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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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psychotisch, wird von Wahnvorstellungen geplagt, gibt irgendwelchen finsteren Trieben nach, lebt in einer anderen Welt, hört auf Stimmen aus dem Jenseits … oder er meint, einen Grund für seine Taten zu haben. Und der Mann, nach dem wir suchen, ist davon überzeugt, einen Grund zu haben. Es muss also eine Verbindung zu Alie’e geben. Irgendwo ist da ein Zusammenhang.«
    »Alie’es Vater war mir … irgendwie unheimlich. Er hat mehrmals versucht, sich an mich ranzumachen. Ich dachte oft, es sei mit ihm geistig etwas nicht ganz in Ordnung. Kein Killer, nein, aber … ach, ich weiß auch nicht …« Jael legte die Fingerspitzen an die Schläfen. »Im Verhalten gegenüber Alie’e und ihren Freundinnen gab er sich väterlich, aber er sah sie heimlich auch immer irgendwie seltsam an … Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja. Die Mädchen haben ihn stimuliert.«
    »Richtig. Und Alie’es Mom war charakterlich auch nicht gerade vorbildlich. Meiner Mom war es egal, was ich tat, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen; sie meinte, unsere Mutter Erde würde schon für mich sorgen, und dabei beließ sie es. Lil aber lebte von Alie’e, von ihrem Beruf … Und sie wusste auch, denke ich, von Lynns Interesse an Sex.«
    »Glauben Sie, Lynn könnte Alie’e sexuell missbraucht haben?«
    »Nein, nein. Alie’e hätte mir das bestimmt gesagt, und ich hätte es ansonsten an ihrem Umgang mit dem Vater gemerkt. Nein, vielleicht entsprach Lynns Verhalten ja nur nicht meinen Erwartungen. Von einem Vater erwartet man normalerweise nicht, dass er stets darauf aus ist, lüsterne Blicke auf die Hintern der Freundinnen seiner Tochter zu werfen.«
    »Passiert aber dauernd«, widersprach Lucas. »Ich werd’s auch machen. Ganz bestimmt.«
    »Bei ihm war das aber irgendwie … unheimlich.«
    »Na ja … Aber grundsätzlich kein Ansatzpunkt.«
    »Ich sagte Ihnen ja schon einmal – Sie sollten sich diese Seiten im Internet ansehen. Diese …«
    »Wir haben unseren Computerspezialisten Anderson darauf angesetzt. Wenn Ihnen in dieser Hinsicht etwas einfällt, rufen Sie ihn an. Aber es gibt da ein Problem; als wir Alie’es Namen über Alta Vista eingaben, kriegten wir 122 000 Adressen. Wir versuchen jetzt, sie auszusieben.«
    »Was ist Alta Vista?«
    »Eine Suchmaschine für das Internet. Man kann damit nach Namen oder anderen festen Begriffen suchen.«
    »Okay Ich werde mal darüber nachdenken … Was ist mit Alie’es Bruder Tom?«
    »Wir ermitteln gegen ihn«, antwortete Lucas.
    »Er ist ein erstaunlicher Mann. Sagte Alie’e jedenfalls.«
    »Ist er in irgendeiner Form nicht ganz dicht?«
    »Alie’e glaubte das nicht«, sagte Jael. »Sie hielt ihn für einen Heiligen.«
    »Wie klug war sie eigentlich?«
    »Mmm, man muss gescheiter sein als der Durchschnitt, wenn man als Model Karriere machen will, aber auch nicht viel gescheiter. Sie war nicht sehr klug.«
    »Warum haben Sie sich dann mit ihr abgegeben?«
    Sie lächelte. »Ich dachte, das wüsste jeder.«
    »Jeder weiß inzwischen, dass Sie mit ihr geschlafen haben, aber ich dachte, es müsste bessere Gründe dafür geben.«
    »Das war aber nicht der Fall«, sagte Jael. »Alie’e war in ihrem ganzen Wesen auf ihr Wohlbefinden konzentriert. Auf … Gefühle überhaupt. Darin war sie Meisterin, und sie strahlte das auch aus. Sie konnte einen dazu bringen, alles andere zu vergessen und sich einfach gut zu fühlen . Der Sex mit ihr war wunderbar. Sehr spielerisch und sehr innig und sehr sexuell. Nun ja, ich kann Ihnen das schlecht erklären, weil Sie nicht wissen können, wovon ich rede und auch nicht in der Lage sind, es jemals rauszufinden …«
    »Hatte ihr Aussehen etwas damit zu tun? Und ihre Berühmtheit?«
    »Ich denke, ja. All das kam zusammen. Wenn man bei ihr war, fühlte man sich sexy und verrucht und bedeutsam und fröhlich. Und sie ließ einen wirklich alles andere vergessen, brachte einen dazu, sich einfach nur seinen Gefühlen hinzugeben. Das war auch der Hintergrund für ihre Mini-Schüsse: Steigerung der Gefühle.«
    »Was ist mit ihrem Freund Jax? Wie hat er das hingenommen? Dass sie auch mit Frauen schlief?«
    Sie hob die Schultern. »Jax war ihr Kofferträger. Und er schlief hin und wieder mal mit ihr. Im Grunde ist er nicht zu längeren Bindungen fähig. Wahrscheinlich ist er zurück in New York und sucht bereits nach der nächsten Gespielin.«
    »Ja, er ist nach New York geflogen. Sie mögen ihn nicht?«
    »Nein, so ist es nicht. Ich mache mir einfach gar nichts aus

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