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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mobilen Streikposten, an ihren Bestimmungsorten ankamen, und man war nicht gerade begeistert davon, Männer dafür zu entlohnen, dass sie ihre Ziele nicht erreichten. Außerdem hatten damals die Gewerkschaftsbosse zu viel damit zu tun, ihre Millionen vor der Beschlagnahmung durch die Regierung zu retten, statt Geld für einen Kampf zu verschwenden, von dem sie im Grunde schon wussten, dass er scheitern würde. Jetzt war also auch dieses dünne Rinnsal Geld versiegt, und den Bergbauorten blieb nichts mehr übrig, was sie hätten schlucken können, außer ihrem Stolz.
    Jenny hatte das in den letzten neun Monaten schon oft getan. Es war gleich zu Beginn losgegangen, als sie die Nachricht, die schottischen Bergleute würden das Kohlegebiet in Yorkshire bei einem landesweiten Streik unterstützen, nicht von Mick erfuhr, sondern von Arthur Scargill, dem Chef der National Union of Mineworkers. Nicht persönlich natürlich. Aber durch seine wütende Rede in den Fernsehnachrichten. Statt von der Versammlung des Wohlfahrtsverbands gleich zurückzukommen, um es ihr zu sagen, hing Mick mit Andy und seinen anderen Gewerkschaftskumpeln herum und trank in der Bar, als würde Geld nie ein Problem werden. Sie feierten König Arthurs Schlachtruf in der althergebrachten Weise.
Die vereinigten Bergleute werden niemals geschlagen
.
    Aber die Frauen der Bergmänner wussten von Anfang an um die Hoffnungslosigkeit der Lage. Man beginnt einen Kohlestreik am Winteranfang, wenn der Bedarf der Kraftwerke am höchsten ist. Nicht im Frühjahr, wenn alle schon daran denken, ihre Heizung abzudrehen. Und wenn man gegen ein Miststück wie Margaret Thatcher in einen großen Arbeitskampf zieht, sichert man sich ab. Man richtet sich nach dem Arbeitsrecht. Man beachtet seine eigenen Regeln. Man hält im ganzen Land eine Urabstimmung ab. Und man verlässt sich nicht auf die zweifelhafte Auslegung eines Beschlusses, der schon drei Jahre zuvor zu einem anderen Zweck gefasst wurde. O ja, die Frauen hatten gewusst, dass es zwecklos war. Aber sie hatten den Mund gehalten und zum ersten Mal eine eigene Organisation gegründet, um ihre Männer zu unterstützen. In den Bergwerksdörfern und den Städten des Kohleabbaus zählte damals nur die Loyalität.
    Und so waren Mick und Jenny weiter zusammengeblieben. Jenny fragte sich manchmal, ob Mick wohl nur noch bei ihr und Misha war, weil er nicht wusste, wohin er sonst sollte. Die Eltern tot, keine Brüder oder Schwestern, da gab es für ihn keinen naheliegenden Zufluchtsort. Einmal hatte sie ihn danach gefragt, und er war starr wie ein Standbild geworden. Dann hatte er ihr spöttisch geantwortet, er hätte nicht die Absicht, wegzugehen, und sie daran erinnert, dass Andy immer einen Platz in seinem Häuschen für ihn bereithalten würde, wenn er nicht hier bleiben wollte. Es gab also keinen Grund, weshalb sie hätte denken sollen, dass dieser Freitag anders war als all die anderen.

[home]
Donnerstag, 28. Juni 2007,
Newton of Wemyss
    E s war also nicht das erste Mal, dass er den ganzen Tag mit seinen Malsachen wegblieb?«, fragte Karen.
    Was immer in Jenny Prentice’ Kopf vor sich ging, war offensichtlich viel umfangreicher als die mageren Bruchstücke, die sie herausrückte.
    »Zum Schluss vier- oder fünfmal die Woche.«
    »Und Sie? Was haben Sie den ganzen Tag gemacht?«
    »Ich bin in den Wald hoch, um Kleinholz zu sammeln, dann kam ich zurück und sah mir die Nachrichten im Fernsehen an. Es war ja ein besonderer Tag, dieser Freitag. König Arthur stand wegen Behinderung der Polizei bei der Auseinandersetzung von Orgreave vor Gericht. Und Band Aid kam auf den ersten Platz. Ich sag Ihnen, ich hätte ihnen ins Gesicht spucken können. All die Mühe für Kinder in Tausenden Meilen Entfernung, wo es doch hungrige Kinder direkt vor ihrer Haustür gab. Wo waren Bono und Bob Geldof am Weihnachtsmorgen, als unsere Kinder aufgewacht sind und ihr Strumpf lotterleer war?«
    »Es war bestimmt schwer auszuhalten«, meinte Karen.
    »Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Den Bergleuten zu helfen war eben nichts Grandioses, oder?« Ein bitteres Lächeln ließ ihr Gesicht aufleuchten. »Aber es hätte ja noch schlimmer sein können – wenn wir uns den scheinheiligen Dreckskerl Sting hätten gefallen lassen müssen. Gar nicht zu reden von seiner bescheuerten Klampfe.«
    »Stimmt genau.« Karen konnte nicht verbergen, dass sie amüsiert war. Galgenhumor lag in diesen Bergarbeiterorten immer nahe.
    »Und was haben Sie nach den

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