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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Koma oder so. Klar melde ich mich, sobald ich etwas von ihm erfahre. Mach’s gut.«
    Ich legte auf und sagte zu Murphy: »Das war Tonys Schwester.
    Sie macht sich noch mehr Sorgen als ich. Als Tony nicht zur Verabredung erschien, habe ich sie vom Restaurant aus angerufen.
    Das war wohl ein Fehler, aber ich dachte, sie wüsste vielleicht, wo er ist. Die beiden stehen sich wirklich nahe. Jetzt habe ich sie zu Tode erschreckt.«
    »Bestimmt geht es ihm gut«, versuchte Murphy mich aufzumuntern.
    »Hoffentlich.«
    »Kann ich jetzt wieder abschließen?«
    Nein! Meine Fingerabdrücke waren noch auf dem Telefon.
    »Okay«, murmelte ich.
    Er legte die Stirn in Falten und ging zur Tür.
    »Ich weiß nicht …«, sagte ich.
    Murphy drehte sich um.
    »Was ist denn?«
    Ich beugte mich nach vorn und fasste mich mit beiden Händen an der Stirn. »Mir wird auf einmal ganz anders …«

    MDS
    »Tut Ihnen was weh?«, fragte Murphy.
    Ich stöhnte laut auf.
    »Sind Sie krank?«
    »Nein, nein. Ich … bin … gleich wieder in Ordnung. Mir ist nur ein bisschen schwindlig. Ich brauche bloß … eine Minute.«
    »Kein Problem!«
    »Ich muss mich mal kurz hinsetzen«, sagte ich und ließ mich auf den Teppich sinken.
    Tony ging neben mir in die Hocke. Er sah erschrocken aus. »Was ist denn mit Ihnen? Soll ich einen Notarzt rufen? Oder …«
    »Nein, nein. Ich habe das manchmal. Das gehört … zu meiner Krankheit.«
    »Was für einer Krankheit?«
    »MDS.«
    »Was ist das? Das kenne ich nicht.«
    Wie auch? Ich hatte sie mir schließlich gerade ausgedacht.
    »Morgendliches Dehydrations‐Syndrom«, wimmerte ich leise.
    »Morgendliches …«
    » … Dehydrations‐Syndrom. Ich habe nicht gefrühstückt und …«
    Ich verstummte und ließ den Kopf hängen.
    »Dehydration?«, fragte Murphy.
    »Wasser. Ich brauche … Wasser …«
    »Okay! Warten Sie!« Er sprang auf und rannte in die Küche.
    Ich sprang ebenfalls auf und ging zu dem Tisch mit dem Telefon.
    Während ich in der Küche eine Schranktür schlagen und Wasser aus einem Hahn laufen hörte, wischte ich mit dem Rock den Telefonhörer und den Ziffernblock ab. Als der Wasserhahn zugedreht wurde, ging ich in die Knie und tat so, als versuchte ich gerade aufzustehen.

    »Langsam!«, sagte Murphy.
    Schwankend kam ich auf die Beine. Als ich nach dem Glas griff, stieß ich absichtlich gegen seine Hand, sodass das Wasser sich über meinen Oberkörper ergoss und mir Bluse und BH durchnässte. Die kalte Flüssigkeit rann in meinen Ausschnitt und zwischen den Brüsten hinunter bis zum Rockbund.
    Ich hielt mich an Murphys Schultern fest, und er schlang die Arme um mich und zog mich zu sich.
    »Mein Gott, Fran, was ist mit Ihnen?«
    »Mir … mir ist nur … schwindlig. Gleich ist alles wieder in Ordnung.«
    »Sind Sie sicher? Soll ich nicht doch lieber …«
    »Lassen Sie mich nur nicht fallen«, flüsterte ich schwach.
    »Nein, natürlich nicht!« Murphy drückte mich fester an sich. Mit einer Hand umklammerte er immer noch das Glas.
    »Bin ich Ihnen zu schwer?«
    »Nein! Überhaupt nicht!«
    »Jetzt geht es mir schon viel besser …«
    Murphy schwieg. Er begann sanft meinen Rücken zu streicheln.
    »Wie gut, dass Sie so stark sind«, flüsterte ich. »Ich wäre sonst einfach zusammengeklappt.«
    »Zum Glück ist ja nichts passiert!«
    »Mir tut das alles wirklich sehr leid …«
    »Keine Ursache!«
    »Es ist so peinlich.«
    »Gar nicht. Kein Grund, sich zu genieren.«
    »Hier herumzutorkeln wie eine Besoffene …«
    »Kann doch mal vorkommen. Und jetzt sehen wir besser zu, dass Sie etwas Wasser in ihren Körper bekommen.«
    »Von außen bin ich zumindest schon mal nass«, sagte ich mit einem schwachen Lächeln.
    Murphy lachte leise. Ich spürte seinen Brustkorb an meinen Brüsten vibrieren.

    »Was ich wirklich brauche, ist ein Handtuch«, sagte ich.
    Er lachte wieder. »Dann geht es Ihnen aber schon sehr viel besser.«
    »Und Ihnen?«
    Diesmal lachte Murphy nicht. Er machte nur ein Geräusch, das wie »mmh« klang, und sein Körper spannte sich ein bisschen. »Ich hole Ihnen Wasser. Kann ich Sie jetzt loslassen?«
    »Können Sie.«
    Er lockerte langsam seine Umarmung, trat einen Schritt zurück und sah mich fragend an. »Okay?«
    »Doch, ja. Es geht.«
    Die Vorderseite von Murphys T‐Shirt war jetzt auch nass. Er ging zwei Schritte rückwärts. »Stehen Sie gut?«, fragte er, während sein Blick von meiner durchnässten Bluse wieder hinauf zu meinem Gesicht wanderte.
    »Bin gleich wieder

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