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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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starrte. Ich zerrte und zerrte und wand mich dabei über ihm wie eine Schlangenfrau aus dem Zirkus, bis ich ihn endlich unter dem Auto herausgezogen hatte.
    Danach musste ich mich erst einmal auf die Stoßstange setzen und tief Luft holen.
    Ich war völlig verschwitzt und außer Atem.
    »Du hättest nicht die Nase in fremder Leute Angelegenheiten stecken sollen«, murmelte ich. »Dann wärest du nicht tot, und ich hätte jetzt nicht diese Scheiße an der Backe.«
    Wenn Tony mir hätte antworten können, hätte er vermutlich gesagt, dass ich eigentlich die Letzte wäre, die sich beschweren durfte. Schließlich war ich immer noch am Leben und er nicht. Okay, ich war nicht gerade in einer beneidenswerten Lage, aber er hatte den Löffel für immer abgegeben.
    »Da hast du mich in eine ganz schön beschissene Lage gebracht«, sagte ich zu ihm. »Das hier ist wirklich kein Zuckerschlecken.«
    Zu allem Überfluss war es viel zu heiß für solche Schwerarbeit.
    Der Schweiß lief mir in Strömen vom ganzen Körper, brannte in den Augen und juckte am Rücken und an den Seiten.
    Am liebsten wäre ich hinters Haus gegangen und in den Pool gesprungen, aber bei dem Gedanken an den Pool musste ich wieder an den Eindringling denken.
    Aber seltsamerweise machte mir dieser Gedanke mittlerweile weder Angst noch rief er Ekel hervor. Ich fühlte nichts mehr, wenn ich an ihn dachte. Seit dem Augenblick, in dem mein Säbel auf Tonys Schädel hinabgesaust war, hatte er jegliche Macht über mich verloren.
    Er war schuld.

    Er war an allem schuld.
    Stimmt, dachte ich. Es war seine Schuld, dass Tony jetzt tot war.
    Als ob er selbst mit dem Säbel zugeschlagen hätte.
    Ich sollte ihn umbringen dafür, dass er Tony und mir das angetan hatte.
    Wenn ich jetzt schwimmen ging, kam er vielleicht zurück und bot mir die Gelegenheit dazu. Für diesen Fall sollte ich die Pistole oder den Säbel mitnehmen.
    Was von beiden nun?
    Beide Waffen waren nicht gerade zum Schwimmen geeignet.
    Vergiss es. Vergiss die Waffen und vergiss das Schwimmen. Für so was hast du jetzt keine Zeit.
    Ich musste mich um Tony kümmern.
    Also versuchte ich, ihn noch Mal hochzuhieven.
    Diesmal stellte ich mich über seinen Kopf und nicht über seine Hüften und packte ihn unter den Achseln. Als ich ihn anhob, rutschte er mir zwar wieder weg, aber nun zog ich ihn an mich heran und richtete mich auf.
    Dabei hing er mit fast seinem ganzen Gewicht auf meiner Brust.
    Ich wollte mit ihm auf den Wagen zuzugehen und ihn mit dem Kopf voraus in den Kofferraum stoßen, aber ich verlor das Gleichgewicht und begann, rückwärtszutaumeln. Nach ein paar Schritten stürzte ich rücklings ins Gras.
    Der Leichnam, den ich noch immer in meinen Armen hielt, fiel schwer auf mich und sein gespaltener Schädel flog mir direkt gegen das Gesicht.
    Ich wollte schreien.
    Aber zum Schreien muss man den Mund aufmachen, und wenn einem Blut und Gehirnmasse ins Gesicht klatschen, presst man ihn so fest wie nur möglich zu.
    Und so spielte sich der Schrei nur in meinen Gedanken ab.
    Ich strampelte wie eine Wilde und wand mich so lange, bis ich den toten Tony abgeschüttelt hatte.

    Dann kroch ich weg von ihm und kotzte, immer noch auf allen vieren, mein Abendessen auf den Rasen. Erst das Steak und die Beilagen und dann noch etwas säuerlich riechenden und bitter schmeckenden Schleim.
    Als schließlich alles draußen war, krabbelte ich noch ein paar Meter weiter, bevor ich aufstand. Die Hände auf die Knie gestützt und den Oberkörper nach vorn gebeugt, blieb ich ein paar Minuten stehen und atmete tief durch.
    Ich spürte, dass ich lauter klebriges Zeug im Gesicht hatte und wischte es, so gut es ging, mit bloßen Händen fort.
    Nachdem ich die Handflächen am feuchten Gras gesäubert hatte, wollte ich nur noch unter die Dusche.
    Und Tony von mir waschen.
    Sein Blut und sein Hirn.
    Aber das musste warten, bis ich mich um seine Leiche gekümmert hatte.
    Als ich wieder zu ihm ging, achtete ich peinlich genau darauf, wohin ich mit meinen nackten Füßen trat.
    »Was, zum Teufel, mache ich bloß mit dir?«, fragte ich den Toten.
    »Das ist dein Problem«, schien er zu antworten. »Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mir den Schädel gespalten hast, du dumme Kuh.«
    Der Leichnam lag mit dem Gesicht nach unten im Gras, so wie ich ihn von mir weggestoßen hatte. Ich bückte mich, packte ihn am Gummizug seiner Unterhose und zog ihn hoch. Nachdem ich ihn so einen Meter in Richtung Wagen geschleift hatte, riss

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