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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Nächten die schwarzen Ränder unter den Augen weg.
    Sie guckte nachts gern Liebesfilme. Sie konnte beim Zuschauen weinen, sie aß dabei Schokolade mit Pfeffer oder Chili. Dann wieder Chips mit Sprühsahne. Manchmal trank sie ein Glas Sekt dazu. Sie konnte viele Dialoge mitsprechen und hoffte, diese Fähigkeit irgendwann einmal einsetzen zu können. Vielleicht gab es den Traummann ja auch für sie.
    Er musste groß sein, sportlich, aber auf keinen Fall zu muskulös. Er sollte Humor haben und in der Lage sein, sie zum Lachen zu bringen. Also, sie suchte so ziemlich das genaue Gegenteil von Büscher. Wenn Büscher schwarz war, dann sollte ihr Traummann weiß sein. Wenn Büscher weiß war, dann eben schwarz.
    Sie waren alleine in ihrem Büro. Es gab noch einen dritten Schreibtisch, aber den benutzte schon lange niemand mehr. Der Kollege war seit sechs Monaten krank. Schiller hatte ihn erst gar nicht kennengelernt. Er war in einer Klinik oder in einer Rehamaßnahme, niemand wusste das genau. Er galt offiziell als »ausgebrannt«. Burnout. Ein Wort, das sie seit ihrer Versetzung nach Bremerhaven schon oft gehört hatte.
    Jetzt sah sie Büscher zu, der sich mit dem Material aus ihrer Handtasche ungeschickt das blaue Auge wegschminken wollte. Er trug Feuchtigkeitscreme auf. Dann eine getönte Tagescreme mit goldbronzenem Schimmer, und schließlich kamen der Abdeckstift und das Puderdöschen zum Einsatz. Dabei verteilte sich feiner Staub auf seinem Hemd. Er reckte den Hals und betrachtete sein Werk im Spiegel, der neben der Garderobe an der Wand hing wie eine vergessene Theaterrequisite.
    Er gefiel sich nicht. »Mit so einem blauen Auge sieht man aus wie ein Penner nach einer Kneipenschlägerei«, sagte er, um sein breiig gepudertes Pizzagesicht zu entschuldigen.
    Kommissarin Schiller lachte: »Und jetzt siehst du aus, als ob du aus einer Schwulenkneipe geflogen wärst …«
    Er schluckte. Er wusste nicht, was schlimmer war. Am liebsten hätte er alles wieder abgewaschen, aber so leicht war das auch nicht.
    Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und ließ seine Wut an der Arbeit der Kollegen von der Spurensicherung aus.
    »Was sollen diese Fotos? Diese Bilder sind Mist! Sie machen keinen Zusammenhang klar! Warum müssen wir mit solch vorsintflutlicher Technik arbeiten?«
    Schiller sah sich die Bilder an. Sie fand sie okay, doch Büscher schimpfte sich in Rage. Er schaukelte seinen Zorn richtig hoch: »Die feinen Kollegen in Bremen haben natürlich Spheron! Die arbeiten mit einer 360-Grad-Kamera. Können digitale Tatorte auf ihrem PC besuchen, sich frei im Raum bewegen – und ich? Ich bekomme diese Berichte hier und solche Fotos! Ja, wie groß ist denn hier der Abstand? Soll ich das jetzt schätzen oder was?«
    Schiller hatte genau wie Büscher die neue Kamera, die angeblich die Tatortsicherung revolutionieren sollte und der – da waren sich alle Experten einig – die Zukunft gehörte, bei einer Fortbildungsmaßnahme gesehen. Sie war genauso begeistert gewesen wie Büscher. Aber ihre Dienststelle besaß so ein Wunderwerk der Technik noch nicht.
    »Das da ist ja auch nicht der Tatort. Nur der Platz, wo Schwarz angeblich geangelt hat, während seine Frau getötet wurde.«
    »Trotzdem. Mit Spheron könnten wir viel Zeit sparen«, zitierte Büscher den Ausbilder. »Ja, verdammt, und die Stellen, die wir damit einsparen können, die hat man uns schon mal gestrichen, nur die Kamera ist noch nicht da.«
    »Es nutzt ja nichts, sich aufzuregen«, sagte Schiller. »Was tun wir?«
    Büscher klatschte mit der rechten Faust in die linke Handfläche. »Diese Bilder hier reichen mir jedenfalls nicht. Wir fahren hin und gucken uns alles genau an. Wir haben ja sonst nichts zu tun.«

8
    Der Angelplatz an der Lune lag versteckt zwischen den Büschen, von der Straße kaum einsehbar. Im Boden die Abdrücke eines Angelkoffers, der als Sitzplatz benutzt worden war. So hatte Büscher es oft selbst gemacht. Damals, als er für solche Hobbys noch Zeit hatte.
    Birte Schiller bückte sich und betrachtete die Schuppen am Boden. Sie hob eine hoch. Sie glitzerte in der Sonne, in allen Farben des Regenbogens.
    »Hier hat er einen Zander gelandet und direkt ausgenommen«, sagte Büscher und kam sich dabei sehr fachmännisch vor. »Um das festzustellen, brauche ich als Sportfischer keinen Laborbericht.«
    »Ich auch nicht«, stellte Schiller fest. »Immerhin habe ich den Fisch, in ein nasses Handtuch gewickelt, in der Küche auf der Spüle liegen

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