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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Die beiden hielten sich gegenseitig fest, und Holger Schwarz drückte seinen Sohn so heftig, dass es in seinem Knochengerüst knirschte.
    Kommissarin Schiller lehnte schweratmend an der Wand. Sie war kurz davor, ihre Dienstwaffe zu ziehen, hatte aber Angst, dass die Situation dann noch weiter eskalieren könnte. Auf keinen Fall wollte sie ihre Beretta im Krankenhaus abfeuern, selbst ein Warnschuss war undenkbar.
    Ihr Kollege Büscher hatte sich inzwischen schwerfällig erhoben und wollte Verstärkung herbeirufen. Er war schon mit der Zentrale verbunden, da überlegte er es sich anders. Das Ganze war doch irgendwie peinlich. Er wollte ohne zusätzliche Einsatzkräfte auskommen.
    »Ich … ähm … äh … Tschuldigung, hab mich verwählt …«
    »So«, sagte Frau Dr. Stindl und strich sich die Haare aus dem Gesicht, »jetzt werden wir alle vernünftig werden und erst einmal tief durchatmen.«
    Nobbi hätte gerne noch mal zugehauen, aber auch ihn plagten Zweifel. Diese Ärztin war ohne jede Frage echt, und sie akzeptierte dieses komische Pärchen als Polizisten. Außerdem trug die Frau eine Schusswaffe, was Nobbi nachdenklich stimmte. Er verschwand ins Zimmer seiner Braut zurück, schloss die Tür und erzählte immer wieder aufs Neue, wie er es »dem alten Knacker« gegeben hatte.

6
    Johanna und Ben erfuhren es aus dem Radio. Der Schollmayer berichtete auf Hit Radio Antenne über die Bremerhavener Mordnacht.
    Schollmayer machte eine Marathonmoderation und wollte irgendeinen Rekord brechen. Er war jetzt seit vierzig Stunden auf Sendung, klang aber gar nicht müde.
    Johanna dagegen gähnte mit offenem Mund.
    Schollmayer nannte keine Namen, er sprach nur von einer Frau, die in ihrem Bett erstochen worden sei. Trotzdem kribbelte es auf Johannas Haut. Da war so ein ungutes Gefühl, als sei das Verbrechen ganz in ihrer Nähe geschehen oder hätte etwas mit ihr und ihrer Familie zu tun.
    Sie spürte etwas wie einen Eishauch und kam sich für Sekunden so vor, als würde sie halbnackt im kalten Wind stehen.
    Ben setzte sich mit einem Kaffee vor den Computer, um seine sechshundertzwölf Facebookfreunde zu begrüßen. Garantiert standen schon Fotos von der Party im Netz, und er wollte sie zu gerne sehen.
    Dann, während er sich durch vierundfünfzig Benachrichtigungen klickte, brummte sein Handy. Es war auf lautlos gestellt, aber mit Vibration. Es hoppelte auf der Tischplatte herum wie eine halb totgeschlagene Schildkröte in Rückenlage.
    Ben griff hin.
    Dann sagte er mit erstickter Stimme: »Leons Mutter ist ermordet worden.«
    Johanna hatte sofort Tränen in den Augen, wehrte aber gleichzeitig die Information ab.
    »Ist das einer dieser blöden Scherze von deiner Jessy?«
    »Sie ist nicht meine Jessy!«
    »Ach, teilt ihr sie euch, du und Leon?«
    Ben machte eine fahrige Bewegung durch die Luft und verzog den Mund. »Sei doch mal ruhig!«
    Hastig tippte er seine Frage ins Handy: Im Ernst?
    Er hatte die SMS kaum abgeschickt, da wurde die Nachricht auch schon auf Facebook gepostet.
    Ben starrte auf den Bildschirm. Johanna fröstelte. Sie rieb sich die Oberarme.
    »Ja, was ist?«, fragte sie Ben. »Willst du nicht hin zu deinem Freund? Ihm jetzt helfen?«
    »Wie denn? Ich weiß doch gar nicht, wo er ist. Soll ich ihn anrufen oder was? Äi, Leon, stimmt es, dass sie deine Mutter abgemurkst haben?«
    »Boah, Männer! Ich könnte ausflippen! Da ruft man nicht an! Da geht man persönlich hin!«
    Sie fasste ihren Bruder am Ärmel und zog ihn fast vom Stuhl. »Komm, ich geh mit.«
    Ben schüttelte Johanna ab und setzte sich wieder fast militärisch gerade vor den Computer.
    »Du bist bestimmt die Letzte, die er sehen will. Außerdem weiß ich gar nicht, wo er ist.«
    »Bestimmt bei der Polizei.«
    »Der wird sich schon melden.«
    Johanna brüllte Ben an. »Schöner Freund bist du! Interessiert es dich gar nicht, wie es ihm geht? Denkst du nur an deine bescheuerte Jessy?«

7
    Ein Kommissar mit einem blauen Auge sieht ziemlich dämlich aus, dachte Büscher und bat seine Kollegin um ein bisschen Schminkzeug. Sie sah ihn groß an.
    »Ja, Löckchen, ich brauche keinen Lippenstift!«, schimpfte er. »Sondern Puder und so ein Zeug, das man sich auf die Haut klatscht, um Pickel zu kaschieren … Na, du weißt schon.«
    »Ja, das hört man sofort. Du bist ein echter Fachmann in Kosmetikfragen«, spottete Schiller. Sie hielt ihm eine Tube mit getönter Tagescreme und einen Abdeckstift hin. Damit schminkte sie sich nach durchgemachten

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