Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Testikel bis hinauf in die Ohren gekickt hätte. Nur leider gelang es Steve, meinen Fuß zu packen und ihn festzuhalten.
    Mich konnte er damit allerdings nicht stoppen.
    Ich fiel auf ihn und landete mit beiden Knien in seiner Magengrube.
    Steve hatte kräftige Bauchmuskeln, das muss man ihm lassen.
    Aber sie waren nicht kräftig genug.
    Als sich meine Knie in seinen Solarplexus rammten, ließ er meinen Knöchel los und machte mit weit aufgerissenem Mund leise
    »Umpf«. Dann starrte er mich mit hervorquellenden Augen an und bäumte sich unter mir auf wie ein Wilder.
    Es fühlte sich an, als würde ich inmitten eines Orkans auf einem Surfbrett knien. Ich hatte keine Chance, mich aufrecht zu halten.
    Die linke Seite meines Brustkorbs knallte auf Steves Gesicht, während ich mit der rechten Hand nach dem Säbel griff. Ich erwischte ihn an der Klinge und wollte aufstehen, aber Steve packte mich und zog sich an meinen Hüften hoch, nur um gleich darauf wieder nach vorne umzufallen. Er drückte mich zu Boden und landete auf mir, das Gesicht zwischen meinen Brüsten.
    Er keuchte und würgte und schnappte nach Luft und versuchte verzweifelt, seine Arme zu befreien, die unter meinem Becken eingeklemmt waren.
    Ich hatte noch immer den Säbel in der Hand. Zum Glück war die Klinge knapp oberhalb des Griffbügels, wo sich meine Hand befand, nicht scharf geschliffen. Mit dem schweren Messinggriff schlug ich auf Steves Schädel ein.
    Die Schläge machten Steve sichtlich zu schaffen.
    Er zuckte und grunzte vor Schmerz. Während er weiterhin versuchte, seine Hände unter mir herauszuziehen, drosch ich wie eine Besessene immer wieder auf ihn ein, und gerade als es ihm gelungen war, eine Hand zu befreien, spürte ich, wie sein ganzer Körper auf einmal schlaff wurde und er über mir zusammensank. Ich hatte ihn k.o. geschlagen.
    Blut floss aus einer Wunde an seinem Hinterkopf auf meine linke Brust.
    Ich stemmte mich gegen seine Schultern, wälzte ihn von mir herunter und stand auf.
    Jetzt tat meine rechte Hand doch ziemlich weh, sodass ich den Säbel in die linke nahm und die Handfläche untersuchte. Die Klinge des Säbels hatte eine tiefe, rote Furche hinterlassen, aber die Haut nicht aufgeschnitten.
    Glück gehabt.
    In mehrerlei Hinsicht.
    In vielerlei Hinsicht.
    Ich blickte hinab auf Steve, der bewusstlos auf dem Rücken lag.
    Von seinem Hinterkopf breitete sich eine dunkle Blutlache auf den Fließen aus.
    Auch meine Brust war voller Blut. Bestimmt hätte Steve sie jetzt gerne sauber geleckt!
    Ich fragte mich, ob ich ihn nicht aufwecken und es ihm befehlen sollte, aber natürlich meinte ich das nicht im Ernst.
    Ich riss ein paar Blatt Küchenkrepp von der Rolle auf der Arbeitsfläche und wischte mich damit ab. Liebend gerne hätte ich geduscht, aber wieder einmal hatte ich keine Zeit dafür. Es war zu viel zu tun.
    Steve würde irgendwann wieder zu sich kommen.
    Oder auch nicht.
    Ich musste mich ganz schnell entscheiden: Sollte ich ihn umbringen oder leben lassen?
    Nein, falsch: Leben lassen konnte ich ihn auf keinen Fall.
    Erstens wusste er zu viel. Er kannte meinen Namen und meine Adresse. Er hatte gesehen, wie ich Tony und Milo getötet und was ich mit Judy getan hatte. Wahrscheinlich hatte er sie zum Reden gebracht, bevor er sie kaltgemacht hatte und konnte mich, wenn die Polizei ihn lebendig in die Finger bekam, auf übelste Weise reinreiten, nur um selber besser dazustehen.
    Zweitens hatte er Elroy und Judy umgebracht und wahrscheinlich auch Marilyn, das Mädchen in Milos Zelt. Der Himmel allein wusste, wie viele er sonst noch auf dem Gewissen hatte, der Spaßkiller, der obendrein vielleicht auch noch ein Menschenfresser war.
    Wenn er die Gelegenheit dazu bekäme, würde er mich mit Sicherheit ebenfalls umbringen, und deshalb blieben mir eigentlich nur zwei Optionen: Ich konnte Steve jetzt und hier töten oder später und an einem anderen Ort.
    Ich war versucht, es auf der Stelle hinter mich zu bringen. Als Toter war er keine Bedrohung mehr für mich, er konnte keine dummen Geschichten mehr über mich erzählen und er konnte auch nie wieder jemanden vergewaltigen, foltern oder umbringen. Nie mehr.
    Aber dann hätte ich den toten Steve in Serenas Küche herumliegen. Und den toten Elroy im Gästebad, plus seinen Kopf im Pool. Auch sonst gab es eine Menge zu tun, wenn auch die beiden Leichen das Hauptproblem wären.

    Um ehrlich zu sein: Ich hatte diese Scheiße langsam wirklich satt.
    Steve hat die Sauerei gemacht. Soll er sie

Weitere Kostenlose Bücher