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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gibt es die Einzäunung mit Vorhängeschloss, um sie abzuhalten. Gesundheit und Sicherheit, das ist ja heutzutage der ständige Spruch der Entscheider.« Er schnitt ein Stück von seinem knusprigen Wolfsbarsch ab und lud es mit dem Sesamgemüse in Hoisin-Soße auf die Gabel.
    »Aber du hast ja den Typ gehört. Es war der einzige große Höhleneinbruch seit der Schließung der Zeche 1967. Und wenn es kein Unfall gewesen wäre?«
    Phil schüttelte den Kopf, kaute und schluckte hastig. »Jetzt kommst du wieder mit deinem Melodrama. Wir sind hier nicht bei
Indiana Jones und die Höhlen von Wemyss
, Karen. Es geht um einen Kerl, der auf der Vermisstenliste landete, als sein Leben im Eimer war.«
    »Nicht einer, Phil. Sondern zwei. Mick und Andy. Beste Freunde. Nicht die Sorte, die als Streikbrecher losziehen würden. Nicht die Sorte, die ihre Lieben ohne ein Wort zurücklassen.«
    Phil legte Messer und Gabel hin. »Hast du je daran gedacht, dass sie ein Paar hätten sein können? Mick und sein bester Freund. Andy mit seiner einsamen Hütte mitten im Wald? In einem Ort wie Newton of Wemyss in den frühen achtziger Jahren schwul zu sein war bestimmt nicht gerade leicht.«
    »Natürlich hab ich daran gedacht«, erwiderte Karen. »Aber man kann nicht mit Theorien arbeiten, die absolut keine Substanz haben. Niemand, mit dem wir gesprochen haben, hat auch nur eine Andeutung gemacht. Und glaub mir, Fife hat eins gemeinsam mit Brokeback Mountain, nämlich dass die Leute tratschen. Versteh mich nicht falsch. Ich schließe es nicht endgültig aus. Aber solange ich nichts habe, worauf ich es stützen kann, muss ich es als unwesentlich einordnen.«
    »In Ordnung«, meinte Phil und widmete sich wieder seinem Essen. »Aber du hast auch nicht mehr Grund für deine Annahme, dass jemand unter einem absichtlich ausgelösten Einsturz in der Höhle begraben liegt.«
    »Ich habe nie gesagt, dass da jemand begraben liegt«, gab Karen zurück.
    Er grinste. »Ich kenn dich doch, Karen. Es gibt keinen anderen Grund für dich, an einem Haufen Steine interessiert zu sein.«
    »Vielleicht«, räumte sie ein, ohne sich im Mindesten angegriffen zu fühlen. »Aber ich werfe nicht einfach mit verrückten Ideen um mich. Wenn es eine Gruppe von Leuten gibt, die ganz genau wissen, wie man sprengt und Steine genau an die Stelle stürzen lässt, wo man sie haben will, dann sind es die Bergleute. Und die Sprengmeister hatten auch Zugriff auf Sprengstoff. Wenn ich jemanden suchen würde, der eine Höhle in die Luft jagen kann, dann würde ich als Erstes zu einem Bergmann gehen.«
    Phil blinzelte. »Ich glaube, du solltest etwas essen. Vielleicht ist dein Blutzucker zu niedrig.«
    Karen sah ihn einen Moment finster an, dann hob sie Messer und Gabel und nahm das Essen mit dem üblichen Enthusiasmus in Angriff. Als sie ein paar große Bissen weggeputzt hatte, sagte sie: »Das wird den niedrigen Blutzucker hochdrücken. Und ich glaube immer noch, dass ich einer Sache auf der Spur bin. Wenn Mick Prentice nicht aus freiem Willen als vermisst galt, dann verschwand er, weil ihn jemand beseitigen wollte. Und siehe da! – wir kennen jemanden, der ihn weghaben wollte. Was hat Iain Maclean uns erzählt?«
    »Prentice hätte entdeckt, dass Ben Reekie sich aus der Gewerkschaftskasse bedient hatte«, antwortete Phil.
    »Genau. Er hat Geld eingesteckt, das an das Bezirksbüro gehen sollte. Nach allem, was wir über Mick gehört haben, hätte er das nicht durchgehen lassen. Und man kann sich nur schwer vorstellen, wie er der Sache hätte nachgehen können, ohne Andy hineinzuziehen, dessen Aufgabe ja die Buchführung war. Ich schätze die beiden nicht so ein, dass sie nichts getan hätten. Und wäre es allgemein bekannt geworden, dann wäre Reekie gelyncht worden, das weißt du ja. Das ist ein Supermotiv, Phil.«
    »Vielleicht. Aber wenn es zwei gegen einen waren, wie konnte Reekie dann beide umbringen? Wie hat er die Leichen in die Höhle geschafft? Wie hat er sich mitten im Streik den Sprengstoff verschafft?«
    Karens Lächeln hatte es schon immer geschafft, ihn zu entwaffnen. »Das weiß ich noch nicht. Aber wenn ich recht habe, werde ich es früher oder später herausfinden. Das versprech ich dir, Phil. Und versuch’s doch mal für den Anfang damit: Wir wissen, wann Mick verschüttging, haben aber kein exaktes Datum für Andys Verschwinden. Es ist durchaus möglich, dass sie einzeln umgebracht wurden. Vielleicht wurden sie in der Höhle ermordet. Und was den Sprengstoff

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