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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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profunder Kenner der okkulten Szene sind. Sie wissen genau so gut wie ich, dass es durchgedrehte Teufelsanbeter und andere Irre gibt, die Menschen bei ihren Ritualen töten. Möglicherweise haben wir es hier mit etwas Ähnlichem zu tun. Mit einem oder mehreren Menschen, die sich einbilden, Vampire zu sein, und ihren Opfern das Blut nehmen. Jeder Mediziner kann Ihnen erklären, wie man so was macht.«
    Goldstein ließ sich in seinen Sessel zurückfallen. Plötzlich sah er müde aus.
    »Entschuldigen Sie meinen rüden Ton, Herr Professor. Aber wir sind in diesem Fall in eine Sackgasse geraten. Keine verwertbaren Spuren, kein Motiv. Wir müssen in jede Richtung denken. Also, meine ganz konkrete Frage: Wissen Sie von der Existenz irgendwelcher geheimer Vampir-Zirkel oder ähnlichem? Und wenn ja – halten Sie es für möglich, dass die dafür verantwortlich sind?«
    Er klopfte auf den Umschlag in seiner Hand und strich sich eine Locke aus seinem Gesicht. Eine Geste, die mich trotz meiner inneren Aufgewühltheit seltsam anrührte. Wieder einmal stellte ich verwundert fest, da ss mir dieser Mann, der auf der Jagd nach mir war, gefiel.
    »Nun, junger Mann«, sagte der Professor und lächelte wieder freundlich. »Das ist doch mal eine klare Frage. Aber um die zu beantworten, mu ss ich etwas nachdenken und ein paar Erkundigungen einziehen. Spontan fällt mir nichts ein. Aber das heißt nicht, dass es nicht irgend etwas in dieser Richtung gibt. Wissen Sie, Vampire faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Der Glaube an sie ist so alt wie die Menschheit selbst. Es gibt keinen populäreren Mythos, aber auch keinen, der mehr verfälscht, verdreht und verkitscht wurde. Aber ich sehe Ihren Augen an, dass Sie jetzt keinen Vortrag wünschen.«
    »Sie sind ein erstaunlich guter Beobachter, Herr Professor«, antwortete Goldstein. Er lächelte nicht.
    »Hier ist meine Karte«, sprach er weiter. »Wenn Sie irgend etwas finden, rufen Sie mich bitte an. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, komme ich dann noch einmal vorbei.«
    Barker nahm die Karte, legte sie auf seinen Schreibtisch und stand auf.
    »Ich will sehen, was ich für Sie tun kann. Kommen Sie, ich bringe Sie zur Tür.« Die beiden verließen den Raum, und ich hörte noch undeutliches Gemurmel vom Eingang.
    Zum Glück konnte ich das Fenster von außen öffnen. Ich sprang lautlos in das Zimmer und ging zu Barkers Schreibtisch. Auf der Karte standen Goldsteins dienstliche und private Adresse. Ich prägte mir beide ein. Diesen Mann mu sste ich im Auge behalten. Wenn ich ihn beobachtete, würde ich stets über die Jagd nach mir im Bilde sein.
    Dann verließ ich das Zimmer und wartete in der Dunkelheit, bis Goldsteins Wagen – ein auffallend schönes, altes BMW-Kabrio – verschwunden war.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Der Ekel über meine Taten war nahezu verschwunden, verdrängt in eine der Ecken meines übernatürlichen Bewusstseins. Der Mensch in mir hatte sich wieder zurückgezogen, und der Vampir beherrschte mein Denken. Es war sonderbar, dass ich plötzlich keine Angst mehr bei dem Gedanken verspürte, gejagt zu werden. Endlich geschah etwas in meinem neuen Leben, das mich herausforderte, das mich zwang, aktiv zu werden.
    Meinen Besuch bei Barker verschob ich auf später. Ich wollte schnell nach Hause und in Ruhe nachdenken. Ich, die Gejagte, wollte meinen Jägern stets einen Schritt voraus sein. Aber dazu mu sste ich sie verdammt gut im Auge behalten. Es schien unvermeidbar zu sein – ich würde den Club auch tagsüber verlassen müssen.

14 - DER ANSCHLAG
    Schon am nächsten Nachmittag machte ich mich auf den Weg. Der Himmel war wolkenverhangen, und ich fühlte mich trotz der immer noch ungewohnten Helligkeit einigermaßen wohl. Ein Taxi brachte mich zum Polizeipräsidium. Nachdem ich ausgestiegen war, stand ich eine Zeitlang unschlüssig herum. Dann entdeckte ich ein kleines Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich ging hinein, setzte mich auf einen Platz am Fenster und beobachtete das ständige Kommen und Gehen vor dem Eingang des Präsidiums. Goldstein entdeckte ich nicht. Dann endlich, nach einer Stunde, kam er in Begleitung von zwei Männer aus dem Gebäude. Sie diskutierten anscheinend über irgend etwas und blieben kurz stehen. Ich zahlte meinen Kaffee, den ich nicht angerührt hatte, und verließ eilig das Café. Langsam näherte ich mich dem Eingang des Präsidiums.
    »Verdammt, Gerald«, schimpfte Goldstein gerade. »Du hättest bei der Reporterin

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