Nacht
für Sie tun?«
»Guten Morgen«, sagte ich, »hier spricht Mrs. Tony Romano. Wir haben leider heute keine Zeitung bekommen.«
»Dürfte ich Ihre Telefonnummer haben?«
Ich las ihr Tonys Nummer vor. Yvonne tippte sie wahrscheinlich in ihren Computer ein.
»Richtig. Sie hätten die Zeitung bekommen sollen, Mrs. Romano.
Ich werde …«
»Die Sache ist die«, sagte ich schnell, »wir haben seit unserem Umzug überhaupt keine Zeitung mehr bekommen, und ich wollte mich erkundigen, ob da vielleicht etwas durcheinandergeraten ist und Sie vielleicht immer noch unsere alte Adresse in der Washington Avenue haben.«
»Nein«, sagte Yvonne. »Hier steht: Neue Adresse: 8448 Adams Avenue. Stimmt die etwa nicht?«
Ich schrieb die Adresse auf den Notizblock.
»Doch, sie stimmt«, sagte ich und lachte. »Dann muss es wohl einen anderen Grund haben, dass wir unsere Zeitung nicht bekommen.«
»Ich sorge dafür, dass Sie Ihre Zeitung bekommen. In einer Stunde liegt die heutige Ausgabe vor Ihrer Haustür.«
»Herzlichen Dank.«
»Ich danke Ihnen und möchte mich im Namen der ehester Tribüne für Ihre Unannehmlichkeiten entschuldigen.«
»Keine Ursache. Auf Wiederhören.«
Ich legte auf und grinste.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich auch niemand beobachtete, wischte ich das Telefon mit einem Papiertaschentuch ab und verließ das Restaurant.
Ich würde jetzt zu Tonys Haus fahren und einfach in seine Wohnung spazieren. Bestimmt stand die Tür offen. Extra für mich.
Aber gewiss doch.
Träum weiter.
Zu blöd, dass ich Tonys Schlüssel nicht mehr hatte, dann hätte ich einfach aufschließen können. Aber letzte Nacht war ich mir noch hundertprozentig sicher gewesen, dass ich die neue Adresse nie herausfinden würde.
Außerdem hatte ich sein Schlüsseletui schon ins Feuer geworfen, bevor mir Judy endlich verraten hatte, dass er eine Wahlwiederholungstaste hatte.
Hätte ich die Schlüssel nur behalten!
So eine geniale Idee, sie ins Feuer zu werfen!
Alle Beweise verbrennen! Super, super Idee!
Scheiße!
Aber Moment mal! Den Schlüsseln hatte das Feuer sicher nichts anhaben können. Ich musste nur eben kurz in den Wald fahren, die richtige Stelle finden, die Schlüssel aus der Asche klauben und weiter zu Tonys neuer Adresse fahren.
So einfach war das.
Und wenn die Polizei inzwischen Tonys Leiche fand?
Wenn sie sie nicht schon längst gefunden hat.
Und mich vor Tonys Haus erwartete.
Tonys Wohnung in der Adams Avenue war nur ein paar Straßen von
Judys
Appartement
entfernt,
deshalb
machte
ich
sicherheitshalber einen kleinen Umweg und fuhr zuerst an Judys Haus vorbei. Wenn man in der Tiefgarage Tonys Leiche schon gefunden hätte, würde es dort vor Polizei und aufgeregten Nachbarn nur so wimmeln. Aber alles war ruhig, also fuhr ich weiter zur Adams Avenue.
Wieder fragte ich mich, wie ich in die verdammte Wohnung kommen sollte.
Ich hatte keine Ahnung.
Ich verließ mich auf die Inspiration des Augenblicks.
Und Sie denken jetzt sicher: Ist die denn noch zu retten? So ein Aufwand wegen dieser schwachsinnigen Wahlwiederholungstaste?
Vielleicht bin ich nicht mehr zu retten.
Kann sein.
Aber ständig hatte ich dieses Bild vor Augen: Ein Polizist steht in Tonys Wohnung und glotzt das Telefon an. Er sieht die Wahlwiederholungstaste und denkt: Dann wollen wir mal sehen, wen der zuletzt angerufen hat! Wenn das mal nicht die Nummer des Mörders ist! Und dann drückt er auf den Knopf, und drei Sekunden später hört er Charlies Stimme auf dem Anrufbeantworter: »Schön, dass Sie anrufen, aber im Augenblick sind wir leider nicht zu Hause.
Hinterlassen Sie uns doch eine Nachricht nach dem …«
Und dann kommt der Polizist so richtig in Fahrt. Und wenn er dann
auch
noch
den
Einzelverbindungsnachweis
der
Telefongesellschaft bekommen hat, geht für ihn die Sonne auf. Da sieht er nämlich, wann Tony das letzte Gespräch geführt und wie lange es gedauert hat. Und dann steht er in null Komma nichts vor Charlies Tür.
Und Charlie wird ihm sagen, dass er und Serena in der fraglichen Zeit verreist waren.
Und niemand Zugang zu Haus und Telefon hatte außer mir.
Das gefiel mir alles überhaupt nicht.
Jetzt hatte ich noch die Chance, den Lauf der Geschichte zu ändern.
Aber dazu musste ich in Tonys Wohnung kommen und ein einziges Mal telefonieren.
Das war das Risiko wert, oder?
Fand ich schon.
Aber es ist natürlich auch möglich, dass die Erlebnisse der letzten Nacht mein Denkvermögen getrübt
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