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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aus ihrer Reaktion konnte ich ableiten, dass sie auf Jacks Seite ist.«
    »Das kommt vor«, sagte Lucas. »Und einige von Jacks alten Freunden werden auf deiner Seite sein. Du wirst überrascht sein … Ihr seid in einem Golfclub?«
    »Ja.«
    »Es wird dich erstaunen – einige seiner Freunde werden sich intensiv um dich kümmern.«
    »Die nunmehr ungebundene Frau …«
    »Nein, nicht, um dich ins Bett zu kriegen – ich meine, einige werden natürlich auch das versuchen –, aber sie kennen dich seit langem, und sie bewundern und mögen dich.«
    »Lucas …«
    »Doch, es wird so kommen. Wenn du deinen Mann
verlässt …«
    »Ich habe jetzt ja wohl keine andere Wahl mehr.«
    »Hör mal, was du mir da alles gesagt hast … Willst du das nicht auch Jack sagen? Ein kleines bisschen auf ihn einschreien? Ein bisschen Geschirr zerdeppern? Ich meine – liebst du ihn noch?«
    Nach einem langen Schweigen sagte sie: »Ich glaube nicht.«
    »Oje …«
    »Seine Reaktion hat mich so verdammt wütend gemacht«, sagte sie. »Unglaublich wütend. Aber ich fühle mich … ich weiß auch nicht. Ich bin irgendwie in … niederträchtiger Weise aufgeregt. Als ob ich gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen wäre.«
    »Oje …«
    »Was soll dieses dauernde ›Oje‹ heißen?«
    »Die Sache schmerzt dich viel mehr, als du selbst weißt, aber du wirst es noch herausfinden«, sagte er. »Und das Gleiche gilt für Jack. Ich darf gar nicht daran denken …«
    »Na ja … Vielleicht ist es so. Aber ich werde meinen Weg gehen.«
    Er wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte. Er dachte an sie, wie sie da am Straßenrand in ihrem Wagen saß und über das Mobiltelefon mit einem Mann, den sie seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, über das Ende ihrer Ehe sprach.
    »Du solltest mir gratulieren«, sagte sie. Und fing an zu weinen.
    »Ojeoje …«
     
     
    Rose Marie kam zu Lucas ins Büro. »Die Medien haben einen Belagerungsring um Rodriguez geschlossen. Sein Anwalt hat gerade beim County-Staatsanwalt angerufen … Was ist los? Sie sehen bedrückt aus.«
    »Ich habe gerade mit einer alten Freundin telefoniert«, sagte Lucas. »Ihre Ehe geht in die Brüche.«
    »Haben Sie etwas damit zu tun?«
    »Nein. Jedenfalls nicht direkt. Ich meine, ich habe kein Verhältnis mit ihr oder so was. Aber ich hätte wahrscheinlich etwas sagen können, das die Dinge geändert hätte … Ich weiß auch nicht. Sie ist einfach nur eine alte Freundin.«
    »Hmmm.« Rose Marie klang skeptisch. »Man kann sich nicht um jeden kümmern, Lucas.«
    »Sie braucht aber ein wenig Hilfe«, sagte Lucas.
    »Nun ja, ich kann Ihnen da keinen Rat geben … Jetzt zurück zum Thema: Rodriguez wird uns natürlich eine Klage anhängen. Und Tom Olson hat in der vergangenen halben Stunde zweimal angerufen und Auskünfte über Rodriguez verlangt, aber ich habe mich verleugnen lassen. Ich muss mir schleunigst eine Story ausdenken.«
    »Machen Sie wieder die tägliche Familieninformation? Kommt er her?«
    »Ja. In einer halben Stunde. Ich möchte, dass Sie dabei sind.«
    »Natürlich. Aber ich weiß nicht, ob ich eine große Hilfe sein kann.«
    »Wenn er versucht, mich zu erwürgen, könnten Sie ihm immerhin Ihren Revolver auf den Schädel schlagen.«
    Sie redeten noch über Tom Olson, als der Cop der Telefonüberwachung anrief: »Auf Rodriguez’ Geheimnummer hat sich was getan. Er hat kurz hinterher drei Anrufe gemacht.«
    »Wohin?«
    »Den ersten nach Miami, an eine offiziell nicht registrierte Nummer. Ich meine, wir haben die Nummer, aber als wir sie überprüfen wollten, verlangte die Telefonauskunft eine richterliche Genehmigung zur Herausgabe des Namens.«
    »Also ein weiterer Geheimanschluss …«
    »Ja. Jedenfalls, er sagte dem Mann am anderen Ende der Leitung, er habe ein Problem, und man solle Jerry nicht zu ihm schicken. Wir nehmen an, es ging um eine Dope-Lieferung. Ganz bestimmt ging es darum – ich habe das Gleiche schon hundertmal gehört, fast im selben Wortlaut. Völlig unverdächtig, einfach nur: ›Wir haben ja darüber gesprochen, dass Jerry mir was herbringen sollte.‹ Wir lassen das besser sein. Ich habe hier ein paar Probleme.«
    »Okay«, sagte Lucas. »Geben Sie mir diese Nummer in Miami.« Er kritzelte sie auf einen Notizblock. »Ich habe einen Kumpel beim FBI, der uns da sicher weiterhelfen kann.«
    »Sehr gut … Dann hat er mit einem Grundstücksmakler telefoniert. Er fragte den Makler, ob er den Verkauf seiner Appartementhäuser in die Hand nehmen

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