Nachtblind
Schwierigkeiten gemacht?«
»Nein. Es kam den Cops nur seltsam vor, dass ich seit zwei Stunden auf der Fußgängerbrücke stehe und in einer Akte lese.«
»Okay. Unser Mann ist in ein Anwaltsbüro gegangen, ungefähr zwei Blocks von dir entfernt.«
»Ruf mich an, wenn’s was Neues gibt.«
»Eine Karte von Mickey Mantle als Rookie ist heutzutage gut und gern zwanzig Bucks wert, oder?«
»Du Blödmann …«
Lucas wählte Dels Nummer. »Rodriguez ist in seinem Büro.«
»Was machen wir?«
»Warten. Zunächst mal eine Stunde.«
Nach fast der Hälfte dieser Zeit meldete sich Del wieder: »Er macht sich auf den Weg.«
»Wohin?«
»Anscheinend zum Parkhaus.«
»Verdammt … Bleib an ihm dran. Wenn er zu seinem Wagen geht, kommst du her zu unserem Parkplatz.«
Fünf Minuten später stieg Del in den Wagen ein. Lucas fuhr um den Block zur Ausfahrt des Parkhauses, und in dem Moment, als Spooners Lexus in Sicht kam, klingelte Dels Handy Er hob es ans Ohr, hörte einen Augenblick zu, sagte: »Lucas’ Handy ist übrigens eingeschaltet«, und gab es dann an Lucas weiter. »Ich bin nichts als ein verdammter Sekretär«, schimpfte er.
»Ihr Mann hat den Anruf gemacht«, sagte Lester.
»Aha. Wann?«
»Vor sechs oder sieben Minuten. Vom Büro eines Anwalts aus.«
»Ja, wir waren ihm dorthin gefolgt. Er ist wieder raus, und wir sind an ihm dran. Was hat er gesagt?«
»Klang so, als ob er es von einem Manuskript ablesen würde. Er sagte: ›Mr. Rodriguez, die Stadtpolizei Minneapolis erhebt Vorwürfe gegen Sie. Es ist mir untersagt worden, weiterhin direkte Geschäfte im Zusammenhang mit Ihren Gebäudehypotheken zu tätigen, und ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass bei der Bank zukünftig Mrs. Ellen Feldman dafür zuständig sein wird.‹ Rodriguez sagte daraufhin: ›Was sagen Sie da? Die Polizei?‹ Und Spooner sagte: ›Ich sehe mich nicht in der Lage, Ihnen Weiteres zu dieser Sache zu sagen, aber Sie können sich detaillierte Informationen von Deputy Chief Lucas Davenport von der Stadtpolizei Minneapolis oder von Mr. Tim Long, dem Stellvertretenden Leitenden Staatsanwalt des Hennepin-County, beschaffen.‹ Rodriguez fragte dann: ›Hat es mit der Party zu tun?‹ Und Spooner antwortete: ›Ich sehe mich wirklich nicht in der Lage, mehr darüber zu sagen. Ich kann Ihnen nur vorschlagen, sich mit Chief Davenport oder Mr. Long in Verbindung zu setzen. Ich bedauere sehr, dass das geschehen ist. Ich denke, wir hatten eine exzellente Geschäftsbeziehung. Ich muss jetzt abbrechen. Ich hoffe, die Dinge entwickeln sich positiv.‹ Daraufhin Rodriguez: ›Okay Vielen Dank für alles, verstehen Sie …‹ Und das war’s dann.«
»Vielen Dank für alles«, wiederholte Lucas. »Er meint natürlich diesen Anruf.«
»Ja, diesen verdammten glatten Anruf«, bestätigte Lester. »Spooner warnt ihn, aber das Gespräch ist absolut unverfänglich. Von beiden Seiten.«
Sie beendeten das Telefonat, und Del und Lucas blieben Spooner auf den Fersen, bis er wieder bei der Bank angekommen war. Spooner fuhr langsam, stets unterhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung. Als er in der Bank verschwunden war, sagte Lucas: »Verdammter Mistkerl … Komm, wir fahren zu Marcy.«
Weather stand vor der Intensivstation und sprach mit Tom Black, Marcys Bodyguard. Als sie Lucas und Del kommen sah, lächelte Weather, und Del sagte zu Lucas: »Es gibt anscheinend gute Nachrichten.«
»Was gibt’s Neues?«, fragte Lucas, als sie Weather und Black erreicht hatten.
»Sie ist halbwegs wach«, sagte Weather. »Ihr Zustand hat sich stabilisiert. Er ist zwar immer noch kritisch, aber es sieht recht gut aus. Erstmals.«
Lucas ging zum Beobachtungsfenster und schaute ins Krankenzimmer. »Dürfen wir reingehen?«
»Da müssen wir die Stationsschwester fragen. Man hat gerade einen neuen Patienten gebracht.«
Als die Schwester kurz darauf kam, sagte sie mit ernster Stimme: »Eine Minute. Sagen Sie ›Hallo‹, und dann sofort wieder raus mit Ihnen.« Sie gab jedem einen Mundschutz und ging voraus ins Zimmer.
Marcys Augenlider hingen auf Halbmast. Als Lucas, Del und Black sich neben dem Bett aufbauten, öffnete sie die Augen ein kleines Stück, und nach einem Moment zuckten ihre Mundwinkel.
»Schläft während der Dienstzeit«, sagte Black kopfschüttelnd.
»Dein Gehalt als Angehörige des Morddezernats läuft zwar weiter, aber wenn du das als Überstunden genehmigt haben willst, kann ich das nicht unterschreiben«, sagte Lucas.
»Wenn du
Weitere Kostenlose Bücher