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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Popcorn?«
    »Das weiß doch jeder«, antwortete Lucas. Franklin hatte die beiden Beobachter bisher nicht gesehen. Er wirkte leicht verlegen.
    »Nun habe ich mich mein halbes Leben ernsthaft mit dem Kochen beschäftigt, wusste aber nichts von dieser Salsa-Sache«, staunte Jael. »Allerdings – schon die Idee, das Zeug überhaupt in der Mikrowelle zu erhitzen, erschien mir recht brutal.«
    »Man muss die Soße bei mittlerer Wärme heiß machen, etwas mehr als Zimmertemperatur.«
    Hutton schaltete sich ein: »Man muss kochend heißen Käse auf die Chips geben, die Salsa darf nur mittlere Wärme haben, und wenn’s fertig ist, trinkt man ein eiskaltes Bier dazu. So gehört sich das.«
    »Wissen alle Männer das?«, fragte sie.
    Alle drei Männer nickten und sagten wie aus einem Mund: »Natürlich.«
     
     
    Das Haus hatte ursprünglich vier Schlafzimmer und ein Bad im Obergeschoss gehabt. Jael hatte das Erdgeschoss als Studio eingerichtet und das frühere Elternschlafzimmer zur Küche umbauen lassen; die anderen drei Schlafzimmer hatte sie zu einem gemütlichen Wohn- und Esszimmer, einem Arbeitszimmer und einem Schlafzimmer für sich gestaltet. Die Räume bildeten eine sorgfältig geplante Einheit, und Lucas fühlte sich wohl darin.
    Sie plauderten noch ein paar Minuten mit Franklin und Hutton, aßen die Nachos mit dem geschmolzenen Käse, und Jael sagte: »Ich spüre, dass mein Herz unter der Last des Verdauungsprozesses ins Stocken gerät. Verdammtes Scheißzeug …« Und dann sagte sie zu Lucas: »Kommen Sie, ich möchte mit Ihnen reden.«
    Sie packte sein Handgelenk und führte ihn aus der Küche; Hutton hob die Augenbrauen. Im Wohnzimmer setzte Lucas sich auf die Couch, während Jael sich in einen überdimensionalen Plüschsessel sinken ließ. »Toller Sessel«, sagte Lucas, und Jael sagte trotzig: »Nicht alle Männer wissen von dieser Nacho-Käse-Salsa-Sache.«
    »Sie haben Recht. Wahrscheinlich gibt es auf einer abgelegenen Ranch irgendwo in North Dakota einen halb verwilderten Cowboy, der weder Fernsehen noch eine Mikrowelle hat.«
    Sie sagte: »Eigentlich hat das Zeug gar nicht so schlecht geschmeckt.«
    »Wenn Sie diesen Fraß nur drei Tage hintereinander essen, sind Sie so dick wie Franklin.« Franklins Gestalt füllte einen durchschnittlichen Türrahmen voll aus. »Und dabei hatte Franklin früher mal ungefähr Ihre Figur.«
    Sie lächelte, nickte, ließ das Thema fallen: »Ich habe vor zwei Stunden einen Besuch bei Marcy gemacht. Wir haben Sie um ein paar Minuten verpasst.«
    »Sie muss kämpfen«, sagte Lucas mit grimmigem Gesicht. »Aber sie ist härter als verdammter Stahl. Wenn jemand so was übersteht, dann ist sie das.«
    »Ich fühle mich … verstehen Sie … schuldig.«
    »Das brauchen Sie nicht«, sagte er. »Diese Sache hat im Prinzip nichts mit Ihnen zu tun. Sie hat etwas mit einem irren Racheengel zu tun und mit einem anderen verdammten Mistkerl, der Alie’e und Sandy Lansing ermordet hat.«
    »Man überlässt mir immer noch nicht Amnons Leiche«, sagte sie. »Aber ich habe endlich unseren Vater gefunden. Er ist auf St. Paul Island, und das liegt so weit weg von hier, wie es auf dieser Erde nur möglich ist. Er braucht ein paar Tage, um herzukommen.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«, fragte Lucas.
    »Er ist entsetzt. Am Boden zerstört … Mein Gott, ich möchte das alles so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    »Ich werde mich um die Freigabe der Leiche kümmern«, versprach Lucas. »Ihre … Beziehung zu Amnon – wann hat sie geendet?«
    »Vor einem Jahr.«
    »Schon vor einem Jahr? Ich dachte, es sei erst vor kurzem geschehen. Nach seiner Reaktion zu urteilen …«
    »Zeit war kein großes Thema bei Plain. Alles war immer jetzt . Er konnte ein historisches Buch über Rom lesen und fürchterlich wütend auf das römische Imperium werden.«
    »Erzählen Sie mir ein bisschen was über Alie’e«, sagte er. »Hat sie Ihnen mal von jemand erzählt, der nicht ganz dicht zu sein schien?«
    »Ist das ein Verhör?« Aber sie lächelte, und ihr Gesicht mit den Narben, die wie Risse in einem Blatt Papier wirkten, war schön – kraftvoll und verletzlich zugleich.
    »Nein, natürlich nicht. Und wenn Sie über etwas anderes reden wollen, ist das ganz in Ordnung. Aber ich brüte dauernd über diese Sache nach. Und wissen Sie, warum ich das tue? Die meisten Leute schrecken bereits vor einem Ladendiebstahl zurück. Wenn da nun jemand gleich mehrere Leute ermordet, ist er demzufolge entweder

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