Nacht
schlug ich vor. »Die dürften schätzungsweise in einer seiner Hosentaschen stecken.«
»Wieso kommst du nicht her und holst sie schnell raus?«
»Weil ich nicht blöd bin.«
»Ich tu dir nichts«, versprach er.
»Wer’s glaubt, wird selig. Jetzt leg ihn hin und nimm dir die Schlüssel.«
Steve ging mit seiner Last halb in die Hocke, überlegte es sich dann aber anders und richtete sich wieder auf. Anstatt auf den Beton der Einfahrt legte er Elroy auf den Kofferraumdeckel seines Wagens und tastete die vorderen Taschen seiner Hose ab. In einer hörte ich Schlüssel klirren.
Die Leiche rutschte ein Stück nach vorn, und Steve hielt sie mit einer Hand auf, während er mit der anderen ein Schlüsseletui aus der Tasche holte.
Er warf es mir zu und rief: »Fang auf!«, aber ich machte keinerlei Anstalten dazu, weil ich weder den Säbel noch mein Ende des Kabels loslassen wollte. Das Etui klatschte mir gegen die linke Brust und fiel zu Boden.
»Du solltest echt Baseball spielen«, meinte Steve. »Würdest eine tolle Fängerin abgeben.«
»Mich legst du nicht rein«, sagte ich kalt.
Er lachte leise. »Ich weiß, ich verlange viel von dir, aber wärst du bitte so freundlich, mir den Kofferraum aufzusperren?«
»Nein.«
»Und wenn ich ganz lieb Bitte sage?«
»Mit welcher Hand soll ich denn aufsperren?«, fragte ich. »Mit der Säbelhand oder mit der Kabelhand?«
»Das ist mir egal.«
»Dachte ich mir.«
»Du, mir kommt da grade eine Idee. Warum lassen wir nicht einfach den ganzen Scheiß mit dem Kabel und dem Säbel und arbeiten als Team zusammen?«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Denk doch mal drüber nach. Wenn wir an einem Strang ziehen, haben wir hier alles in null Komma nichts aufgeräumt. Ist doch viel besser, als wenn wir uns ständig bekriegen.«
»Für dich vielleicht. Schließlich bin ich diejenige, die vergewaltigt und umgebracht wird.«
»Wie kommst du denn auf so was? Ich würde meiner Partnerin doch niemals wehtun.«
»Vergiss es. Und jetzt komm her und hol dir die Schlüssel«, erwiderte ich, während ich ruckartig an seiner Leine zog.
»Okay, okay«, sagte Steve. Er ließ Elroy auf dem Kofferraumdeckel liegen und kam zu mir. »Ich weiß, dass du mich willst«, sagte er, während ich einen Schritt zurücktrat und mit der Säbelspitze auf das Schlüsseletui deutete. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, als ich gestern Nacht an deiner Glastür stand.
Gib’s zu, am liebsten wärest du die Scheibe gewesen. Und vorhin in der Küche, als ich dir die Soße von deinem heißen, sinnlichen Körper geleckt habe, da wolltest du …«
»Halt den Mund und nimm die Schlüssel.«
Er ging in die Hocke, griff nach vorn und hob das Schlüsseletui auf.
Dann hob er das Gesicht und blickte zu mir herauf. »Du willst mich, und ich will dich«, sagte er. »Zusammen wären wir ein tolles Paar.
Hey, warum gehen wir heute Abend nicht zusammen aus? Oder noch besser: Lassen wir Elroy doch einfach hier und hauen mit meinem Lieferwagen ab. Nur wir beide, du und ich. Wir lassen das alles hier hinter uns und fangen ein neues Leben an. Na, wie gefällt dir das?«
»Fick dich ins Knie.«
Lachend stand er auf. »Genau das liebe ich an dir«, sagte er.
»Dass du knallhart bist. Und dass du so einen tollen Humor hast.
Ganz zu schweigen von deiner umwerfenden Figur.«
»Er kommt ins Rutschen.«
»Wer?«
»Elroy.«
Noch während Steve sich umdrehte, glitt der Leichnam langsam an den Rand des Kofferraumdeckels und klatschte hinunter auf den Beton der Einfahrt.
Steve wandte sich wieder mir zu und sagte grinsend: »Sieh mal einer an. Schon wieder ein Mann, der dir zu Füßen liegt.«
Kopfball
Am Ende hatte Elroy Steve nur etwas Arbeit abgenommen, denn jetzt musste er ihn nicht mehr vom Kofferraumdeckel herunterheben.
Ich wartete neben dem Auto und sah zu, wie Steve den Kofferraum aufschloss und die Schlüssel in die Tasche seiner kurzen Hose steckte, bevor er den Deckel öffnete und sich bückte, um Elroy aufzuheben.
Als er ihn in den Kofferraum fallen ließ, quietschte das Auto leise in den Federn.
»Fahren wir?«, fragte Steve, nachdem er den Kofferraumdeckel zugeschlagen hatte.
»Gleich«, erwiderte ich. »Wir haben noch etwas vergessen.«
Er grinste. »Stimmt! Wo habe ich bloß meinen Kopf?«
»Du meinst wohl Elroys Kopf.«
»Richtig.«
»Holen wir ihn.«
Auf dem Weg zum Haus ging ich rückwärts voraus und ließ Steve dabei keine Sekunde lang aus den Augen. Ich befürchtete, dass er
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