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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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unbedingt angebracht ist.“
    Wie wahr! Dennoch winke ich ab.
    „ An manchen Dingen kann man einfach nichts ändern, Sir. Egal, wie lange man sich darüber ärgert. Also warum sich damit den Abend verderben?“ Er ist verblüfft und ich fahre fort. „Immerhin bin ich nachher diejenige, die das Magengeschwür bekommt und nicht sie, oder?“
    „ Ihre Sicht der Dinge ist ungemein pragmatisch – bewundernswert.“
    Das war ein Kompliment, oder?
    Ich senke leicht den Kopf. „Danke.“ Dann, einem Impuls folgend, beuge ich mich kurz vor und fahre in einem vertraulichen Tonfall fort: „Außerdem denke ich, dass es wahnsinnig anstrengend sein muss, sich den ganzen Tag so zu verhalten.“ Ich zwinkere ihm zu und ernte ein Fünkchen Amüsement in seinem Blick.
    „ Da haben Sie sicherlich recht.“
     
    Na also, erfolgreich habe ich ihn vom Thema abgelenkt, denn ich habe wirklich wenig Lust, jetzt über Melody zu sprechen – oder am besten noch über ihren Mann. Erst muss ich selber darüber nachdenken, was mir an der Szene im Geschäft so komisch vorgekommen ist und warum ich erst jetzt darüber stolpere. Mehr um mich abzulenken, als um das Gespräch zwischen uns zu beenden, schweift mein Blick über das mittlerweile stark geleerte Restaurant.
    Nur vereinzelt sitzen noch Paare oder kleine Gruppen an den Tischen. Einen Blick auf die große Wanduhr werfend, stelle ich fest, dass ich noch etwas Luft habe, bis es langsam Zeit wird, sich mit Sharroll zu treffen. Trotzdem bin ich dem Kellner, der sich in genau diesem Moment unserem Tisch nähert, unendlich dankbar. Er bringt mit Verspätung das versprochene Dessert und entschuldigt sich noch gefühlte 2.000-mal für die Verspätung. Während wir beim Essen sind, scheint es in Alex’ Kopf weiter zu arbeiten. Fraglich nur, ob das gut für mich ist oder nicht.
    Die Crêpe Suzette sind warm und haben einen intensiven Geschmack nach Likör und der dazu gereichte Beerenspiegel ist adrett angerichtet und gemeinsam mit den Crêpe sicher ein Gaumenschmaus. Trotzdem ist mir die Lust darauf irgendwie vergangen. Lustlos vernichte ich einen der Teiglinge und stochere dann nur noch in den Resten der anderen herum. Alex verspeist seinen Nachtisch jedoch mit Leidenschaft und sieht rundherum zufrieden aus.
    „ Schmeckt es Ihnen nicht?“, erkundigt er sich höflich und ich beruhige ihn mit einer Floskel.
    Nachdem er beinahe seine Mahlzeit beendet hat, nimmt er einen älteren Gesprächsfaden wieder auf. „Sie haben da vorhin eine sehr interessante theologische Meinung vertreten. Darf ich fragen, woher diese stammt?“
    Okay … anscheinend will er ans Eingemachte. Da er nicht wissen kann, dass ich in diesem Punkt absolut keinen Spaß verstehe, bemühe ich mich um eine ruhige, besonnene Antwort. „Von meinem Vater.“ Dies erscheint mir Erklärung genug, vor allem, da sie signalisiert, dass er hier möglicherweise ein sehr privates Terrain betritt.
    „ Ich verstehe.“
    Etwas durchzuckt kurz seine Gedanken und ich bin überrascht, es überhaupt zu empfangen. Es ist jedoch mehr wie ein Blitzlicht als ein konkretes Bild, und es hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Während ich noch versuche, diese Erscheinung einzuordnen, trifft mich die Erkenntnis, dass es genau das war, was ich an Christopher registriert habe. Sein Gesichtsausdruck in Kombination mit seiner Körperhaltung erinnerte mich an die meines Vaters, wenn er ungehalten war.
    Aber das ist absurd! Zum einen müsste er längst gestorben sein, zum anderen ist Christopher definitiv nicht mein Vater, geschweige denn mit ihm verwandt. Logik bringt mich in solchen Situationen immer weiter und so muss es auch hier eine entsprechende Erklärung geben. Vielleicht erinnert mich Christopher einfach nur sehr stark an ihn, weil sie sich körperlich ähnlich sind? Oder weil sie dieselbe Ausstrahlung haben? All das ist möglich und ich nehme mir vor, dem vielleicht doch noch einmal auf den Grund zu gehen.
    Der Kellner erscheint erneut auf der Bildfläche und räumt freundlich unsere Dessertteller ab. Der Tisch ist nun, bis auf die beiden Weingläser für jeden von uns, leer. Das könnte jetzt der Auftakt zu einem gemütlichen Gespräch oder zu einer Verabschiedung sein. Letzteres würde ich, trotz der gerade etwas gedrückten Stimmung, bedauern – dennoch erscheint mir das Restaurant nicht geeignet für dauerhafte Gespräche. Außerdem hat uns der letzte Teil die Stimmung am Tisch verdorben und ich versuche auf möglichst sicheres Terrain

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