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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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vertragen haben. Ich nehme mal an, sie planen gerade die Farbe der Hochzeitstorte.«
    »Sind die nicht immer weiß?«
    »Nein, einige auch rosa.«
    Büscher nickte beeindruckt. »Wieder was gelernt. Ist dir schon mal aufgefallen, Löckchen, dass wir ständig Dinge erfahren, die völlig unwichtig sind und die kein Mensch gebrauchen kann? Ich meine, das ist doch am Ende nur Wissensmüll. Datensalat, der unsere Festplatte im Gehirn verklebt und träge macht. Das fing bei mir schon in der Schule an.« Er ließ von seinem Eis ab, ja schien es zu vergessen. Eine alte Wut stieg in ihm auf. »Hast du jemals wieder den Unterschied zwischen Integral- und Differentialrechnung gebraucht? Ich musste diesen ganzen Blödsinn auswendig lernen. Wozu? Um ein Alibi zu überprüfen oder um auszurechnen, warum ich mir bei meinem Gehalt nie eine Finca auf Mallorca werde leisten können oder ein Segelboot?«
    Nur um ihn zu verblüffen, antwortete Kommissarin Schiller sachlich: »Differentialrechnung und Integralrechnung sind die wichtigsten Zweige der mathematischen Analysis für die Flächen- und Volumenberechnung. Das braucht man schon.«
    »Ich nicht.«
    »Das ist so, als würde man DNA-Analyse und die ganze forensische Biologie aus der Spurenuntersuchung verbannen. Viele Verbrecher würden dann noch frei herumlaufen.«
    »Trotzdem fand ich Mathe immer Mist. Total überbewertet«, sagte er trotzig und widmete sich wieder mit Kindergesicht seinem Eis.
    Kommissarin Schiller ging neben ihm her. Büscher sah zufrieden aus. Für ihn bedeutete das alles eigentlich nur eins: Sie waren wieder am Anfang. Bei ihrem ersten Verdächtigen. Holger Schwarz. Und Büscher hätte ein Monatsgehalt gewettet, dass sie mit Schwarz den Richtigen in Untersuchungshaft genommen hatten.
    Warum sonst stellte sein Anwalt keinen Antrag auf einen Haftprüfungstermin? Es gab nur einen Grund: Der gerissene Hund wusste genau, dass er damit scheitern würde und zwar grauenhaft.
    Rolf Summerer versuchte nicht einmal, seinen Mandanten mit einer Kaution vorläufig auf freien Fuß zu setzen. Dafür konnte es zwei Gründe geben. Entweder, Holger Schwarz besaß kein Geld für eine Kaution und hatte auch keinen Freund, der bereit oder in der Lage war, es ihm zu leihen, oder der Anwalt musste befürchten, das Gericht könnte den Antrag auf Kaution ablehnen, weil trotz allem Fluchtgefahr bestand.
    Mörder, die ein Richter im Grunde für schuldig hielt, ließ keiner gerne für ein paar tausend Euro frei herumlaufen.

51
    Johanna spielte die brave, ja reumütige Tochter. Sie ging sogar so weit, sich bei ihrer Mutter für ihre Pubertät zu entschuldigen.
    »Ich weiß auch nicht, was manchmal mit mir los ist«, sagte sie. »Im Grunde finde ich dich und Maik total cool. Aber manchmal muss ich euch einfach attackieren und …«
    Ulla Fischer reagierte verständnisvoll. »Das war in dem Alter bei mir nicht anders, Johanna. Das sind die Hormone. Irgendwann dann, als ich den ersten richtigen Freund hatte, hat sich das gelegt.«
    Johanna benahm sich sogar ihrem Bruder Ben gegenüber nett, und das fiel ihr echt schwer, weil der immer noch von dieser Jessy träumte und davon schwärmte, sie würde bestimmt mal eine berühmte Schauspielerin und er ihr Manager. Er hatte von einem Foto, das er selbst von ihr geschossen hatte, ein Poster gemacht.
    Es war nur Jessys Gesicht darauf. Aber Ben betonte immer, dass sie bei der Aufnahme wirklich »splitterfasernackt« gewesen sei, und der Fachmann könne es jetzt noch an ihrem unverfälschten Gesichtsausdruck erkennen.
    Als Maik in seinem Zimmer, das nun endlich wieder sein Hobbyraum und kein Hotel mehr war, wie er ständig betonte, an seinem Computer saß, ließ Johanna ihren absichtlich abstürzen und platzte unangemeldet in Maiks Privatsphäre.
    Was immer er sich gerade auf dem Bildschirm ansah, klickte er sofort weg, als Johanna den Raum betrat. Er hatte den Laptop so gestellt, dass der Bildschirm von der Tür aus nicht zu sehen war.
    »Duhu … Mahaik …« Immer, wenn sie so begann und die Worte so lang zog, wollte sie etwas. Er kannte das schon. Früher hatte sie sich nur ihrer Mutter oder – sehr selten – Ben gegenüber so verhalten. Dass sie es jetzt bei ihm versuchte, machte ihn fast stolz.
    »Ja, was kann ich für dich tun, Johanna?«
    »Mein Compi ist abgestürzt, ich komm total nicht mit dem neuen Wordprogramm klar.«
    Er stand auf. »Und, soll ich dir helfen?«
    »Nein, danke. Darf ich einfach mal bei dir ins Internet? Ich muss

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