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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Psychiaterin des Departments, hockte auf einer Fensterbank.
    »Wie sieht’s aus?«, platzte Lucas in die Versammlung.
    Roux sah ihn an. »Was? Die Mediensache? Sieht ungefähr so aus, wie wir es erwartet haben.«
    »Ihre Leute sind recht hart mit George Shaw umgesprungen«, sagte Milton.
    »Das war nicht hart«, sagte Lucas. Er hatte Milton nie gemocht, auch nicht, als er noch Reporter war. »Hart ist es, im County-Gefängnis zu sitzen und darauf warten zu müssen, für zehn Jahre nach Stillwater zu wandern, und genau das blüht dem lieben George.«
    »Wir werden die getürkte Verbindung zwischen Shaw und Alie’e nicht lange aufrechterhalten können«, sagte Milton und sah Roux an. »Und diese Lesbierinnensache … Sie waren noch recht zurückhaltend in den Nachrichten gestern Abend, aber ich habe mir mal im Internet die ersten Seiten der nächsten Ausgabe des Star angesehen, und der wird ein großes sexy Foto von dieser Jael Corbeau bringen. Sie ist schärfer als Alie’e, und ich fürchte, sie werden die Zurückhaltung bald aufgeben.«
    »Die Ausgabe des Star wird heute Nachmittag erscheinen, nicht wahr?«, vergewisserte sich Lucas.
    »Ja. Im Internet sagen sie, die Herausgeber des Star hätten schon ein anderes Titelthema gehabt, dann aber schnell auf Alie’e umgeschaltet. Das Journal sagt, auch alle Käseblättchen hätten inzwischen Lunte gerochen.«
    »Es wird also alles noch weiter angeheizt«, seufzte Lucas. Er sah Roux an. »Sie haben demnach weiterhin viel Arbeit mit den Medien, nicht wahr?«
    »Wir machen um zehn eine weitere Pressekonferenz, dann kommt um die Mittagszeit die Familie Olson samt Freunden. Sie möchten die Leiche so schnell wie möglich übernehmen. Die Beerdigung wird irgendwann nächste Woche oben in Burnt River stattfinden. Um drei werden wir ein weiteres Treffen mit den Medien haben, und wenn erforderlich, um sieben noch mal.«
    »Über Nacht hat sich nichts ergeben?«
    »Nein, nichts. Aber dann hat heute Morgen Randall Towson wegen Trick Bentoin angerufen …«
    »Ich habe vergessen, Ihnen davon zu berichten«, sagte Lucas zerknirscht. »Der Mordfall hat es überlagert … Del sagt, Trick halte sich in einer Tagespension in der 694 auf; wir greifen ihn uns morgen und verhören ihn. Ich nehme an, Towson wird Rashid Al-Balahs Anwalt anrufen, sobald wir Tricks Aussage haben.«
    »Vielleicht wird die Sache in dem Trubel um den Mord an Alie’e kein Aufsehen erregen«, meinte Roux hoffnungsvoll.
    »Wir sollten die Bentoin-Sache am Tag von Alie’es Beerdigung bekannt geben«, sagte Milton. »Wenn wir es schaffen, sie so lange für uns zu behalten.«
    »Ich weiß nicht«, schaltete sich Lucas ein. »Wir sollten Al-Balah so schnell wie möglich aus dem Knast holen.«
    »Al-Balah?«, knurrte Roux. »Der ist mir scheißegal. Aber Sie sollten sich Bentoin heute noch greifen, Lucas. Sonst verschwindet er wieder.«
    »Okay.« Lucas sah die Psychiaterin an. »Was meinen Sie zum Alie’e-Fall? Haben wir es mit einem Irren zu tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist noch zu früh, das beurteilen zu können. Der Mord sieht auf Anhieb aber eher nach rationalem Vorgehen aus. Natürlich, der Täter ist bestimmt in irgendeiner Weise psychisch gestört.«
    »Die Störung würde sich noch erheblich vertiefen, wenn ich den Kerl in meine verdammten Hände bekäme«, warf Rose Marie ein.
    »Zwölf Partyteilnehmer haben Vorstrafen«, fuhr die Psychiaterin fort. »Ich durchleuchte sie nach psychiatrisch relevanten Anhaltspunkten, habe aber bisher noch keine gefunden.«
    »Zwölf?«, vergewisserte sich Lucas, sah Rose Marie an.
    »Sprechen Sie mit Lester – aber es sind alles nur kleinere Vergehen: Ladendiebstahl, sonstiger Bagatelldiebstahl, zwei Fälle von Hausfriedensbruch, eine Körperverletzung bei einer Kneipenschlägerei, mehrere Fälle von Beleidigung … solche Dinge.«
    Also nichts. Kein Ansatzpunkt.
     
     
    Ein Zettel klebte an Lucas’ Bürotür: Komm mal zu mir. Die Unterschrift lautete Marcy . Er ging zum Großraumbüro des Morddezernats, fand den Raum voller Cops – mehr Cops der Mordkommission, als er jemals zur gleichen Zeit am selben Ort an einem Sonntag gesehen hatte. Lester saß auf einer Schreibtischkante am Ende des Raumes, sprach mit einem Cop, der ein Notizbuch in der Hand hielt. Er sah Lucas, schüttelte den Kopf. Nichts Neues.
    Lucas ging zu Marcy Sherrills Schreibtisch. Sie sah ihn kommen, sagte etwas in den Telefonhörer in ihrer Hand, legte auf. »Ich komme tatsächlich zu

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