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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Couchtischs zum Beispiel konnte man vor lauter Zeitschriften, Post, Kugelschreibern und Bleistiften, leeren Pepsidosen und zerknüllten Papiertaschentüchern kaum mehr erahnen, und auf dem Boden stand ein Pappteller mit Brotkrümeln, Alufolie und einem Messer, an dem noch etwas Schmelzkäse klebte.
    Ich schob ein paar Kissen beiseite und setzte mich auf das Sofa.
    Meine Handtasche nahm ich von der Schulter und stellte sie ganz ans Ende des Sofas, damit sie später nicht im Weg war.
    »Was schreiben Sie denn so, Murphy?«, rief ich.
    »Lauter Mist, den keiner druckt.«
    »Klingt ganz danach, als würden Sie eine Menge Geld damit machen.«
    Ich hörte ihn lachen.
    Dann kam er aus der Küche. In der einen Hand hatte er zwei Bierflaschen, in der anderen zwei Gläser und zwischen den Zähnen eine Tüte mit Salzbrezeln.
    Er schob mit dem Unterarm den Krempel auf dem Tisch zusammen und stellte die Sachen ab.
    »Bitte schön«, sagte er und setzte sich neben mich auf die Couch.
    Nicht allzu weit weg, aber auch nicht ganz nah.
    Er goss das Bier ein und reichte mir ein Glas. Dann riss er die Tüte auf und stellte sie zwischen uns auf die Couch.
    »Zum Wohl«, sagte Murphy und hob sein Glas.
    Wir stießen an.
    Ich trank einen Schluck. Das Bier schmeckte prima.
    Murphy trank auch. »Das war’s dann wohl mit Schreiben für heute.«

    »Macht doch nichts, wenn es eh nur Mist ist«, sagte ich.
    Er lachte. »Da haben Sie recht.«
    »Haben Sie überhaupt noch nie etwas veröffentlicht?«
    »Doch, das schon. Es verkauft sich nicht so gut, wie ich’s mir wünschen würde, aber auch nicht allzu schlecht.«
    »Was schreiben Sie denn?«
    »Krimis.«
    »Krimis? Detektivgeschichten? Mord‐Geschichten?«
    »Sowas in der Art.«
    »Cool.«
    »TRIBÜNE!«, schrie plötzlich jemand von draußen.
    Ich erschrak so sehr, das ich etwas von dem guten Bier verschüttete – es landete wieder in meinen Ausschnitt, wie vorher das Wasser.
    Im selben Moment hörte ich das Aufklatschen einer Zeitung auf Beton.
    Ich blickte durch die offene Wohnungstür quer durch den Hof, wo jetzt eine Zeitung vor Tonys Wohnungstür lag.

    Das Angebot
    »Das ist irgendwie seltsam«, sagte Murphy, der ebenfalls hinausgeschaut hatte.
    »Irgendwie schon«, sagte ich und tupfte mir mit einer zusammengeknüllten Serviette, die ich auf dem Couchtisch gefunden hatte, das Bier von der Brust.
    Murphy beobachtete mich dabei, ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen. »Tony hatte doch schon eine Zeitung. Wieso sollte ihm jemand noch eine bringen?«
    »Vielleicht eine Verwechslung?«, schlug ich vor und wischte mit der feuchten Papierkugel durch den Spalt zwischen meinen Brüsten.
    »Man braucht bloß bei der Zeitung anrufen, dass man keine bekommen hat, und schon kriegt man eine neue.«
    »Aber Tony hatte doch schon eine. Und außerdem ist er nicht einmal zu Hause.«
    Ich grinste und zog die Papierserviette wieder aus meinem Ausschnitt. »Wie mysteriös«, sagte ich. »So was müsste Ihnen als Krimiautor doch eigentlich liegen. Lösen Sie das Rätsel für mich?«
    Er kniff ein Auge zu und zog den rechten Mundwinkel nach unten.
    »Hmm«, sagte er. »Lassen Sie mich mal nachdenken. Offenbar hat jemand bei der Tribüne angerufen und um die Nachlieferung einer Zeitung gebeten. Da Tony nicht da ist, scheint er es nicht gewesen zu sein.«
    »Das wäre ziemlich unlogisch«, bestätigte ich.
    »Also muss jemand anderer die Zeitung bestellt haben.«
    »Aber warum sollte jemand Tony eine zweite Zeitung liefern lassen?«, fragte ich.
    »Genau das ist die Frage, liebe Fran.«
    »Und? Haben Sie eine Antwort?«
    »Ich denke schon.«

    »Heraus damit.«
    »Ich schätze, es war eine Verwechslung.«
    Ich schaute ihn aufmunternd an und trank einen Schluck von meinem Bier.
    »Die Zeitung wurde Tony aus Versehen geliefert.«
    »An die falsche Adresse?«
    »Genau.«
    »Sie sind ein Genie!«
    »Das bin ich tatsächlich«, sagte er und lachte. »Irgendjemand in der Zeitung muss etwas falsch verstanden oder sich am Computer vertippt haben … so was passiert jeden Tag.«
    »Sie sind ja ein regelrechter Travis McGee«, sagte ich.
    »Sie kennen John D. McDonald?«
    »Klar doch. Habe fast alles von ihm gelesen.«
    »Eigentlich müsste ich Ihnen jetzt ein Bier ausgeben, aber Sie haben schon eines.«
    »Vielleicht trinke ich ja noch ein zweites. Aber jetzt würde es mich interessieren, ob ich schon mal was von Ihnen gelesen habe.
    Unter welchem Namen schreiben Sie denn?«
    »Unter meinem

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