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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Hintergrund. Man amüsiert sich also – es sei ihm gegönnt.
    „ Hallo Barry“, flöte ich ins Telefon. Außer mir uns seinem Geliebten Nicolas – das „s“ ist vornehm stumm – darf ihn niemand so nennen. Doch ich hätte wohl auch brüllen können, denn der Geräuschpegel auf der anderen Seite macht deutlich, dass er mich nur schwer hören wird, wenn überhaupt.
    „ Stina, Darling …“, flötet es ebenso erfreut zurück. Außer ihm darf mich auch niemand Stina nennen … oder gar Darling. Na gut, bis auf einen, aber das tut jetzt nichts zur Sache.
    Anscheinend ist er in ausgelassener Stimmung.
    „ Wo bist du? Das hat ja ewig gedauert, bis du am Telefon warst. Muss ich eifersüchtig werden?“ Ich lächele. Ach Barry.
    „ Aber du weißt doch, dass ich nur dir treu bin“, gebe ich zurück und beginne damit unser Spiel, das verliebtem Geplänkel gleicht, aber rein platonisch ist. Es gehört einfach zu unserem „Deal“ und bisher habe ich es niemals als störend oder unangebracht empfunden.
    Barry überschreitet einfach eine bestimmte Grenze nicht, ganz zu schweigen von jemand anderem.
    Schaudernd denke ich an die durchnässte und totenbleiche Sharroll zurück und muss mich stark zusammenreißen.
    „ Du machst mich so glücklich, Darling“, ertönt es ganz real beinahe neben mir und ich konzentriere mich erneut auf das Telefonat.
    „ Das freut mich“, gebe ich etwas lahm zurück, und er bemerkt es prompt.
    „ Du klingst unglücklich, Darling. Ist etwas passiert?“ Manchmal bin ich von seinem feinen Radar für Stimmungen echt überfordert.
    „ Nein, ich bin nur müde. Ich bin nämlich …“ Für einen Moment bin ich gewillt ihm einfach mein Herz auszuschütten, aber das vergeht. Außerdem wär es gegen unsere Abmachung, Privates und Geschäftliches strikt zu trennen. Was würde er wohl zu Alex sagen?
    Bevor ich weiter darüber nachdenke, unterbricht er mich. „Dann ist ja gut.“
    Seine Stimme zeigt mir, dass er unbedingt etwas loswerden muss und allein schon deshalb kann ich ihm nicht böse sein. „Hast du ein weißes Kleid im Schrank?“, erkundigt er sich ganz unvermittelt. Bitte?
    „ Ähm, ja … nein … ich bin mir gerade nicht ganz sicher“, stottere ich etwas irritiert. „Wieso?“
    „ Weil du meine Trauzeugin sein sollst.“
    Für einen Moment bin ich sprachlos. „Du meinst …?“
    „ Ja“, sprudelt es aus ihm heraus. „Nicolas hat mir einen Antrag gemacht, eben gerade ganz romantisch.“ Ich bin zu keiner Reaktion fähig und höre einfach nur zu.
    „ Er hat sich vor mich gekniet und um meine Hand angehalten, ganz altmodisch. ‚Barry‘, hat er gesagt, ‚du bist der Mann meines Lebens und ich möchte nicht mehr ohne dich sein. Also, willst du mein Mann werden?‘.“
    Ich schlucke schwer. „Und was hast du gesagt?“
    „ Ich habe natürlich ‚ja‘ gesagt und im Sommer wollen wir heiraten.“
    „ Herzlichen Glückwunsch“, gebe ich tonlos und völlig überfordert zurück.
    „ Danke, Darling. Aber beantwortest du mir jetzt auch meine Frage?“
    „ Welche Frage?“
    „ Na, ob du meine Trauzeugin bist.“
    Ich löse die verkrampften Finger um mein Telefon und atme kurz durch. „Barry, ich bin gerade auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Weg nach Europa und ich weiß noch nicht, ob ich im Sommer wieder in den USA bin“, erkläre ich.
    „ Heißt das jetzt ‚ja‘?“
    Okay, er ist vielleicht ein bisschen angetrunken – oder einfach nur euphorisch.
    „ Ich würde liebend gerne, aber wahrscheinlich bin ich nicht auf dem Kontinent“, erkläre ich freundlich.
    „ Mach dir darüber keine Sorgen. Ich lasse dich einfliegen“, ist seine einfache Antwort. Natürlich, nichts leichter als das. Oh Barry.
    „ Also, ich weiß nicht …“ Kleinlaut denke ich an die Rechnung für den Flug.
    „ Wage es ja nicht, jetzt an die Kosten für den Flug zu denken“, tadelt er. „Ich heirate den Mann, den ich liebe, und da ist mir nichts zu teuer.“ Okay, das war der Ton des Geschäftsmannes, der keinen Widerspruch duldet, und nicht der des geduldigen Kunden.
    Ich seufze. „Also schön Barry. Wenn es dir so wichtig ist.“
    „ Ist es.“
    Ich seufze noch einmal innerlich, ringe mich dann aber zu einer Entscheidung durch. „Gut, dann bin ich dabei.“
    „ Du bist einfach die Beste, Darling.“ Oh, na wenn das so ist.
    „ Danke Barry.“
    Die Leitung wird schlechter und ich höre nur noch ein undeutliches „Frohes neues …“, dann ist sie tot.
    Lange starre ich das kleine Telefon

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