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Nachtblüten

Nachtblüten

Titel: Nachtblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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zwei betreffend, geben werde.«
    Hatte er zum Telefon gegriffen, während er das sagte? Wahrscheinlich, denn jetzt klang es drinnen ganz nach einem Handgemenge. Jemand brüllte: »Du Arschloch!« Und die Tür flog auf.
    »Guten Morgen«, sagte der Maresciallo. »Ich wollte gerade läuten. Haben Sie was dagegen, wenn ich reinkomme?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Angst in Rinaldis Augen auf, aber der Maresciallo zeigte ihm ein so ausdruckslos gleichgültiges Gesicht, daß er sich im Nu wieder gefangen hatte.
    »Ah, Maresciallo! Was kann ich für Sie tun? Meine Träger werden Sie wohl entschuldigen, die wollten grade gehen.«
    Die zwei hünenhaften Männer, beide so rot im Gesicht wie an dem Tag, als sie die Kiste mit der Marmorstatue in den Laden geschleppt hatten, wandten sich zur Tür, doch dann hielten sie inne. Der Maresciallo, der noch auf der Schwelle stand, füllte mit seiner massigen Statur den Türrahmen aus und fixierte sie mit seinen großen Augen. Er wartete. Die Blicke der beiden wanderten unruhig hin und her, doch sie versuchten nicht einmal, sich an ihm vorbeizudrängen. Sie beobachteten ihn so verstohlen, als befürchteten sie, bei der leisesten Provokation könne er sich auf sie stürzen. Sie hätten sich nicht zu ängstigen brauchen. Er war nur hinter Rinaldi her. »Meinetwegen müssen Sie nicht gehen«, sagte er jovial. »Im Gegenteil, es wäre mir lieber, Sie bleiben… nur für eine Minute. Im Zuge meiner Ermittlungen habe ich ein paar Fragen, Signor Rinaldi betreffend, und als seine… Mitarbeiter könnten Sie mir da vielleicht in dem einen oder anderen Punkt behilflich sein. Reine Routine, Sie verstehen. Lassen Sie mir nur Ihre Namen und Adressen da.«
    Hinterher, als er ihnen bedeutete, sie seien nun entlassen, zögerten sie unschlüssig, als brauchten sie ein Stichwort für ihren Abgang. Ein ausdruckslos-höflicher Blick war alles, was sie bekamen. Ratlos sahen sie Rinaldi an, der sie praktisch hinausbugsierte und die Tür hinter ihnen schloß, bevor er sich wieder dem Maresciallo zuwandte.
    »Also? Was kann ich für Sie tun?« Alle zuvor zur Schau getragene Leutseligkeit war verschwunden. Auch versuchte er nicht mehr, sich mit Sprüchen wie ›MeinFreund-der-Staatsanwalt‹ aus der Affäre zu ziehen. Er war immer noch obenauf, aber er war nicht dumm.
    »Einen kleinen Gefallen könnten Sie mir tun«, antwortete der Maresciallo. »Ich würde gern Ihr Telefon benutzen.«
    »Aber klar. Der Apparat steht gleich hier. Ich lasse Sie solange allein, damit Sie ungestört reden können.«
    »Nein, nein. Bleiben Sie, wo Sie sind.« Der Maresciallo wählte, den Blick auf den ausgedrückten Zigarrenstummel in dem silbernen Aschenbecher neben dem Telefon gerichtet. Dann gab er Lorenzini seine Anweisungen durch sowie die Nummer des dreirädrigen Lieferwagens.
    »Nein, Sie sollen ihnen nur folgen. Zwei Männer, ja. Alles weitere sage ich Ihnen, wenn Sie unterwegs sind.« Und er legte auf.
    Rinaldi hatte sich immer noch in der Gewalt. »Ich weiß nicht, was die beiden angestellt haben, aber ich muß darauf hinweisen, daß sie nicht meine Angestellten sind, so daß…«
    »Nein. Ich nehme nicht an, daß wir auch nur eine einzige Quittung über die Lieferungen finden werden, die sie in Ihrem Auftrag transportiert haben, aber das macht nichts. Ich bin sicher, sie werden uns alles darüber erzählen. Außerdem bin ich, wie gesagt, in erster Linie an Ihnen interessiert.«
    »Ich kann mir nicht denken, warum.«
    »So ganz bin ich mir darüber leider auch nicht im klaren«, gestand der Maresciallo. »Ich weiß, was Sie getan haben, doch ich weiß nicht, warum. Aber schließlich werde ich Sie für das festnehmen, was Sie getan haben, und nicht für das Warum.«
    »Sie können mich nicht festnehmen.« Rinaldis Verblüffung war nicht gespielt. »Ich glaube nicht einmal, daß Sie einen Haftbefehl haben.«
    »Nein«, gab der Maresciallo zu, »den habe ich nicht. Ich muß Sie bitten, mich noch einmal telefonieren zu lassen, damit ich Ihren Freund, den Staatsanwalt, anrufen und einen beantragen kann. Er könnte ablehnen, aber für den Fall, daß er es nicht tut, sollten Sie vielleicht zuerst Ihren Anwalt anrufen. In jedem Fall werden wir wohl abwarten müssen, was mit Ihren beiden Trägern passiert. Ich weiß ja nicht, wo die hinwollen.« Stirnrunzelnd blickte er auf den Zettel mit den Anschriften. »Vermutlich wohl zu dieser Adresse. Hübsche ländliche Gegend, dabei nicht zu weit entfernt von…«
    »Das

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