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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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zwinkert zurück – schon wieder.
    „ Noch viel besser.“
    Es ist amtlich – wir flirten. Na, das kann ja heiter werden. Er wartet auf meine Antwort und ich bin absolut unschlüssig, wie ich mich weiter verhalten soll. Also tue ich etwas völlig Untypisches und nehme mein Glas wieder auf. Dieses Mal bin ich darauf vorbereitet und spüre dem Wein konzentriert nach. Er ist süß und schwer, ganz die Sorte, mit der man eine feine Zusatznote im Blut erzeugen kann. Noch einmal schlucke ich ihn hinunter und betrachte mein Gegenüber. Er spielt gut, dass muss man ihm lassen, und ich hätte wohl einen ähnlichen Wein gewählt, wenn es an mir wäre, jemanden zu umgarnen.
    „ Also schön – einverstanden“, willige ich ein, und wir besiegeln dies mit einem Handschlag. Ganz alte Schule.
    Wir schweigen einvernehmlich und ich lasse meinen Blick im Café umherschweifen.
    „ Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?“, erkundigt Alex sich wenig später. Na, was kommt jetzt?
    „ Sicherlich. Fragen Sie.“
    Er lehnt sich zurück und mustert mich. „Sie waren vorhin beeindruckend bibelfest, als diese Person Sie beleidigt hat. Woher kommt das? Sie scheinen mir keine klassische Klosterschülerin zu sein.“
    Fast hätte ich mich verschluckt und stelle vorsichtshalber mein Weinglas ab.
    „ Wie gerne würde ich dies verneinen, Sir. Aber es ist tatsächlich so, dass ich einige Jahre auf einem methodistischen Klosterinternat verbracht habe. Zudem war mein Vater Pfarrer und da hat sich so das eine oder andere ergeben.“
    Erstaunt schaut er mich an. „Das erklärt natürlich einiges“, gibt er dann nachdenklich von sich. „Vermitteln Sie tatsächlich Künstler an Galerien?“
    „ Wieso, trauen Sie mir das nicht zu?“, gebe ich zurück.
    Er lenkt schnell ein: „Doch, doch. Es ist nur so: Ich glaube, da ist noch mehr. Oder irre ich mich da?“
    Ich lache. „Finden Sie nicht, dass es fairer wäre, wenn Sie mich nun eine Frage stellen lassen?“
    Er nickt. „Entschuldigen Sie. Also, was darf ich Ihnen beantworten?“
    Ich überlege einen Moment, doch dann beschließe ich Gleiches mit Gleichem zu vergelten. „Warum sind Sie Anwalt geworden?“
    Verblüfft schaut er mich an, setzt seine Brille ab, putzt ein imaginäres Staubkorn davon und setzt die Brille wieder auf. „Das ist schnell erzählt.“
    Er nimmt sein Glas auf und trinkt einen Schluck, so als wollte er sich die richtigen Worte zurechtlegen. „Ich wollte etwas tun, das mir Geld und Einfluss bringt. Dabei wollte ich jedoch nicht an vorderster Front stehen, sondern eher beratend tätig sein. Dazu kommt, dass das Gesetz allgegenwärtig ist und es keinen besseren Weg gibt, sich unentbehrlich zu machen.“ Welch schockierend ehrliche Antwort.
    „ Jetzt Sie. Wie ist das mit den Galerien?“
    Ich lächele ihn an und bin mir einen Moment lang fast schmerzlich bewusst, dass ich ihm jetzt alles erzählen könnte, was mir in den Sinn kommt, denn er weiß weder meinen richtigen Namen, noch werden wir uns wohl nach dieser Kreuzfahrt wiedersehen.
    Diese Konstellation ringt mir eine Ehrlichkeit ab, die ich als befreiend empfinde. „Sie haben teils recht, teils unrecht“, erkläre ich geheimnisvoll. „Ich vermittle Künstler an Galerien und erhalte dafür Provision, doch das ist nicht alles, was ich tue.“
    Ein triumphierendes Lächeln liegt auf seinen Zügen und in seinen Augen lese ich, dass er es genießt, recht zu behalten.
    „ Ich werde Ihnen sagen, was ich noch tue, doch ich denke, danach werden Sie es sich zweimal überlegen, ob Sie mich in Ihrer Gesellschaft haben möchten oder nicht.“
    Sein Lächeln schwindet. „Wie kommen Sie darauf?“
    „ Ganz einfach, weil Sie wahrscheinlich einen biederen, oder sagen wir konservativeren Umgang pflegen.“
    Beinahe hoffe ich, dass er jetzt heftig protestiert, und tatsächlich: „Unterschätzen Sie mich nicht. Ich bin nicht die Moral in Person.“
    Ich zucke mit den Schultern – und ein kleines Stimmchen in mir jubelt für den Bruchteil zweier Sekunden auf, um sich dann sofort die Hände vor den Mund zu pressen. „Wie sagten Sie so schön vorhin: Ich würde es Erfahrung nennen.“
    „ Touché!“ Er prostet mir zu.
     
    Dieses Mal ist er es, der unser Schweigen bricht: „Jetzt spannen Sie mich nicht so lange auf die Folter.“
    Also schön. „Künstler zu vermitteln ist, wie gesagt, nur eine meiner Tätigkeiten.“ Er nickt. „Ich bin ferner selber Künstlerin, denn ich tätowiere, und wenn das alles meine Langeweile

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