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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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klarkam.
    Eigentlich dauert es ja nur zwei oder drei Minuten, das Haus zu verlassen, zur Garage hinüberzurennen, die Treppe hochzusteigen, die Tür aufzuschließen und in meine Wohnung zu gehen, und manchmal, wenn ich richtig Angst hatte, schaffte ich es sogar in weniger als einer Minute.
    Davor graute es mir zwar, aber wenigstens ging es schnell. Wenn ich mich drückte und die ganze Nacht im Haus blieb, musste ich die Angst stundenlang aushalten und nicht nur ein paar Minuten.
    Es war ja eigentlich logisch: Wenn ich die Annehmlichkeiten eines luxuriösen Hauses genießen wollte, musste ich nun mal am Schluss des Abends das gruselige Hinüberrennen in mein eigenes Zimmer auf mich nehmen.
    Auf jeden Fall war es Zeit zu gehen. Höchste Zeit.
    Ich schaltete also den Fernseher und dann alle Lichter im Wohnzimmer aus. Der hintere Teil des Hauses war jetzt dunkel, abgesehen von etwas bläulichem Mondlicht, das durch die Fenster hereinsickerte. Ich trat an die Glastür und sah hinaus.
    Mit der dunklen Wohnung im Rücken und dem Mondschein im Garten fühlte ich mich unsichtbar.
    Ich beobachtete eine Weile den Garten. Ich wollte ganz sicher sein, dass niemand da draußen war, bevor ich die Tür aufschloss und in die Nacht hinausging.
    Klar, ganz sicher kann man sich nie sein.
    Der Vollmond glitzerte wie ein schimmernder Silberstreif auf der Wasseroberfläche des Pools, und der Beton rings um das Becken erinnerte mit seinem matten Grau an schmutzig gewordenen Schnee. Der Rasen hinter dem Pool war genauso dunkel wie das Wasser, nur dass das Mondlicht hier keine silberne Bahn zog, sondern ein wenig trübe auf den taufeuchten Halmen schimmerte.
    Hinter dem Rasen begann der Wald. Die Bäume warfen lange schwarze Schatten auf die Wiese. Ihre Wipfel sahen aus, als hätte sie jemand mit Silberlack eingesprüht, aber darunter war der Wald so schwarz, dass man ihn überhaupt nicht sah .
    Geschweige denn jemanden, der in seinem Schatten lauerte.
    Oder lauerte er vielleicht sehr viel näher …?
    Im Pool zum Beispiel …
    Der Wasserspiegel lag gut dreißig Zentimeter unter dem Rand des Beckens, und am hinteren Ende war der Pool so dunkel, dass man den Kopf eines Menschen, der dort im Wasser stand, nicht sehen würde.
    Ein Dutzend – zwei Dutzend! – Köpfe konnten sich theoretisch in diesem Streifen kohlschwarzer Finsternis verbergen … und mich beobachten … und unter dem vorderen Rand des Pools, wo mir die Betonkante die Sicht verstellte, konnten sich sogar noch mehr Leute verstecken.
    Aber ein möglicher Angreifer musste nicht unbedingt im Pool lauern. Wenn er trocken bleiben wollte, brauchte er sich nur neben dem Fenster mit dem Rücken an die Hauswand pressen, und ich würde ihn dort erst sehen, wenn ich die Tür öffnete und nach draußen ging. Oder er könnte sich hinter der Hausecke verstecken und sich zwischen Haus und Garage auf mich stürzen.
    Wie ich schon sagte: Man kann sich nie sicher sein.
    Ich blieb ziemlich lange vor der Glastür stehen und starrte nach draußen. Obwohl ich niemanden sah, konnte ich mich nicht recht überwinden hinauszugehen. Stattdessen überlegte ich mir immer neue Verstecke für jemanden, der da draußen warten und es auf mich abgesehen haben konnte.
    Weil ich die Klimaanlage eingeschaltet hatte, beschlug die Glasscheibe von meinem Atem, und ich musste den dünnen Film, immer wieder mit dem Ärmel des Kimonos wegwischen, um klare Sicht zu haben.
    Vermutlich denken Sie jetzt, dass ich eine halbe Ewigkeit vor der Tür stand. Und dass ich ein hoffnungsloser Feigling bin.
    Es fühlte sich zwar tatsächlich wie eine halbe Ewigkeit an, aber in Wirklichkeit können es nur zehn oder fünfzehn Minuten gewesen sein.
    Und obwohl ich wirklich nicht besonders mutig bin, war ich doch schon oft in der Dunkelheit vom Haus hinüber zur Garage gelaufen.
    Auch spät in der Nacht. Serena und Charlie waren ziemlich häufig verreist, und in den drei Jahren, die ich nun über ihrer Garage wohnte, habe ich schon oft ihr Haus gehütet.
    Manchmal sah ich so gut wie überhaupt nicht nach draußen, bevor ich die Tür öffnete. Das war zwar ziemlich selten, aber es kam vor. Meistens überlegte ich fünf oder zehn Minuten, aber ein paarmal hatte ich mich so gefürchtet, dass ich eine ganze Stunde lang nicht gewagt hatte, das Haus zu verlassen.
    Aber früher oder später bin ich dann doch irgendwann mal hinübergelaufen.
    Also würde ich nicht sagen, dass ich ein hoffnungsloser Feigling bin.
    Ich bin ein hoffnungsvoller

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