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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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schreien: »Boah, äi, ich hab so einen Hals! Ich kann Spanner nicht ausstehen!«
    »Na, dann solltest du dir aber noch mal überlegen, ob du wirklich Schauspielerin werden willst. Mit den Bildern, die wir jetzt haben, kannst du es jedenfalls schaffen. Daran wird es nicht scheitern.«
    Dann floh auch Ben aus dem Raum. Etwas krachte hinter ihm gegen die Tür.
    Ben ging zu Leon in die Küche.
    »Wo ist Johanna?«, fragte Leon, um überhaupt etwas zu sagen.
    Ben grinste breit. »Die wollte keiner von uns dabeihaben. Die ist bei ihrer Freundin. Wenn ich Fotosessions mache, achte ich immer darauf, dass sie weg ist, die Spaßbremse.«
    Ben setzte Kaffee auf. Er füllte die Filtertüte so bedächtig, als sei es eine intellektuelle Herausforderung, die höchster Konzentration bedurfte.
    »Warum«, fragte Leon, »hat Jessy hinter dem Vorhang nichts an?«
    »Wenn man nackt ist, dann ist der Gesichtsausdruck natürlicher.«
    Leon sah Ben groß an. »Im Ernst?«
    »Ja. Klar.«
    Ben zwinkerte Leon komplizenhaft zu. Er lachte und trommelte mit den Fingern einen Takt auf die Kaffeemaschine, so, als wolle er sie damit zu schnellerer Tätigkeit ermuntern. Dabei grinste er Leon an: »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Spießer bist. Kannst meiner kleinen Schwester die Hand geben, die regt sich auch gerne über alles auf, was Spaß macht.«
    »Ich reg mich doch gar nicht auf. Ich wundere mich nur.«
    Die Maschine dampfte und spuckte Kaffee in die Kanne.
    »Gehst du jetzt mit Jessy?«, fragte Leon.
    Ben stellte eine Gegenfrage: »Eifersüchtig?«
    Leon schüttelte nur den Kopf.
    »Warum ist sie so sauer auf dich?«, wollte Ben wissen.
    Wieder sagte Leon nichts.
    Im Hobbyraum fiel etwas um. Glas zerbrach.
    Ein ganz merkwürdiges Gefühl beschlich Leon. Eines, gegen das er sich wehrte. So, als sei er Zeuge von etwas Verbotenem geworden.
    Er kaute auf der Unterlippe herum, ohne es zu bemerken.
    Da Ben keine Antwort auf seine Frage erhielt, stieß er Leons Oberarm an. »Mensch, sie will Schauspielerin werden, oder wenigstens Model, und sie ist verdammt gut. Sie braucht Fotos für eine Präsentation, sie will sich bewerben.«
    »Hm.«
    »Guck nicht so. Gute, aussagekräftige Bilder sind für die wie für uns ein Einserabitur.«
    Maik erschien in der Küche. Er trug durchgeschwitzte Joggingklamotten und war gutgelaunt. »Kaffee?! Gute Idee, Jungs. Den können wir jetzt gebrauchen.«
    Er schien zu spüren, was geschehen war. »Ist hier dicke Luft?«, fragte er. »Habt ihr Fotos gemacht?«
    Leon winkte ab.
    »Darf ich sie sehen?«
    Immer noch barfuß, aber sonst vollständig bekleidet, tauchte Jessy hinter Maik auf. »Komm ruhig mit«, sagte sie zu Leon. »Ben hat ja recht. Ich muss das einfach lernen und cooler werden.«
    Ben streichelte über Jessys Wange. »So«, sagte er, »jetzt Fotoshow, und dann machen wir hier schnell wieder reinen Tisch, bevor Ulla und Johanna zurückkommen.«
    »Besser ist das!«, grinste Maik und nahm für jeden eine Kaffeetasse mit.

28
    Kommissar Büscher fasste sich an den Kopf, als hätten die Sätze seiner Kollegin Schiller einen Migräneanfall bei ihm ausgelöst.
    »Ach, Löckchen. Das ist doch Unfug. Klar verdächtigt der Junge den Geliebten der Mutter. Er verdächtigt jeden, Hauptsache, sein Vater kommt frei. Ist ja auch ein gruseliger Gedanke, dass der Vater die Mutter …«
    Kommissarin Schiller saß vor ihrem Laptop. Die eingescannten Unterlagen sprachen für sich. Sie genoss es einen Moment lang, mehr zu wissen als ihr ach so kluger Kollege Büscher. Sie spielte ihre Karte fast triumphierend aus: »Mein Vorschlag, Jörg Parks noch einmal genauer zu überprüfen, hat nichts mit der Aussage von Leon Schwarz zu tun.«
    Sie rümpfte die Nase. Büscher hatte gleich das Gefühl, unangenehm zu riechen. Er träufelte sich ein paar Tropfen von seinem Rasierwasser ins Gesicht. Jetzt roch das Büro im Kommissariat wie eine katholische Kirche beim Hochamt.
    Birte Schiller atmete tief durch die Nase ein. Sie begann, diesen Weihrauchduft an Büscher zu mögen, oder besser gesagt, sie fand sich damit ab, obwohl sie es andererseits schrecklich fand, so als würde er versuchen, sich eine heilige Aura zu geben.
    »Frau Schwarz«, erklärte sie mit Blick auf den Bildschirm, »hat knapp zwei Monate vor ihrem Tod verfügt, dass ihre Lebensversicherung zur Hälfte ihrem Sohn zugute kommen soll …«
    Büscher nickte. Das fand er ganz normal. Aber dann kam der Hammer.
    »… und zur anderen Hälfte Jörg Parks.«
    Büscher

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