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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Idee.
    Ich zog die Jeans wieder aus und schnitt die Hosenbeine mit dem Säbel einfach so hoch oben ab, dass sie fast zur Shorts wurde.
    Außerdem schlitzte ich sie der Länge nach ein, sodass sie wie ein Rock um meine Oberschenkel schwangen.
    Jetzt war die Hose schön leicht und luftig.
    Oder das, was von ihr noch übrig war.
    Ich steckte Tonys Habseligkeiten zurück in die Taschen, in denen ich sie gefunden hatte, und schob auch meinen eigenen Schlüsselbund dazu.
    Dann schloss ich die Eingangstür auf und ging noch einmal ins Haus, aber nur, um rasch meine Handtasche und Charlies Kimono ins Wohnzimmer zu legen.
    Als ich wieder auf der Veranda war, drehte ich die Birne aus der Laterne. Sie war ziemlich heiß geworden und verbrannte mir fast die Fingerspitzen.

    Aufräumarbeiten
    Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal versucht haben, einen Toten irgendwohin zu tragen.
    Glauben Sie mir, das ist nicht einfach.
    Deshalb ließ ich Tony auf dem Rasen liegen, wo er hingefallen war, und ging erst mal ohne ihn die Einfahrt hinauf.
    Draußen auf der Straße befand sich nur ein einziger Wagen. Er stand rechts von unserer Einfahrt.
    An Tonys Schlüsselbund fand ich den passenden Schlüssel dazu und setzte mich hinein. Ohne das Licht einzuschalten, startete ich den Motor, wendete den Wagen und fuhr ihn rückwärts in die Einfahrt.
    Als sich der Kofferraum sich etwa auf der Höhe von Tony befand, hielt ich an und stieg aus. Bis auf einen Ersatzreifen war der Kofferraum leer. Ich ließ die Klappe offen stehen und ging hinüber zu Tony.
    Mit beiden Händen packte ich ihn an den Füßen und zog ihn quer über den Rasen hinüber zum Wagen. Da das Gras noch nass von den Rasensprengern war, glitt die Leiche gut über den Boden. Der Nachteil war allerdings, dass ich selber ständig ausrutschte und der Länge nach hinschlug.
    Als ich die Einfahrt erreicht hatte, sah ich, dass ich noch ein weiteres Problem hatte. Ich will es nicht zu drastisch ausdrücken, aber das, was aus Tonys gespaltenem Kopf kam, hatte eine lange Spur über die Wiese gezogen. Auf dem Gras kümmerte mich das relativ wenig, denn die automatischen Rasensprenger würden das meiste davon ziemlich schnell wegwaschen, und um den Rest würden sich Vögel, Ameisen und andere Tiere kümmern. Was mir mehr Sorgen machte, waren die Spuren, die er auf dem Asphalt der Einfahrt hinterlassen würde. Dort wollte ich am nächsten Morgen keine Blutflecke sehen, die man nie wieder richtig wegbekommen würde.
    Zuerst dachte ich daran, Tony eine Plastiktüte über den Kopf zu ziehen, aber ich hatte keine Lust, jetzt irgendwo nach einer Plastiktüte zu suchen.
    Schließlich fiel mir eine viel einfachere Lösung für das Problem ein: Ich musste bloß den Wagen so hinstellen, dass sein Heck ein Stück weit über den Rasen ragte.
    Unsere Einfahrt ist breit genug für solche Manöver. Als ich den Wagen so hingefahren hatte, dass seine Hinterräder direkt vor Tony fast das Gras berührten, stieg ich aus und sah mir die Leiche noch einmal genauer an.
    Sie hinauf in den Kofferraum zu wuchten, würde ziemlich viel Kraft brauchen.
    Und schmutzig würde ich auch werden.
    Aber ich kam nicht drum herum.
    Bevor ich mich ans Werk machte, zog ich das Hemd und die abgeschnittenen Jeans aus und warf sie auf den Fahrersitz. Zum einen wollte ich sie nicht mit Blut und Hirn besudeln, zum anderen war es viel zu warm, um angezogen eine derart schweißtreibende Arbeit zu verrichten. Auch die Slipper zog ich aus und stellte sie an den Rand der Einfahrt.
    Dann trat ich auf das feuchte Gras, stellte mich mit gespreizten Beinen über den toten Tony und bückte mich hinab zu ihm. Ich zog ihn an den Handgelenken hoch. Sein Rücken löste sich vom Boden, aber dann geriet er ins Rutschen und glitt mit den Beinen voran unter den Wagen. Ich ließ los, und Tonys Oberkörper plumpste wie ein nasser Kartoffelsack wieder auf den Boden. Jetzt lag er halb unter dem Wagen und sah aus wie ein Mechaniker, der gerade einen Auspuff inspizierte.
    Ein Mechaniker mit einem gespaltenen Kopf.
    Ich packte ihn abermals an den Handgelenken und versuchte ihn herauszuzerren, aber das war gar nicht so einfach, weil ich jetzt in einem ungünstigen Winkel zu ihm stand. Ich stemmte mich mit den Füßen ins nasse Gras, beugte mich nach vorn und zog so fest, wie ich nur konnte. Mit seinen toten Augen glotzte Tony zu mir herauf, und irgendwie wurde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass er mir auf meine beim Ziehen auf und ab wippenden Brüste

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