Nacht
frischen Geschirrtuch abgetrocknet hatte, wischte ich damit auch gleich die Pfütze auf.
Jetzt fühlte ich mich schon viel besser!
Um das zu feiern, nahm ich mir ein frisches Glas, warf etwas Eis hinein und goss Tequila aus der Flasche drauf. Dann setzte ich mich auf die Arbeitsfläche und ließ die Beine herabbaumeln. Die Kacheln der Arbeitsfläche fühlten sich an meinen nackten Beinen kalt und glatt an.
Ich trank einen Schluck von dem Tequila, der brennend die Speiseröhre hinunterlief und in meinem Magen ein wohlig warmes Gefühl erzeugte.
»Ahhh«, sagte ich und atmete tief aus.
Es ist schon erstaunlich – und vielleicht eines der kleinen Geheimnisse des Lebens –, dass einem jede auch noch so verfahrene Situation auf einen Schlag besser vorkommt, sobald man sich einen Drink einschenken und ein wenig entspannen kann.
Natürlich ist man dadurch aus dem Schlamassel noch lange nicht heraus, aber man fühlt sich zumindest ein wenig besser.
Es hilft sogar, wenn man allein ist, und im Moment war ich praktisch allein, denn Elroy war tot und Steve bewusstlos. Ein paar Minuten lang musste ich mich um niemanden kümmern, niemanden anlügen, austricksen oder bekämpfen. Allein das war schon eine große Erleichterung.
So blieb ich einfach still auf der Arbeitsfläche sitzen und genoss, den Säbel griffbereit neben mir, meinen Tequila. Die paar Margaritas, die ich bereits intus hatte, hatte ich bei Weitem nicht als so wohltuend und beruhigend empfunden wie diesen Schnaps.
Ziemlich schnell wurde ich so zufrieden und träge, dass ich mich am liebsten hingelegt und ein Nickerchen gemacht hätte, aber das kam natürlich überhaupt nicht infrage.
Wenn ich nicht einschlafen wollte, musste ich mich beschäftigen, und so sprang ich von der Arbeitsfläche, stellte mein leeres Glas in die Spüle und hockte mich mit dem Säbel und den beiden Geschirrtüchern in Händen neben Steve. Ich legte den Säbel zur Seite und wischte ihm mit dem feuchten Geschirrtuch so vorsichtig das Blut vom Kopf, dass er dabei nicht aufwachte.
Als sein Kopf halbwegs sauber war, machte ich mit dem Geschirrtuch auch noch den Boden rings um seinen Kopf sauber, wozu ich mehrmals zur Spüle gehen und das nasse Tuch auswringen musste. Das Wasser, das dabei in den Ausguss floss, war erst dunkelrot, dann rosa, dann fast klar.
Dann faltete ich das zweite Geschirrtuch zu einem viereckigen Kissen zusammen, das ich auf die Platzwunde auf Steves Hinterkopf legte und mit mehreren Streifen Klebeband (die ich mit dem Säbel abschnitt) fixierte. Irgendwie sah er mit dem Paketband an Wangen und Ohren ziemlich doof aus, aber das war mir nur recht.
Ein Schwein wie er muss nicht gut aussehen.
Nachdem zumindest hier in der Küche alles einigermaßen in Ordnung war, verspürte ich auf einmal einen Bärenhunger.
Ich ging zu dem Teller mit den Steaks und stellte fest, dass sie schon fast aufgetaut waren. Nur in der Mitte gab es noch eine harte Stelle.
Wozu noch länger warten?, dachte ich. Auf den Grill kann ich sie ohnehin nicht werfen, solange Steve bewusstlos ist.
Ich könnte ihn ja nach draußen schleifen.
Vergiss es. Zu mühselig.
Ich goss noch etwas Tequila in mein Glas, nahm einen Schluck und seufzte zufrieden, bevor ich mich in den Schränken auf die Suche nach Serenas Wok machte. Als ich ihn schließlich gefunden hatte, stellte ich ihn auf den Herd und goss etwas Sonnenblumenöl hinein, bevor ich die beiden Steaks in mundgerechte Happen schnitt.
Natürlich warf ich dabei alle zehn Sekunden oder so einen Blick auf Steve, um festzustellen, ob er nicht am Aufwachen war.
Als ich die Knochen der T‐Bone‐Steaks in den Mülleimer unter der Spüle geworfen und mir Serenas hölzernen Fleischwender geholt hatte, war das Öl im Wok so heiß, dass ich das Fleisch und die Teriyakisoße hineingeben konnte.
Es zischte und spritzte, und Tropfen des heißen Öls trafen mich an Bauch und Brust, was im ersten Augenblick fürchterlich wehtat.
Soll ich Ihnen mal einen kleinen Küchentipp geben? Brutzeln Sie niemals etwas in heißem Öl, wenn Sie oben ohne sind.
Zum Glück ließ der Schmerz rasch nach.
Ich warf einen raschen Kontrollblick auf Steve und fing an, das Fleisch im Wok zu wenden. Wenn es zu lange briet, würde es zäh werden, deshalb zählte ich in meinem Kopf ein paarmal hintereinander bis sechzig und bewegte die Brocken dabei ständig hin und her, bevor ich das Gas wieder ausschaltete.
Dann ging ich zum Geschirrschrank und holte zwei große Teller
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