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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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einfach nur an und schalte es dann entschlossen aus. „Frohes neues Jahr, Nicolas und Barry“.
    Langsam und mit schweren Gliedern schleppe ich mich zum Bett zurück.
    „ Es gibt keine Zufälle“, hatte Papa Joe immer gesagt. Na wenn das so ist.
     
    Als ich ihn besser kannte, fragte ich Papa Joe nach seiner Meinung über Christus. Er sah mich sehr lange an und ich hatte schon Angst etwas Falsches gesagt zu haben. Papa Joe sagte dann einen Satz, der mich nachdenklich machte, mir später aber doch weitergeholfen hat. Er sagte: „Dieser Christus ist ein sehr netter Mann, aber er sollte sich nicht so ernst nehmen.“ Das beeindruckte mich sehr. Papa Joe hatte keine Angst vor Christus. Neben Tricia wurde er zu meinem zweiten persönlichen Helden.
     
    Genau wie damals liege ich jetzt regungslos im Bett und starre an die Decke. Mein Vater war ein besessener Irrer, daran besteht kein Zweifel – und es sind Nächte wie diese, die mich innehalten lassen, um mich einer Frage zu stellen: Wenn meine Kindheit anders verlaufen wäre, wäre ich dann das, was ich heute bin? War es mir vorbestimmt, genau diesen Weg zu gehen und gibt es tatsächlich niemanden, der meinen Weg hätte ändern können? Robert Frost sagt in einem seiner Gedichte sinngemäß: „Zwei Wege boten sich im Wald mir da, und ich nahm den, der weniger begangen war – und das veränderte mein Leben.“
    Aber hätte da nicht einfach irgendwo eine große Leuchtreklame mit der Aufschrift „ Wrong turn “ sein können? Manchmal frage ich mich das wirklich.
     
    In der Nacht nach meiner unfreiwilligen Beichte konnte ich nicht viel schlafen und starrte stattdessen die Christusfigur an. Ich konnte sie nicht sehen, wusste aber, dass sie da war. Auch wenn ich nur die Umrisse des dunklen Kreuzes auf der weißen Wand erkannte, wusste ich doch, dass es da war – genauso wie das Monster unterm Bett existierte. Es war einfach ein elementares Wissen, das einen „bei der Stange“ hielt. Ich musste viel an Tricia denken. Was sie jetzt wohl machte. War sie böse mit mir? Aber immer wenn ich mich bei ihr in Gedanken entschuldigen wollte, wanderten meine Augen zu dem dunklen Umriss über meiner Tür. Wenn Christus alles sah, wusste er dann auch alles? Konnte er dann auch meine Gedanken lesen?
    Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen und entschuldigte mich bei Christus. Ich machte die Augen zu, wusste aber ganz genau, dass er noch da war und auf mich hinabschaute. Ich versuchte zu schlafen, träumte aber von Papa Joe. Er und Christus standen sich gegenüber und stritten sich um mich. Ich stand in der Mitte und weinte, denn ich wusste nicht, wer stärker war. Sie stritten immer noch, als Christus anfing sich mit Papa Joe zu schlagen. Papa Joe wurde immer kleiner, bis er ganz verschwunden war. Christus stand alleine vor mir und schaute mich mit dem Gesicht meines Vaters an. „Siehst du“, sagt er, „ich sehe alles und ich weiß alles.“
     
    Später, viel später erfuhr ich, dass Tricia bei einem schweren Autounfall gestorben war, direkt nachdem mein Vater sie rausgeworfen hatte.
    Manchmal passieren schlimme Dinge und man kann nichts dagegen tun!
    Amen.
     

 
     
    01.01.
     

 
     
    31. Heldin wider Willen
     
    Das kann ja wohl nicht wahr sein. Da springt man einmal über seinen Schatten und rettet einem jungen Menschen das Leben und schon will alle Welt etwas von einem.
    Memo an mich: Halt dich einfach wieder raus aus Dingen, die dich verdammt nochmal nichts angehen! Wenn sie sich ihr eigenes Grab schaufeln wollen, lass sie! Im Zweifelsfall reiche ihnen eine stabile Schaufel und wünsche ihnen viel Vergnügen.
    „ Zeige mir den Weg nach unten – ich hasse den Tag, ich hasse das Licht …“ Wie recht Alf Ator doch mit diesen bescheidenen Worten hat. Und hier noch ein Tipp aus der gleichen Sparte: Wenn ihr Licht seht und ein Känguru, dann seit ihr definitiv zu weit.
    Hallo? Ich habe Ferien – na gut, bezahlter Urlaub trifft es mehr. Trotzdem muss man meine Kabine nicht den ganzen Tag belagern. Auszeit! Feierabend! Sitz! Platz!
     
    Wie oft ich aus meiner Tagesruhe gerissen wurde, kann ich nicht mehr an zwei Händen abzählen und entsprechend übel gelaunt bin ich, als endlich die Sonne untergegangen ist, ich mich nicht mehr gegen die Zentnergewichte an meinen Wimpern wehren muss und mich so intelligent wie eine Frikadelle anhöre.
    Ich glaube, es war Sully, der endlich ein Einsehen hatte. „Lassen Sie Miss Ashton doch schlafen. Sie sehen doch, dass sie selbst von

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