yacht ihres Vaters aus, auf dem sie lachend

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