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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Augen.
    „ Wie … bist … du … da … hinein … gekommen?“ Jedes Wort spreche ich mit Nachdruck und die geistige Macht, die nun auf die schwachen Barrieren seines Geistes einstürzt und diese quasi im Sturmangriff überrennt, macht kurzen Prozess mit jeglicher Art von Widerstand. Meine Hände halten seinen Schädel und die künstlichen Fingernägel brechen splitternd, da sie dem Druck auf Bens Kopf doch nicht standhalten.
    Wie ein Schraubstock halte ich seinen Kopf in Händen, bereit ihn notfalls wie eine reife Tomate zu zerquetschen, wenn er mir nicht sagt, was ich wissen will – mittlerweile bereits wissen muss . Mit schwerer Stimme, die so gar nicht seine ist, fängt er nun an zu sprechen: „Ich habe einen der Beckenreiniger bestochen. Ich fand es lustig vollgedröhnt in den Pavillon Pool zu gehen und dort weiterzufeiern.“
    „ Was .. habt … ihr ... mit … Sharroll ... gemacht?“
    Sein Gesicht verzieht sich kurz zu einem Grinsen, bevor es wieder ausdruckslos wird. „Die Kleine wollte unbedingt mit dazugehören. Ist doch gar nicht so prüde, wie ihr Bruder sagt.“
    „ Was genau habt ihr gemacht?“ Unter meinen Fingernägeln spüre ich ein leichtes Rinnsal, das Bens Kopf hinunterläuft und dunkle Flecken auf dem makellosen Bettzeug hinterlässt.
    „ Wir haben sie abgefüllt. Im Queens Room schon. Alex hat es gar nicht bemerkt.“ So etwas wie Stolz klingt in seiner Stimme mit. „Als es Mitternacht wurde und er und Fay sich verpisst haben, haben wir sie hierher mitgenommen. Ich kam ja später ...“
    „ Ich weiß“, knurre ich. Seine Beschreibung will ich nicht hören. „Was … war, … als ... du … hier ... ankamst?“
    „ Die Mädchen haben ihr harte Mischungen gegeben. Außerdem haben sie sie in einen von Antonias Bikinis gesteckt. Leider hatten wir keine Stange …“
    „ Was heißt das?“
    „ Sie hat getanzt. Ganz schön beweglich, die Kleine.“ Er versucht zu lachen, doch ich verstärke sowohl meinen geistigen, als auch meinen körperlichen Klammergriff. Kopfwunden können ganz schön bluten …
    „ Was war dann?“
    Wenn die Putzfrau hier morgen reinkommt, bekommt sie sicher einen Schlaganfall. Vielleicht sollte ich Sully einen dezenten Hinweis geben? Doch warum mache ich mir darüber jetzt gerade Sorgen?
    „ Sie hat die Muntermacher geschluckt wie Smarties und dann haben wir sie auf einen Tisch gesetzt und unter Triumphgeheul mit zum Pool genommen. Immerhin mussten wir sie ja taufen.“
    In mir dreht sich alles – was für barbarische Sitten! Doch eine kleine Hoffnung bliebt: „Hat euch jemand gesehen?“
    Er grinst mittlerweile etwas schiefer. „Hältst du uns für Amateure?“
    Um ganz ehrlich zu sein? Ja! „Habt ihr sie wieder mit zurückgenommen?“
    Er kann sich nicht erinnern und sein Geist gleitet zusehends ins Unterbewusstsein ab. Ich schüttele ihn, doch er kommt nicht wieder ganz zurück. „Frag doch Desmond …“, bekomme ich noch aus ihm heraus und dann ist er weg. Es ist so, als würde man eine Lampe ausschalten. Sein Geist hat der Belastung durch meinen nicht weiter standgehalten und sich ins Unterbewusstsein zurückgezogen. Ein Schutzmechanismus.
     
    Wenn ich wollte, könnte ich ihn jetzt auch da wieder herausholen, doch das kostet zu viel Kraft und vor allem zu viel Zeit. Wenn das arme Mädchen nach wie vor da oben auf Deck 12 ist und sie sie dort allein gelassen haben, kann ihr wer weiß nicht was passiert sein. Sie kann ertrunken sein oder ist an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Horrorszenarien steigen in mir auf, die ich nur mit Mühe zurückdrängen kann.
    Ich weiß einfach, wovon ich spreche, denn so rosa verklärt meine Erinnerungen an meine exzessiven Drogenzeiten in unterschiedlichen WGs auch sind, so ist eines sonnenklar: Es war eine verdammt harte Zeit damals und wir alle balancierten ohne Sicherheitsgurte am Abgrund … und die Besten von uns haben wir dabei für immer verloren.
    Angeekelt lasse ich die Ben-Marionette fallen und steige aus dem Bett. Wo ist Desmond? Da unten in der Menge? Vermutlich – na, das kann ja heiter werden.
     

 
     
    29. In letzter Minute
     
    Es fühlt sich an, als stakse man durch knietiefe parfümierte Jauche. Nur dass ich weder eine Wathose noch wenigstens Gummistiefel trage. Die Mischung aus körpereigenen Gerüchen und Resten von ... nennen wir es mal vermischten Liebessäften ... kann eigentlich nur von einem Ganzkörperbad in Patchouli und anschließendem Aufenthalt in einer finnischen Dampfsauna

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