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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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doppelstöckigen Suite und damit auf Deck 10. Komisch, was einem für Details durch den Kopf schießen.
    Hier wird auch der Chlorgeruch intensiver und ich stelle die Verstärkung meines Geruchssinns wieder ein. Das Chlor würde mir im wahrsten Sinne des Wortes die Riechzellen wegätzen. Und auch wenn ich sie quasi über Nacht regenerieren würde, muss das einfach nicht sein. Lange suchen muss ich nicht, denn das Bett dominiert den oberen Raum der Suite. Mitten darauf finde ich Ben, umringt von drei Frauen, die auch ebenfalls ineinander verknotet sind. In einer davon erkenne ich Loren, in einer anderen Antonia. Loren schnarcht, dass sich die Balken biegen.
    Kurzerhand setze ich mich auf die Bettkante und schiebe sie weg. Zu seinen Füßen ist noch Platz und sollte sie vom Bett fallen, na dann halt Pech für sie. So komme ich an Ben heran, der wie ein gefällter Baumstamm daliegt. Möglichst ohne die beiden anderen Frauen aufzuwecken, rüttele ich ihn einigermaßen wach.
     
    „ Ben?“, flüstere ich ihm zu. Seine Augen öffnen sich, doch sein Blick ist verschleiert. Den Blick kenne ich. Er ist das Resultat einer bestimmten Mischung aus Endorphinen, Drogen und Alkohol.
    „ Hallo, Schlampe“, begrüßt er mich, halb im Hier, halb in seinem Rausch gefangen. „Wo warst du so lange? Daddy hat dich vermisst.“ Wer’s glaubt. Er will mich an sich ziehen, doch ich halte dagegen.
    „ Wo ist Sharroll, Ben?“
    „ Wer?“
    Ich versuche ihm ein Bild von ihr zu senden. „Sharroll, Desmonds kleine Schwester.“
    Etwas wie ein Erkennen sickert in seine Augen. „Die Jungfrau?“
    Ich verdrehe die Augen. „Wenn du sie so nennen möchtest.“
    Er versucht sich auf die Arme aufzurichten, was Antonia wohl halb aufweckt. Sie brummt etwas und dreht sich um, so dass sie nun zwischen Ben und der dritten, tief schlafenden Frau zu liegen kommt. Ben legt eine seiner Hände auf ihren nackten Hintern und grinst mich an.
    „ Das ist ein Arsch, findest du nicht? Und so willig.“
    „ Herzlichen Dank für diese Information, die mal so gar nichts zur Sache tut“, gebe ich trocken zurück. Er sackt zur Seite und droht erneut in seinen Rausch abzutauchen. Es ist zum Ausderhautfahren.
    „ Ben!“, meine Worte werden eindringlicher und damit verfliegt nun auch der letzte Rest an Drogen, der durch meinen Körper zirkulierte. „Wo ist Sharroll?“
    Träge öffnet er erneut die Augen, auch wenn sein Blick dem eines hypnotisierten Kaninchens gleicht.
    „ Keine Ahnung. Mach dich locker, Baby. Ich stehe nicht auf Zimperliesen.“
    „ Sie ist die Schwester deines Freundes“, zische ich, doch das scheint ihn wenig zu interessieren.
    „ Na und? Trotzdem hat sie mal ’ ne Lektion verdient. Wird sonst noch zu brav.“
    Es läuft mir kalt den Rücken hinunter. „Was habt ihr getan, Ben?“
    Er grinst breit. „Nichts … Also nichts, was sie nicht auch wollte.“
    Meine Befürchtungen werden größer. „Was heißt das?“
    Ben giggelt und stößt dann röhrend auf. Eine Wolke aus Alkohol und anderen Substanzen legt sich wie klebriger Honig über den Raum. E K E L H A F T!
    Er lehnt sich zurück. „Willst du dich nicht zu mir legen und mich wärmen?“ So weit kommt es noch.
    „ Nein, will ich nicht. Ich will wissen, was ihr mit dem Mädchen gemacht habt.“ Mein Ton ist jetzt schneidend, denn ich platze gleich.
    „ Wir haben sie locker gemacht.“ Was auch immer das heißt.
    „ Und wo habt ihr das gemacht?“
    Er lacht. „Na hier und dann den ganzen Weg hinauf bis zum Deck 12 und da in die Pavillon Pool Bar …“, er gähnt. „Du bist langweilig.“
    Die Pavillon Pool Bar auf Deck 12? Die ist doch geschlossen, wie alle kleineren Bars und Lounges.
    „ Wie bist du da reingekommen?“
    Triumphierend grinst er mich an. „Wenn du mir einen bläst, verrate ich es dir.“
    Zack, so schnell kann ich den Reflex gar nicht unterdrücken, in dem ich ihm eine gefeuert habe. Sein Kopf fliegt zur Seite und in seinem Schädel sollte nun eine Deathmetalband ihren Dienst aufnehmen. Ich knurre leise und schiebe mich rittlings auf seinen Brustkorb.
    Mit Händen, die nur entfernt an menschliche erinnern, reiße ich seinen Kopf zurück und starre ihn an. Etwas zuckt in seinem Körper, doch er steckt zu tief in seinem Rausch.
    „ Ich mag es, wenn du grob wirst“, bringt er schließlich hervor, als er feststellt, dass ihm seine Gliedmaßen nichts mehr nützen. Ich lasse die Wut zu, die sich in mir aufstaut, und betrachte ihn eingehend mit brennenden

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