Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
keine Beleuchtung?«
    »Warte mal«, sagte ich. Ich trat neben ihn und starrte ins Wasser.
    Es war so schwarz wie Tinte.
    »Siehst du den Kopf?«, fragte Steve.
    »Nein.«
    »Probieren wir’s mit der Beleuchtung?«
    »Von mir aus«, sagte ich. Wir hatten wohl keine andere Wahl.
    »Die Schalter sind da drüben. Auf geht’s.« Ich riss an der Leine.
    »Nicht ziehen«, bat Steve.
    »Ich ziehe, soviel ich will. Komm jetzt.«
    »Wohin?«
    Ich zeigte mit der Säbelspitze auf die Schaltleiste an der Wand hinter dem Gartentisch. »Du gehst vor.«
    Steve gehorchte. Ich blieb hinter ihm und ließ die Leine locker.
    Auf dem Tisch standen noch der Shaker und die Tortillachips.
    »Kleine Cocktailpause?«, fragte Steve.

    »Schnauze! Und Finger weg!«
    »Und was ist mit dem da? Willst du ihn nicht anziehen?« Steve angelte mit dem rechten Fuß meinen BH unter dem Tisch hervor.
    Auf seinen Zehen sah er wie eine große rote Maske aus. »Wobei ich’s natürlich viel lieber habe, wenn du oben ohne bist.«
    »Da wäre ich nie drauf gekommen.«
    »Willst du ihn nun anziehen oder nicht?«
    »Lass mich in Ruhe.«
    Ohne den BH vom Fuß zu nehmen, ging Steve weiter zu den Schaltern und legte ein paar davon um.
    Die Veranda wurde hell, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass auch der Pool beleuchtet war.
    »Das genügt«, sagte ich.
    »Hervorragend!« Steve kickte meinen BH in die Luft. Er flog auf mich zu, und ich fing ihn mit der Säbelspitze auf. »Danke«, sagte ich, während er bis zum Griff hinunterglitt.
    »Möchtest du ihn nicht doch anziehen?«
    »Später vielleicht.«
    »Soll ich dir dabei behilflich sein?«, fragte Steve mit einem breiten Grinsen. »Schließlich hast du ja beide Hände voll.«
    »Zum Pool«, zischte ich. »Den Kopf holen.«
    Als ich hinter Steve herging, senkte ich den Säbel, ließ den BH auf den Boden gleiten und stieg darüber hinweg.
    Am Beckenrand blieb Steve stehen. Das Wasser war jetzt erleuchtet. Die Kacheln schimmerten hellblau, und der warme Nachtwind kräuselte die Wasseroberfläche.
    »Da! Steuerbord voraus!«, rief Steve und deutete mit dem Finger in den hinteren Teil des Beckens.
    Elroys Kopf war zwar auf der Nichtschwimmer‐Seite in den Pool gefallen, aber er war dort nicht geblieben. Mit der Zeit war er ins tiefe Wasser unterhalb des Sprungbretts gewandert und lag dort jetzt, drei Meter unter Wasser, mit der Nase nach unten auf den Fliesen. Es sah so aus,, als ob Elroy den Abfluss inspizieren wollte.

    »Jetzt haben wir ein kleines Problem«, sagte Steve.
    »Und welches?«
    »Wer taucht zu ihm hinunter?«
    »Du.«
    »Hm. Ich glaube nicht, dass meine Leine lang genug ist. Jedenfalls nicht, wenn du hier stehen bleibst.«
    »Das werden wir sehen.« Ich zeigte mit der Säbelspitze nach rechts. »Wir gehen so nahe ran, wie wir können.«
    Wir gingen am Poolrand entlang, auf Elroys Kopf zu. Und blieben wieder stehen.
    »Zu kurz«, grinste Steve. »Die Leine ist zu kurz.«
    »Spring rein.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Steve und hechtete plötzlich in den Pool.
    Noch bevor er die Wasseroberfläche berührte, sprang ich hinterher. Ich hielt den Griff des Säbels und das Kabel fest umklammert und tauchte mit den Füßen voraus ins Wasser.
    Durch einen Vorhang von Luftblasen sah ich Steve vor mir nach unten tauchen. Mit ein, zwei Schwimmzügen war er bei dem Kopf.
    Bei seinem Sprung war ihm die Hose nach unten gerutscht, und ich sah ein paar Zentimeter von dem Spalt zwischen seinen Pobacken.
    Die blasse Haut dort schimmerte bläulich in der Poolbeleuchtung.
    Mit der rechten Hand packte er Elroys Kopf bei den Haaren und begann aufzutauchen.
    Ich versuchte es auch.
    Aber es gelang mir nicht.
    Der Säbel war zu schwer, und außerdem hatte ich keine Hand zum Schwimmen frei. Ich strampelte mit den Beinen, so gut es ging, aber ich kam nicht von der Stelle.
    Keine Panik!
    Ich werde nicht ertrinken.
    Ich konnte jederzeit den Säbel und die Leine loslassen und schon wäre ich in Sicherheit.

    Aber was für eine Sicherheit wäre das, wenn der Säbel unten im Pool läge?
    Dann lass wenigstens die Leine los, sagte ich mir.
    Aber ich wollte nicht.
    Lass los!
    Ich will nicht! Dann kommt er ja frei!
    Plötzlich wurde das Kabel so straff gezogen, dass es mir fast durch die Finger rutschte. Ich umklammerte den Stecker am Ende mit aller Kraft.
    Und wurde langsam durchs Wasser gezogen.

    Flucht
    Noch befanden wir uns im tiefen Teil des Pools, aber Steve schwamm immer weiter zum seichten Ende. Bestimmt spürte

Weitere Kostenlose Bücher