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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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morgen werde ich dafür sorgen“, lallt er unverständlich.
    „ Braver Junge“, lobe ich ihn. Es gilt nun, das Mädchen zu finden, und mit raschen Schritten verlasse ich die Suite.
     
    Alex scheint kleine Kreise in den Teppich gelaufen zu haben, denn er schreckt aus seiner Wanderung auf, als ich den Flur betrete. Schnell kommt er auf mich zu. „Ich möchte mich entschuldigen …“, beginnt er, doch ich halte ihm nur stumm die Speicherkarte entgegen. Er hält inne. „Was ist das?“
    „ Dein Beweisstück, sollten Sharrolls Eltern Ben verklagen wollen, oder deine Eintrittskarte zu einem Leben, in dem du das Sagen hast und nicht Ben.“
    Überrascht schaut er mich an. „Wo hast du das her?“
    „ Aus einer Kamera, die versteckt in den Räumen aufgebaut war. Es ist alles drauf.“
    Er schlägt die Augen nieder. „Das habe ich nicht verdient“, entgegnet er leise.
    „ Ich weiß, Sharroll aber schon. Komm jetzt.“ Ich drücke ihm die Karte in die Hand und mache mich auf den Weg. Ein Blick auf eine Uhr neben den Fahrstühlen lässt mich erkennen, dass es auf vier Uhr dreißig zugeht. Verdammt!
    „ Wo müssen wir hin?“
    „ Auf Deck 12, zum Pavillon Pool.“
    Verdutzt sieht er mich im Lauf an. „Wieso das?“
    „ Weil sie das arme Mädchen dort hingebracht haben“, knurre ich. „Gleich nachdem sie sie mit Alkohol und Drogen vollgestopft hatten.“
    Alex lässt zischend den Atem entweichen, während wir die Treppen hochhasten. „Wie sind sie da hineingekommen?“, fragt er und ändert sofort seine Taktik. „Wie kommen wir hinein, wenn es abgeschlossen ist?“
    Ich grinse. „Das lass mal meine Sorge sein. Ich kenne da jemanden.“
    In der Tat habe ich meinen geistigen Ruf nach Cassandra, meinem Zimmermädchen, bereits in Bens Suite getätigt. Als Mitglied des Reinigungspersonals müsste sie auch Zugang zu der Poolanlage haben.
     
    Als Alex und ich Deck 12 und die Poolanlage erreichen, steht sie dort auch schon. Verwirrt, frierend und verschlafen.
    „ Miss Ashton?“, begrüßt sie mich. „Was machen Sie denn hier?“
    „ Keine Zeit für Erklärungen, Cassandra“, entgegne ich. „Können Sie diese Tür öffnen?“ Ich deute auf die Tür zur Anlage, während Alex mich verwundert anschaut.
    Sie schlingt ihren Mantel enger um sich und dreht sich um. „Das kann ich. Aber warum soll ich das tun?“ Ihr Akzent ist ausgeprägter, wenn sie müde ist. „Es ist nicht erlaubt, ohne Aufsicht schwimmen zu gehen.“
    Ich lächele sie an, bereit, meinen Geist auch über sie zu legen, sollte es nötig sein. „Ich möchte nicht schwimmen gehen, Cassandra. Ich möchte nur einen Blick hineinwerfen.“
    Sie sieht so aus, als ringe sie mit sich selbst, und Alex gibt mir unerwartet Schützenhilfe. „Das ist in Ordnung, Miss. Wir denken, dass sich ein Bekannter von uns aus Versehen eingeschlossen hat, als er die Anlage verlassen wollte. Können Sie uns nicht hineinlassen?“
    Ihr Gesicht drückt Zweifel aus. „Aber warum sollte sich denn jemand …?“
    Es reicht. Ich richte meine Kräfte auf sie und sage dabei: „Es dauert nicht lange, lassen Sie uns hinein und wir sind schnell wieder draußen. Niemand merkt etwas.“
    Sie zuckt leicht zusammen, als mein Geist den Ihren beinahe durchtrennt und keinen Widerstand duldet.
    „ Also gut“, murmelt sie und zieht ihre Bordkarte. Die Tür öffnet sich und wir betreten die Anlage. Im Laufschritt durchqueren wir den Vorraum. Vorbei an den links und rechts liegenden Golfstationen, auf den Poolraum zu.
    Es ist bullig warm hier drin und der Geruch ist auch unverkennbar. Chlor liegt überall in der Luft und darunter eine feine Note von etwas anderem, das ich nicht weiter definieren möchte. Leise hallen unsere Schritte von den Wänden wider. Vor allem meine Pfennigabsätze klappern ganz schön.
    Wir passieren den Empfangsbereich und das Licht springt automatisch an. Rechts von uns liegen die Herren-, links die Damenduschen.
    Wie sieht es hier denn aus? Die vielen Sonnenliegen sind zur Seite geschoben oder unordentlich übereinandergetürmt. Überall sind die flaschengrünen Handtücher verteilt und zwei Korbsessel weichen wohl schon etwas länger in dem Becken vor sich hin.
    „ Sharroll!“, rufe ich und meine Stimme halt gespenstisch durch den Raum.
    Das Glasdach ist glücklicherweise geschlossen, so dass sich meine Stimme bricht und vom Wasser wiedergegeben wird. Er erfolgt keine Antwort und ich rufe noch einmal. Cassandra hat mittlerweile auch den Poolraum betreten und

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