Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Kopf und ich ertappe mich dabei, wie ich leise die Melodie mitsumme. Das allerdings nur so lange, bis Alex mich merkwürdig ansieht und ich begreife. Super, jetzt habe ich auch noch Taylor Dayne im Kopf. Wer hat denn diese unpassende Schublade ausgerechnet jetzt aufgemacht? „Tell it to my heart, I can feel my body rock every time you call my name …“
Ich schüttele die Melodie ab und sehe ihn an.
„ Denk jetzt bloß nichts Falsches“, versuche ich ihn zu beruhigen, oder mich gleich mit?
Er schmunzelt vor sich hin und gibt mir ein vages „Ich denke gar nichts“ zurück. Er streift mich kurz mit einem Blick und setzt fort mit: „Ich denke sowieso überhaupt niemals.“ Aha, erwischt, Mister.
„ Wie praktisch“, erwidere ich und er wirft mir einen halb entrüsteten, halb amüsierten Blick zu. Schweigend steigen wir die Stufen zum Deck 9 hinab. Dabei suchen seine Finger die meinen und es wird ein kleines Spielchen daraus.
Der Flur von Deck 9 liegt verlassen vor uns. Am Ende des Decks liegt die von Ben bezogene Holyrood Suite in der eigentlich auch Alex sein Domizil haben müsste – wäre er nicht zu Fay in die benachbarte Suite gezogen. Ach ja, warum eigentlich? Ich meine, er hat mich doch geküsst und nicht ich ihn, oder? Was also macht er dann in Fays Suite? Andererseits wäre es mir nicht wirklich lieber, wenn er jetzt in der vor uns liegenden Suite läge, um dort ... Spaß ... zu haben. Nein, dann soll er lieber bei Fay schlafen – oder ganz alleine.
Ich versuche nicht langsamer zu werden, als wir uns meiner Suite nähern und es hat wohl auch Erfolg, denn Alex schreitet zielsicher weiter. Allerdings wird sein Schritt langsamer, je näher wir der Tür kommen. Der Geruch ist unverkennbar. Hinter der vor uns augenscheinlich verschlossenen Tür tobt eine Orgie Sondergleichen.
Mehr um mich von dem Geruch abzulenken, als um ihn wirklich ärgern zu wollen, stichele ich: „Und woran denkst du jetzt gerade nicht?“, als wir vor der Eingangstür zur Holyrood Suite angekommen sind.
Er seufzt. „Ich versuche mir nicht das Ausmaß an Sittenlosigkeit in diesem Raum vorzustellen.“
Amüsiert sehe ich ihn an. „Soll ich hineingehen?“
Er wirft mir einen zweifelnden Blick zu. „Würdest du?“
Ich zucke mit den Achseln. „Ich habe Ben versprochen, nachzukommen. Also sollte ich mein Versprechen halten, was meinst du?“
Sein Gesichtsausdruck zeigt gemischte Gefühle. „Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann.“
Seufzend baue ich mich vor ihm auf. „Hör zu. Es war nur ein Kuss. Ob daraus etwas wird, ist noch unklar.“
Er nickt langsam. In seinen Augen sehe ich die gleiche Einstellung und fahre fort: „Schön, dass du das auch so siehst.“
Ich küsse ihn sacht auf die Wange und er zuckt zurück. Beinahe so, als hätte ich ihn bei einem heimlichen Gedanken erwischt.
Also schön. „Nur weil ich da jetzt reingehe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich dann einer Massenorgie hingebe und jedem oder jeder erlaube, mich zu berühren.“ Er kann seine Erleichterung nur schwer verbergen und ich setze noch einen drauf: „Klar soweit?“ Ich grinse und danke Captain Sparrow im Stillen für diese geflügelten Worte. Er will zu irgendetwas ansetzen, doch ich lege ihm einen Zeigefinger auf den Mund, was ihn verstummen lässt. Eindringlich blicke ich ihn an.
„ Wir sind hier um herauszufinden, was mit Sharroll passiert ist. Richtig?“ Er nickt. „Also werde ich da jetzt reingehen und du bleibst hier.“
„ Warum?“ Seine Stimme ist gepresst. Es passt ihm nicht, mich alleine gehen zu lassen.
„ Weil ich derlei Dinge schon viele Male gesehen habe.“ Etwas flackert in seinem Blick. „Das heißt nicht, dass ich zwingend ein Teil dessen war. Okay?“ Er ist nicht überzeugt. „Sei jetzt bitte so professionell wie ich dich kennen gelernt habe, Alex.“
Er ringt mit sich. „Du weißt nicht, was du da von mir verlangst.“ Jetzt zittert seine Stimme leicht. „Da drinnen werden Dinge geschehen oder gerade noch im Gange sein, die jenseits dessen sind, was Menschen sich gegenseitig antun können. Es wird schmutzig sein und nichts mit körperlicher Liebe im Sinne des eigentlichen Wortes zu tun haben.“ Nun sieht er mich eindringlich an. „Ich habe das schon viele Male gesehen und jedes Mal hat es mich angewidert.“ Das letzte Wort spuckt er beinahe aus und etwas wallt zwischen uns auf.
Es ist körperlich und von einer bisher unbekannten Intensität. Für einen Moment ist er ein sehr klarer
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